Lesung im Kulturforum der Synagoge Görlitz

Lesung im Kulturforum der Synagoge GörlitzGörlitz, 14. Oktober 2021. Roman Knižka liest im Kulturforum Synagoge Görlitz "Ich hatte einst ein schönes Vaterland…" Im Zusammenspiel mit Musikern nimmt der Schauspieler 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland in den Blick.

Abb.: Als Neue Synagoge von 1909 bis 1911 errichtet dient der Kuppelsaal des komplett sanierten Hauses heute vor allem weltlichen Veranstaltungen, während in der hinter dem großen Thoraschrein gelegenen kleinen Wochentagssynagoge, die ebenfalls über einen Thoraschrein verfügt, die Jüdische Gemeinde Görlitz/Zgorzelec und Umgebung e.V. jedermann zu Gebet und Andacht einlädt.
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Lesung und Kammerkonzert

Thema: Lesebühnen

Lesebühnen

Lesebühnen sind in Görlitz fester Kulturbestandteil - teils musikalisch unterlegt, teils mit Autoren von vor Ort, teils mit weitgereisten Schreib- und Lesenden.

"Ich hatte einst ein schönes Vaterland …", dichtete der Jude Heinrich Heine 1832 im Pariser Exil. Der aus Bautzen / Budyšín stammende Schauspieler Roman Knižka wählte diese Worte als Leitspruch des literarischen Kammerkonzerts, das er gemeinsam mit dem Bläserquintett "Opus 45" und der Sopranistin Maria-Isabella Jung veranstaltet.

Ausgewählte Texte und Musikstücke aus vier Jahrhunderten zeigen, wie jüdische Philosophen, Komponisten und Dichter die deutsche Kultur prägten. Berichte aus dem Alltagsleben vermitteln Glanz und Elend der jüdischen Emanzipation, die nicht selten mit einem als schmerzlich empfundenen Identitätsverlust einherging. Sie veranschaulichen die faszinierende Vielfalt jüdischen Lebens auf deutschem Boden und berichten von der Entrechtung, Vertreibung und Vernichtung deutscher Juden unter dem nationalsozialistischen Regime.

Roman Knižka liest aus Texten von Moses Mendelssohn und seinem Freund Gotthold Ephraim Lessing, der dem jüdischen Philosophen der Aufklärung im Versdrama "Nathan der Weise" ein literarisches Denkmal setzt. Zwei unterschiedliche Perspektiven auf die Frankfurter Judengasse finden sich in den Betrachtungen Johann Wolfgang von Goethes und des jüdischen Schriftstellers Ludwig Börne. Texte von Richard Wagner und Heinrich von Treitschke stehen beispielhaft für den deutschen Antisemitismus des 19. Jahrhunderts.

Die jüdische Dichterin Mascha Kaléko, die 1938 vor den Nationalsozialisten in die USA floh, greift Heinrich Heines Zeilen zum Exil im 20. Jahrhundert neu auf. Der Beitrag Anita Lasker-Wallfischs, die als Cellistin im Mädchenorchester von Auschwitz den NS-Terror überlebte, führt den Zivilisationsbruch des Holocausts eindrücklich vor Augen. Die Lesung schließt ab mit dem zeitgenössischen Autor Max Czollek und seiner 2018 veröffentlichten Streitschrift "Desintegriert Euch!"

Im musikalischen Teil des Abends spielt "Opus 45" Werke der Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy, Gustav Mahler, Jacques Offenbach, Viktor Ullmann, Abraham Goldfaden und anderen – eigens arrangiert für das Bläserquintett. Sopranistin Maria-Isabella Jung trägt jiddische Lieder vor.

Prädikat: Unbedingt hingehen!
Montag, 25. Oktober 2021, von 19 bis 21 Uhr,
Kulturforum Görlitzer Synagoge, Otto-Müller-Straße 3, 02826 Görlitz.

Der Eintritt ist frei. Es gilt die 3G-Regel. Eine Veranstaltung der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung anlässlich des Festjahres 2021 "1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland".

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  • Quelle: red | Foto: © BeierMedia.de
  • Erstellt am 14.10.2021 - 12:13Uhr | Zuletzt geändert am 14.10.2021 - 13:31Uhr
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