Bundesverdienstkreuz für Willi Xylander

Bundesverdienstkreuz für Willi XylanderGörlitz, 8. Juli 2022. Gestern wurde Prof. Dr. Willi Xylander, Direktor des Senckenberg Museums für Naturkunde Görlitz, in Dresden das Bundesverdienstkreuz verliehen. Es handelt sich um die höchste Anerkennung, mit der die Bundesrepublik Verdienste um das Gemeinwohl würdigt. Xylander setze sich seit mehr als 25 Jahren in herausragender Weise für Wissenschaft, Kultur und Gesellschaft ein, heißt es in der Begründung des Bundespräsidialamtes. Der sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer überreichte den Orden im Namen des Bundespräsidenten.

Abb.: Prof. Dr. Willi Xylander gehört zu jenen Sachsen, die gestern mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt wurden
Foto: Antonia Gern
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Direktor des Senckenberg Museum für Naturkunde Görlitz für seinen Einsatz für Wissenschaft, Kultur und Gesellschaft ausgezeichnet

Sich auf die Größe einer Assel schrumpfen lassen, um die Vielfalt des Lebens unter unseren Füßen zu erkunden, virtuell durch das Neißetal fliegen und dabei Zeiten von vor 2.000 Jahren erleben oder in einem Hologramm faszinierende Grundwassertiere bestaunen – dies sind nur einige der aktuellen Museumsprojekte, die Prof. Dr. Willi Xylander als Direktor des Senckenberg Museum für Naturkunde Görlitz mit seinem Team realisiert hat. "Willi Xylander steht für unabhängige und von Neugier getriebene Wissenschaft, Innovation, fundierte Wissenschaftsvermittlung und ein herausragendes Engagement – sowohl für die Gesellschaft als auch für die Forschung. Ich freue mich außerordentlich, dass er heute mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet wird", gratulierte Prof. Dr. Klement Tockner, Generaldirektor der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung.

Vom Museum zum Forschungsinstitut

Xylander es geschafft, das heutige Senckenberg Museum für Naturkunde Görlitz von einem Landesmuseum zu einem internationalen und international erfolgreichen Forschungsinstitut zu entwickeln, das einen modernen Institutscampus, der gerade in Görlitz entsteht, und alle Sammlungen und Forschungsbereiche unter einem Dach vereinigen wird.

Xylander vervielfachte nicht nur den Umfang der wissenschaftlichen Arbeitsfelder am Museum, sondern auch deren Vermittlung in die Gesellschaft. Unter seiner Ägide wuchs die Zahl der Beschäftigten von rund 40 auf heute 120. Das Forschungsgebiet der Zoologie der Bodentiere erfuhr durch Willi Xylander eine besondere internationale Ausstrahlung – das Görlitzer Institut ist hier führend in Europa, die internationale Zeitschrift "Soil Organisms" wird in Görlitz herausgegeben. Sie trägt ebenso wie das Verbundprojekt "Edaphobase" – eine komplexe online-Datenbank zur Verbreitung und Ökologie von Bodentieren – enorm zur Wertschätzung der Bundesrepublik Deutschland im Forschungsgebiet bei.

Aktiv in Kultur und Bildung

Einen noch stärkeren Eindruck in der Gesellschaft hinterlassen die internationalen Aktivitäten von Willi Xylander in den Bereichen von Kultur und Bildung. Er initiierte rund 25 Wanderausstellungen, die aus Görlitz und Deutschland heraus in sechs anderen europäischen und asiatischen Ländern zu sehen war. Zu den Ausstellungen zählen etwa "Via Regia – Straße der Arten" oder "Die dünne Haut der Erde – unsere Böden", die auch im Europaparlament in Brüssel gezeigt wurde.

Eine große wissenschaftlich-kulturelle Innovationskraft weist das Projekt "museum4punkt0 – Digitale Strategien für das Museum der Zukunft" auf, das bahnbrechende neue Präsentationsformen wie eine Virtual Reality-Visualisierung des Bodens oder ein Hologramm von Grundwassertieren entwickelt hat. Die Wanderausstellungen und digitalen Angebote verzeichnen inzwischen Besucherzahlen im siebenstelligen Bereich und sind ein wesentlicher Beitrag zur Vermittlung von Wissenschaft in die weitere Gesellschaft.

