Münster am Tag danach
Münster, 8. November 2022. Von Thomas und Tina Beier. Vom 3. bis zum 4. November war das "niedliche Münster", wie ein Rundfunk-Korrespondent die stolze Stadt nannte, wieder einmal Zentrum der großen Politik: Die Außenminister der G7-Staaten waren angereist und es passierte, was die Münsteraner so wohl noch nie erlebt haben: Teils war Fahrradfahren in der Innenstadt verboten.
Zwei Tage lang Stadt der Fahrradschieber
Thema: Woanders
"Woanders" – das ist das Stichwort, wenn der Görlitzer Anzeiger auf Reisen geht und von Erlebnissen und Begegnungen "im Lande anderswo" berichtet. Vorbildliches, Beispielhaftes und Beeindruckendes erhält so auch im Regional Magazin seine Bühne.
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Kolportiert wird, dass es die Idee von Münsters Oberbürgermeister Markus Lewe gewesen sei, das Treffen, dessen Hauptthema der Ukraine-Krieg war, im symbolträchtigen Friedenssaal des historischen Rathauses stattfinden zu lassen. Hier wurde 1648 der Spanisch-Niederländische Frieden als Teil des Westfälischen Friedens beschworen. Dass Lewe, Oberbürgermeister in dritter Amtsperiode, Präsident des Deutschen Städtetages ist, dürfte für die Umsetzung der Idee nicht hinderlich gewesen sein.
Der Münsteraner – wie der Westfale überhaupt – fühlt sich wohl, wenn alles seine Ordnung hat. So wurden die weitläufigen Absperrungen, die bereits im Laufe des Mittwochs aktiviert wurden, mit geradezu preußischer Disziplin hingenommen. Ans Eingemachte ging es den Münsteranern jedoch, als sie in bestimmten Bereichen aufgefordert wurden, vom Drahtesel abzusteigen und zu schieben. Das betraf etwa Anwohner der Sperrbereiche und jene, die einen Termin dort nachweisen konnten. Und dann war auch noch die Promenade, bekannt als Fahrradautobahn, von Polizeifahrzeugen verstellt!
Logisch, dass die Umstände des G7-Gipfels am Wochenende Thema waren, auch in den Straßencafés, in die das schöne Wetter zum Herumsitzen in der Sonne einlud. Wie schnell man unter Terrorverdacht gerät, berichtete nicht ohne Stolz über das erlebte Abenteuer ein junger Mann: "Ich habe nur einmal mit der Fahrradklingel geklingelt und war sofort von 13 Polizisten umstellt!" Die rund 3.000 Beamten kamen aus aller Herren Länder, gesichtet wurden Uniformträger etwa aus Bayern und Sachsen.
Im Friedenssaal war für das G7-Treffen umgeräumt worden, schließlich musste der runde Tisch – er reist zu jedem der Treffen mit – aufgestellt werden. Dass bei dieser Gelegenheit das Ratskreuz mit dem angenagelten Herrn für die Dauer des Treffens entfernt wurde, stieß auf Verwunderung und Unmut. Auch im LWL-Museum gab es für das Treffen Veränderungen, denn hier befand sich das Pressezentrum. Relativ gering betroffen war der Wochenmarkt auf dem Domplatz, der am Wochenende nach dem G7-Treffen allerdings einen besonderen Ansturm erlebte.
Dass sich zum G7-Treffen die sieben wirtschaftsstärksten Industrieländer – das sind Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Japan Kanada und die USA – trafen, half manchem Einzelhändler in den noblen Geschäften am Prinzipalmarkt über die sperrgebietsbedingte Kundenflaute ein wenig hinweg: Offenbar verbanden einige aus der Entourage das Außenministertreffen mit der Gelegenheit zum Shopping.
Während viele der Delegierten im Atlantic Hotel wohnten – Außenministerin Baerbock verzichtete auf die 850 Meter Fußweg zum Tagungsort und fuhr wohl aus Sicherheitsgründen lieber mit der Motordroschke –, residierten die US-Amerikaner um Tony Blinken im Mövenpick. Was mag sich der aus Finnland stammende und 1992 nach Deutschland gekommene Küchenchef Kimmo Jukka Mikael Helén gedacht haben, als die Amerikaner statt eines exzellenten Menüs Burger und Pommes bestellten?
Und inhaltlich? Da standen der Krieg in der Ukraine und die Unterstützung für die Ukrainer, die Menschenrechtsverstöße im Iran und dessen Waffenlieferungen an Russland, der Hunger und die Lage in Afrika, China und der Klimawandel im Fokus. Vor allem ging es aber wohl um eins: Sich zu sehen und zu vergewissern, dass man in grundsätzlichen Fragen an einem gemeinsamen Strang zieht.
Die Diskussion, ob das nun wirklich im Herzen der 300.000-Einwohner-Stadt an der Aa sein musste, gehörte zu den Kaffeehaus-Themen des Wochenendes. Positiv anzumerken ist jedenfalls das Lob, das sich die Polizei und die Münsteraner nach dem Ende des G7-Gipfels gegenseitig ausstellten: Unterm Strich verlief alles friedlich und freundlich. Rund ein Dutzend Demonstrationen aus Anlass des G7-Gipfels erreichen teils bei weitem nicht die erwarteten Teilnehmerzahlen.
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- Erstellt am 07.11.2022 - 08:40Uhr | Zuletzt geändert am 09.11.2022 - 11:14Uhr
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