Faszination Mittelalter

Faszination MittelalterGörlitz, 30. Januar 2023. Von Tina Beier. Das Mittelalter übt von jeher einen großen Reiz aus. Das gilt bis heute: Stolze Burgen, kunstvolle Schwerter, schöne Burgfräuleins, kraftstrotzende Ritter, Zauber und Magie, wilde Gelage… Das Leben war einfach und ursprünglich und ohne Bequemlichkeiten wie Toiletten, Bäder und Heizungen. Da musste der Mann noch Mann sein und nicht nur die Burgen, auch die Frauen wollten erobert werden.

Abb.: Der Falke ist ein Sinnbild für das Mittelalter, er verkörpert Schnelligkeit, Kraft und Freiheit. Er galt schon in der germanischen Mythologie als Vogel der Krieger und ist schneller als jeder Porsche
Foto: Klaus Dieter vom Wangenheim, Pixabay License
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Das Mittelalter-Gen ausleben: Mittelalterfeste und LARP

Mittelalterfeste können über mangelndes Interesse nicht klagen, jährlich finden sie überall in Deutschland statt. Mittelaltermärkte, Turniere hoch zu Ross mit der Lanze und Schwertkämpfe sind beliebt – am besten vor der Kulisse einer Burg, auch wenn diese längst ganz anderen Zwecken dient. Mit etwas Glück trifft man dann doch noch einen ziemlich echten Ritter wie den Ritter Helmut auf Burg Vischering. Gern kommen die Besucher passend zur Veranstaltung gekleidet, um das Mittelalter zu feiern. In der LARP-Szene – das sind Live-Action Rollenspiele – nehmen das manche sehr genau und schlüpfen für ein paar Tage in ihr Alter Ego aus dem Mittelalter.

Tipp:
Das nächste Mittelalterfest in Sachsen findet am 25. und 26. März 2023 auf Schloss Wildeck in Zschopau statt: das 20. Mittelalterspektakel.


Doch auch ganz in der Nähe von Görlitz ist die LARP-Szene anzutreffen: Wer Freude an derartigen Veranstaltungen hat, ist beim Turisedum in der Geheimen Welt von Turisede (Kulturinsel Einsiedel) richtig. Dort werden mit dem Auenlandorakel und den Feuerlohen der Wünsche immer zur Sommersonnenwende legendäre Traditionen gefeiert. Passende Kleidung ist Pflicht, kann aber ausgeliehen werden. Die Wettkämpfe hier sind echt und nicht nur Show, vor allem aber wird ausgiebig und fröhlich gefeiert und miteinander gespielt. Nur Zaungast kann man nicht sein, man muss sich voll und ganz darauf einlassen.

Eine gute Nachricht für die Damen: Wie der Turisede-Forscher Prof. Jurusch Gorlik erst unlängst nachweisen konnte, gab es im alten Turisede – im Gegensatz zum Mittelalter anderenorts – zu keiner Zeit eiserne Keuschheitsgürtel. Das macht das turisedische Mittelalter sympathisch, denn wie wäre es doch unangenehm, wenn der holde Gatte im Kampf gegen den Drachen unterliegt und der Schlüssel für den Gürtel deshalb nie zurückkommt.

Tipp:
Das nächste TURISEDUM "Das Auenlandorakel – Feuerlohen der Wünsche" findet vom 22. bis zum 25. Juni 2023 statt.

Ohne Waffen jagen wie im Mittelalter

Das Jagen ohne Waffen, nur mit Greifvögeln, geht bis in die Zeit vor Christi Geburt zurück. Bekannt dafür ist besonders der Orient und dort wird – wie auch in Europa – diese Form der Jagd noch immer praktiziert. "Falknerei" ist der Oberbegriff für das waffenlose Jagen mit Greifvögeln. Dafür abgerichtet werden Habichte, Adler und Falken.

Damit ist die Falknerei ist eine sehr spezielle Art der Jagd. Die Tiere kommen für ihre Ausbildung schon im sehr frühen Alter zum Falkner. Das ist nötig, damit die Tiere einen engen Kontakt zu jenem Menschen aufbauen können, mit dem sie später gemeinsam arbeiten werden. Hier ruht eine große Verantwortung auf dem Falkner, der deshalb für die Haltung des Tieres und die Jagd mit ihm den Falknerschein machen muss.

Ein ausgebildetes Tier mit seiner engen Bindung zum Menschen kann natürlich nicht wie ein beliebiger Gegenstand behandelt werden und nicht nach Belieben wieder abgegeben werden. Falkner benötigen ein großes und umfangreiches Wissen rund um die Jagd und den Naturschutz. Die ausgebildeten Tiere werden dann für das Jagen von Niederwild eingesetzt. In der Regel hat der Jäger zudem einen ausgebildeten Jagdhund, der ihm hilft, die Beute aufzuspüren und zu apportieren.

Niederwild, was ist das?

Die Jägersprache kennt viele eigene Begriffe, die Außenstehenden meist nicht geläufig sind. Niederwild allerdings erklärt sich fast von selbst, zu ihm zählen der Feldhase, die Ringeltaube, das Wildkaninchen, der Fasan und zum Beispiel auch die Stockente, aber auch Fuchs, Wiesel, Dachs und Marder fallen in diese Kategorie.

Auf die Jagd geht der Falkner, wie bereits geschildet, mit seinem Greifvogel und seinem Jagdhund. Der Vogel wird dabei freigelassen und schlägt seine Beute. Der Jäger hat seinen Greifvogel während der Jagd ständig im Blick und hört anhand des Glöckchens, das der Vogel trägt, dass dieser die Beute erlegt hat. Doch der Vogel apportiert sie nicht, sondern kehrt zum Falkner zurück, der ihn belohnt. Nun kommt der Hund zum Einsatz, der die Beute aufspürt und zum Falkner bringt.

Tipp:
Für diejenigen, die sich für die Jagd interessieren, lohnt sich der Besuch im Burg- und Jagdmuseum auf Burg Falkenstein. Die im Jahre 1120 über dem Selketal erbaute Anlage gehört zu den schönsten Burgen im Harz.

Mittelalterfilme – von abenteuerlich bis außerordentlich lustig

Wer sich für das Mittelalter begeistert oder einfach nur gern Filme aus dieser Zeit ansieht, sollte die Highlights wie "The Adventures of Robin Hood" (in Deutschland: "Robin Hood – König der Vagabunden") – ein Farbfilm aus dem Jahr 1938 mit Errol Flynn – nicht entgehen lassen. Für die Produzenten Warner Brothers war das damals der teuerste Film überhaupt. Noch heute ist er für viele die beste Robin-Hood-Verfilmung aller Zeiten.

Wer aber kräftigen, manchmal nicht ganz jugendfreien schwarzen Humor verträgt, ist richtig, wenn er Monty Pythons "Die Ritter der Kokosnuss" auf der Suche nach dem heiligen Gral begleitet. Beide Filme sind auf YouTube leicht zu finden. Genüsslich hatte der Görlitzer Anzeiger im Jahr 2013 vom in Wunsiedel im Fichtelgebirge aufgeführten Musical "Spamalot" berichtet, das durch "liebevolles Fleddern" des erwähnten Monty Python Films entstanden ist. Das Mittelalter lebt – es lebe das Mittelalter!

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  • Quelle: Tina beier | Foto: klausdie / Klaus Dieter vom Wangenheim, Pixabay License
  • Erstellt am 30.01.2023 - 17:46Uhr | Zuletzt geändert am 30.01.2023 - 19:38Uhr
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