Willi Xylander hatte deutlichen Einfluss auf die weitere Internationalisierung des Internationalen Hochschulinstitutes (IHI) Zittau, einer Zentralen Wissenschaftlichen Einrichtung der TU Dresden. Er war seit 2014 maßgeblich beteiligt an der Etablierung der neuen internationalen Master-Studiengänge "Biodiversity and Collection Management" und "Ecosystem Services". Bislang haben Studenten aus mehr als 30 Ländern an den beiden Master-of-Science-Studiengängen teilgenommen – ein wesentlicher Beitrag zur Internationalisierung der TU Dresden und für den Hochschulstandort Deutschland, der damit international eine besondere Wertschätzung erfährt.

Grenzenlose Zusammenarbeit

Xylander steht insbesondere die internationale Zusammenarbeit mit Polen. Neben mehrsprachigen Wanderausstellungen initiierte er die erste mehrsprachige Kinderuniversität Deutschlands. Hier werden seit seit 35 Semestern wissenschaftliche Vorträge für deutsche und polnische Kinder angeboten. Durch sein außerordentliches Engagement um den deutsch-polnischen Kulturaustausch hat sich Willi Xylander herausragende Verdienste erworben, wofür ihm 2016 die Europastadtmedaille "Für Verdienste um die Europastadt Görlitz/Zgorzelec" verliehen wurde.

Neben seiner Tätigkeit als Museumsleiter, Bodenzoologe und Hochschullehrer liegt Xylander eine weitere Form des Kulturaustausches besonders am Herzen: Als Präsident der Gesellschaft zur Verleihung des Internationalen Brückepreises der Europastadt Görlitz/Zgorzelec engagiert er sich seit Jahrzehnten in der Ehrung von Persönlichkeiten, die sich in besonderer Weise um die Völkerverständigung und Demokratie des Zusammenlebens von Nationen, Kulturen, Völkern und Religionen verdient gemacht haben.

Teil der Görlitzer Westfalen-Community

In Görlitz hat sich seit 1990 eine nicht geringe Anzahl bedeutender Westfalen angesiedelt. Willi Xylander wurde 1955 in Hagen/Westfalen geboren. Nach seinem Wehrdienst 1977 begann er das Studium der Biologie an der Georg-August-Universität Göttingen, das er 1982 abschloss. Im Anschluss begann er mit einer Dissertation über Fischparasiten bei Peter Ax.

Im Dezember 1992 folgte die Habilitation im Fach Zoologie am Fachbereich Biologie der Gießener Universität, ehe er dort von April 1993 bis August 1994 die Vertretung einer C3-Professur für Ökologie und Systematik der Tiere übernahm. Im Oktober 1993 war Xylander zudem Mitarbeiter in der Redaktion Medizin des Bayerischen Rundfunks. Von April 1993 bis März 1997 war er Privatdozent für das Fach Zoologie an der Justus-Liebig-Universität Gießen.

Zum 1. Oktober 1995 wurde Xylander Direktor des Staatlichen Museums für Naturkunde Görlitz, das seit dem 1. Januar 2009 das Senckenberg Museum für Naturkunde Görlitz ist. Seit dem Sommersemester 1997 ist Xylander Honorarprofessor für Spezielle Zoologie an der Universität Leipzig, seit Juni 2016 Professor für Spezielle Zoologie (Wirbellose) an der Technischen Universität Dresden und seit November 2016 Mitglied der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät der Dresdner Universität.

Von 2003 bis 2010 war Xylander Vizepräsident des Deutschen Museumsbundes. Xylander verfasste bisher mehr als 170 Fachartikel, rund 300 populärwissenschaftliche Artikel und zeichnete für rund 25 Wanderausstellungen verantwortlich, die in sieben Ländern mehr als vier Millionen Besucher erreichten.

Xylander lebt in Görlitz, ist verheiratet und hat drei Kinder. Bei seinen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen ist er als Chef respektiert und beliebt.

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  • Quelle: red | Foto: Antonia Gern
  • Erstellt am 08.07.2022 - 08:13Uhr | Zuletzt geändert am 08.07.2022 - 08:36Uhr
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