Der drohende WuKaMenta-Skandal
Dresden / Radebeul, 29. März 2018. Noch im Vorjahr durften die Wunderkammer-Festspiele (WuKaMenta), hinter denen das Lügenmuseum Radebeul steht, auf den Dresdner Neumarkt einladen. Angesprochen und gebeten waren damals unter anderem kunstsinnige Pegida-Anhänger und sonstige Wutbürger, ihre Kunstkritik tätlich auszuüben, indem sie Bratpfannen auf ein Kunstwerk eigener Wahl werfen konnten. Mehr als 30 Künstler waren dabei, unter einigen tausend Besuchern rund 0,175 Prozent Wutbürger, wenn man den Angaben einer Vertreterin der Ortspresse für Pfingstmontag 2017 Glauben schenken darf.
"...ist nicht mehr genehmigungsfähig."

Thema: Woanders

"Woanders" – das ist das Stichwort, wenn der Görlitzer Anzeiger auf Reisen geht und von Erlebnissen und Begegnungen "im Lande anderswo" berichtet. Vorbildliches, Beispielhaftes und Beeindruckendes erhält so auch im Regional Magazin seine Bühne.
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Im Jahr 2018, in dem die WuKaMenta vom 6. bis 21. Juni stattfinden soll, wird alles ganz anders, weil der Stadtrat der Kunststadt Dresden für den Neumarkt ein "Nutzungskonzept, welches Art und Maß der möglichen Sondernutzungen für diesen Bereich" regelt, wie das Straßen- und Tiefbauamt der Landeshauptstadt Dresden im Schreiben vom 19. März 2018 dem Kunst der Lüge e.V. mitteilt, beschlossen hat. Folge: "Die Durchführung Ihrer Veranstaltung auf dem Neumarkt ist nicht mehr genehmigungsfähig."
Dazu haben sich Maike, Dorota, Sixtina und Reinhard vom Verein einen einhelligen Standpunkt erarbeitet: "Wir haben die vorgetragenen Überlegungen des Oberbürgermeisters und der Kulturbürgermeisterin, allgemein die Kunstaktivitäten auf die Prager Straße zu verlegen, diskutiert. Ortsspezifische Kunst kann nicht einfach verschoben werden. Ein dadaistischer Gottesdienst vor einem Einkaufszentrum ist abwegig. Das ist eine neue Situation, erfordert eine andere Herangehensweise, dafür wäre ein vollkommen neues Konzept notwendig. Auch wenn Kreativität keine Anleitung benötigt, keine Methode zulässt und wir der Idee der Formlosigkeit folgen..."
Sie arbeiten nun an einem Thesenpapier und wollen am Weltlügentag darüber diskutieren.
Kommentar
Kunst kann, ja Kunst soll unangenehm sein, wenn sie vermeintlich heilen Welten den Deckmantel entreißt. Welcher Ort wäre geeigneter dafür als der Dresdner Neumarkt, der nach dem Inferno der Bombennacht von 1945 wieder zur touristenfreundlichen Illusion der historischen, der kunstsinnigen Stadt herausgeputzt ist?
Wenn es stimmt, dass die Stadtoberen in Dresden Kunstaktivitäten auf eine Einkaufs- und Schlendermeile verlegen wollen und damit Kunst zur Belustigung degradieren, dann ist das ein Totalversagen. Ein Kunstaktionsverbot per Sondernutzungsregelung für bestimmte Plätze folgt dem Irrtum, man könne Konflikte per Untersagung (oder Verlagerung) vermeiden, anstelle sie zu thematisieren und ans Licht zu bringen. Das war Manaf Halbouni mit seinem "Monument" aus drei Bussen vor der Silhouette der Frauenkirche gelungen, als er das gesunde Dresdner Volksempfinden von einer heilen Stadt gnadenlos – wenn auch unbeabsichtigt – ad absurdum führte. War die daraufhin entstandene Diskussion über Kunst, den Krieg in Syrien und über Demokratie etwa unangenehm? Aber genau das erzeugt doch Bewegung!
Was da in Dresden in Bezug auf Kunst im öffentlichen Raum durch die Einschränkung von Sondernutzungen auf dem Neumarkt läuft, erinnert an den Schildbürgerbeschluss des Stadtrates des Erzgebirgsstädtchens Schwarzenberg vom Januar 2018: Hier werden die beiden Freilichtbühnen der Stadt "für Veranstaltungen, die einen politischen Charakter haben, nicht mehr zur Verfügung gestellt".
Wie mutlos man sein muss, um solche Beschlüsse wie in Dresden und in Schwarzenberg zu fassen. Wenn Demokratie beginnt, sich vor der Auseinandersetzung zu scheuen, hat sie schon verloren, meint Ihr
Thomas Beier



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- Quelle: red | Kommentar: Thomas Beier | Foto: Görlitzer Anzeiger
- Erstellt am 28.03.2018 - 19:18Uhr | Zuletzt geändert am 29.04.2021 - 13:21Uhr
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