Kranzniederlegung am 8. Mai 2009

Görlitz-Zgorzelec. Zum 64. Mal jährt sich am 8. Mai die Zerschlagung des faschistischen Deutschlands, mit der zugleich der Zweite Weltkrieg zumindest in Europa sein Ende fand. Aus diesem Anlass wird Bürgermeister Dr. Michael Wieler Kränze in Görlitz und Zgorzelec niederlegen.

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Gedächtnis an die Kriegstoten

Mit den Kranzniederlegungen soll der im Krieg Gefallenen gedacht werden.

Freitag, 8. Mai 2009
- Friedhof der 2. Polnischen Armee in Zgorzelec, 12 Uhr, gemeinsame Kranzniederlegung mit dem Zgorzelecer Bürgermeister Rafal Gronicz
- Städtischer Friedhof Görlitz, am Holzkreuz - Gräberfeld der Gefallenen des 2. Weltkrieges, 13 Uhr.


Kommentar:

Dass der Rückspiegel in die Vergangenheit einen zartrosa Filter hat und im Abstand der Jahre alles nicht mehr so schlimm erscheint, wissen wir nicht erst seit der Verklärung der DDR-Realität.

Wenn nun aus dem "Tag der Befreiung" ein "Jahrestag der Beendigung des 2. Weltkrieges" - so der offizielle Anlass der Kranzniederlegung - gemacht wird, dann ist das nicht nur historisch falsch (denn im Pazifik ging das Töten ja fleißig weiter), sondern auch irreführend: Es ist der Tag, an dem die Deutschen von einem verbrecherischen Regime befreit wurden, dass sie selbst erst ermöglicht und großenteils zunächst befürwortet und unterstützt hatten.

Was heißt Beendigung des Krieges? Die Alliierten hatten es dankenswerter Weise geschafft, die Fritzen platt zu machen, ja, damit war es endlich zu Ende mit dem 3. Reich. Nicht auszudenken, wenn das nicht gelungen wäre - wir würden heute vermutlich mit den Händen an der Hosennaht zu Bett gehen. Vielleicht irgendwo am Ural als Siedler in geraubten Territorien, nachdem der Blockwart den Volksgenossen eine gute Nacht gewünscht hat.

Gedenken an die Gefallenen - wie verharmlosend! - kann es nicht jedem mal passieren, zu "fallen"? Womöglich "auf dem Felde der Ehre". In der Schlacht - was die Angelegeneit des gegenseitigen Abschlachtens schon besser beschreibt. Warum gedenkt man nicht deutlich der sinnlos Umgebrachten, grausam Verreckten und Verstümmelten und jener, die zu Mördern und Kriegsverbrechern gemacht wurden? Warum gedenkt man nicht der Kinder, denen Väter, Zuhause und Kindheit geraubt wurden? Das ist der Krieg - und kein Technikspiel mit tödlichem Restrisiko.

So eine Kranzniederlegung sollte also nicht nur dem Gedenken an jene dienen, die sich in den Krieg zwingen oder gar zur Kriegsbegeisterung manipulieren ließen, um sich töten oder verstümmeln zu lassen.

Sie sollte vor allem auch daran erinnern, dass deutsche Soldaten nichts in anderen Ländern zu suchen haben,

denkt Ihr Fritz R. Stänker

Kommentare Lesermeinungen (2)
Lesermeinungen geben nicht unbedingt die Auffassung der Redaktion, sondern die persönliche Auffassung der Verfasser wieder. Die Redaktion behält sich das Recht zu sinnwahrender Kürzung vor.

Befreier und Täter

Von Fritz R. Stänker am 08.05.2009 - 10:04Uhr
Im Gegensatz zu Herrn Schultzes Meinung sollten wir heute - neben allen Opfern - auch an jene denken, die sich verblenden lassen haben und im Glauben an Deutschland (oder an die Soldaten in aller Welt, die im Glauben an irgendeine "Nation") in den Krieg gezogen sind - um daraus zu lernen und Sorge zu tragen, dass so etwas nie wieder geschieht. Wir dürfen nicht vergessen, dass Menschen (vor allem durch ihre Regierungen) manipulierbar sind - was allerdings den Einzelnen nicht von seiner Verantwortung freispricht.

Zu den historischen Fakten zählt auch, dass es den Siegermächten des Ersten Weltkriegs nicht gelungen war, die Basis für eine nachhaltige Friedensordnung zu schaffen.
Und es darf daran erinnert werden: Der Zweite Weltkrieg wurde infolge des Hitler-Stalin-Paktes von Deutschland und der Sowjetunion gleichzeitig begonnen, indem beide in Polen einmarschierten und sich an der vorher festgelegten Demarkationslinie verbrüderten.

Man muss nicht linkssozialkommunistisch veranlagt sein, um Lenins Lehre vom gerechten und ungerechten Krieg zu lesen.

Täter gab und gibt es auf allen Seiten, weil der Mensch im Krieg vertiert: Katyn, Nemmersdorf ... Son My, My Lay ... Bagdad, Kabul ...

Tag der Befreiung

Von Mirko Schultze am 07.05.2009 - 12:43Uhr
Nicht immer kann ich Fritz R. Stänker recht geben und das ist auch nicht Sinn der Sache. In diesem Punkt trifft er aber den Nagel auf den Kopf.

Es macht keinen Sinn, es ist sogar gefährlich, den Tag der Befreung mit Wortschöpfungen zu versehen, welche den wahren Inhalt des Tages verschleiern. Es macht auch keinen Sinn so zu tun, als ob Naziherrschaft und 2. Weltkrieg Dinge waren, die zufällig über uns gekommen sind.
Deutschland hat das millionenfache Sterben zu verantworten und der 8. Mai ist dem Gedenken an die Befreier gewidmet, es mit dem Gedenken an Täter (gewollt oder ungewollter Weise) zu verknüpfen ist absurd.

Danken wir denen, die ihr Leben oder ihre Gesundheit ließen um unsere Freiheit zu ermöglichen.

http://www.mirko-schultze.de/gedenkveranstaltungen-anlasslich-des-tages-der-befreiung-am-8-mai/58

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  • Quelle: /red | Fritz Rudolph Stänker | Erstveröffentlichung am 07.05.2009 - 11:28 Uhr
  • Erstellt am 07.05.2009 - 10:59Uhr | Zuletzt geändert am 07.05.2009 - 16:59Uhr
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