Die Sorbendörfer retten!

Berlin | Bautzen / Budyšin, 23. Juni 2013. Schon mehr als 600 Unterschriften hat die Lausitzer Allianz / Łužica Alianca für die Online Petition "Stoppt Enteignung durch Kohlelobby - Sorbendörfer retten!" gesammelt. Die Petition richtet sich an den Bundespräsidenten Joachim Gauck, den sächsischen Ministerpräsidenten Stanislaw Tillich und an Sven Morlok, Staatsminister für Wirtschaft in Sachsen.

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Enteignungen für Kohleabbau sind Verstoß gegen die Menschenrechte

Die Lausitzer Allianz kritisiert vor allem, dass trotz des von den Landesverfassungen garantierten Schutzes wendischer und sorbischer Heimat, Sprache und Kultur in Wahrheit immer sorbische Dörfer abgerissen werden - inzwischen mehr als 130. Sie beklagt die "skrupellose Verwüstung unwiederbringlicher Kulturlandschaften" und die "inkompetenten, selbstherrlichen und rechtswidrigen Eingriffe" deutscher Behörden in Regelungsfragen, die die Landesverfassungen ausdrücklich in sorbische Hände legen, insbesondere im Bildungsbereich.

Im Zentrum der Kritik stehen die Braunkohleverordnungen aus der Nazizeit, auf deren Basis noch heute enteignet wird, damit sich Tagebaue ausweiten oder neu erschlossen werden können. Der die Lebens- und Umwelt zertörende Abbau der lausitzer Braunkohle dient längst nicht mehr der Allgemeinheit - im Gegenteil: Die Enteignungen zeigen sich als Verstöße gegen die Artikel 12 ("Niemand darf willkürlichen Eingriffen in sein Privatleben, seine Familie, seine Wohnung und seinen Schriftverkehr oder Beeinträchtigungen seiner Ehre und seines Rufes ausgesetzt werden. Jeder hat Anspruch auf rechtlichen Schutz gegen solche Eingriffe oder Beeinträchtigungen.") und Artikel 17 Abs. 2 ("Niemand darf willkürlich seines Eigentums beraubt werden.") der UNO Menschenrechtserklärung.

Mehr:
Online Petition "Stoppt Enteignung durch Kohlelobby - Sorbendörfer retten!"
auf change.org

Mehr vom Mitinitiator der Petition Tomaš Kappa auf blogspot.de (scrollen)
Die Lausitzer Allianz auf blogspot.de

Erfahren Sie mehr im Kommentar des Görlitzer Anzeigers
vom 20. Juni 2013 zum Beitrag:

Tagebau frisst Gleise


Kommentar:

Nennen Sie mir ein Volk, das in den letzten tausend Jahren keinen Krieg angezettelt hat! Mir fallen da nur die Sorben und Wenden ein, eine nationale Minderheit in der Ober- und Niederlausitz.

Durch die Jahrhunderte haben sie der Germanisierung widerstanden. Nun steht die größte Bedrohung vor dem kleinen slawischen Volk: Erneut soll ein großer Teil seines angestammten Siedlungsgebietes zwecks Braunkohlengewinnung und -verstromung abgebaggert werden. Tagebau Nochten II heißt das ethisch wie wirtschaftlich umstrittene Projekt. Ein Gutachten gelangt zu dem Schluss, dass die im Gebiet Nochten II zu gewinnende Kohle für den Weiterbetrieb der Kraftwerke in der Lausitz gar nicht erforderlich sei (siehe oben verlinkter Kommentar).

Das in der Politik beliebte Wort "alternativlos" greift im Falle des Braunkohle-Raubbaus nicht: Die weitere Entwicklung der dezentralen und intelligent vernetzten Stromerzeugung macht es schlichtweg unnötig, Siedlungsraum und Kulturlandschaft zu vernichten.

Es ist im höchsten Maße ethisch verwerflich, Menschen ihres Lebensumfeldes durch die Wegnahme desselben zu berauben.

Seiten der Politik - vom Landkreis bis zum Bundespräsidenten - ist eine neue Moral gefragt,

meint Ihr Fritz R. Stänker

Kommentare Lesermeinungen (2)
Lesermeinungen geben nicht unbedingt die Auffassung der Redaktion, sondern die persönliche Auffassung der Verfasser wieder. Die Redaktion behält sich das Recht zu sinnwahrender Kürzung vor.

Nochten II Braunkohle - Veranstaltungstermin

Von Prof. Dr. Joachim Schulze am 28.06.2013 - 20:06Uhr
@Herrn Stänker:

Klare und ungewohnt kritische Anmerkungen in einer der Braunkohle nahezu hörigen Polit- und Presselandschaft!
Falls Sie und die geneigte Leserschaft mehr über Nochten II erfahren möchten:

Ein berührender Film des mdr und anschließende Diskussion:
Quo vadis Landkreis Görlitz?
Filmvorführung und Diskussion zum Tagebau 'Nochten II' am 02. Juli um 19:30 Uhr im Camillo in Görlitz

Mit dieser Veranstaltung wollen das Aktionsbündnis 'Strukturwandel jetzt-Kein Nochten II' und Bündnis 90 /Die Grünen im Kreistag Görlitz über die Folgen einer Erweiterung des Tagebau Nochten informieren.

Auf Antrag der Bündnisgrünen wird am 03. Juli das Thema in Kreistag behandelt. (ab 15:00, gleich im ersten Teil!) Wir laden alle Bürgerinnen und Bürger ein, sich bereits am 02. Juli aus der Perspektive der Betroffenen zu informieren.

19:30 Uhr Filmvorführung "Der Wahnsinn der Braunkohle"

im Anschluss Podiumsdiskussion mit

Prof. Dr. Joachim Schulze, Kreisrat Görlitz, Bündnis 90 / Die Grünen

Adrian Rinnert, Aktionbündnis 'Strukturwandel jetzt - Kein Nochten II'

Stephan Kühn, MdB, Bündnis 90 / Die Grünen

Torsten Kohl, parlamentarisch-wissenschaftlicher Berater bei der Fraktion DIE LINKE
im Sächsischen Landtag; Grüne Liga Dresden/Oberes Elbtal e.V.

Moderation Thomas Pilz, Kreisrat und Sprecher KV Görlitz B90/GRÜNE

Also, dazu eine herzliche Einladung!

Kommentar und Beitrag zur Lausitzer Kohlepolitik

Von Hannes Wilhelm-Kell am 24.06.2013 - 18:58Uhr
Geehrte Redaktion, lieber Herr Fritz R. Stänker,

das nenne ich mal ein klares Bekenntnis!

Schnörkellos und auf dem Stand des aktuellen Zeitgeistes!

Meinen Glückwunsch zu dem gelungenen Beitrag und der offenen Parteinahme für eine Lausitzer Zukunft, zudem meinen persönlichen und herzlichen Dank!

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  • Quelle: TEB | Fritz Rudolph Stänker
  • Erstellt am 23.06.2013 - 09:04Uhr | Zuletzt geändert am 19.02.2014 - 18:11Uhr
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