Das Ende der DDR in Görlitz

Dresden | Görlitz-Zgorzelec. Von den 1,1 Millionen Euro, die von der Sächsischen Staatsregierung zum Gedenken an den Untergang der DDR - heute oft verklärt als "Friedliche Revolution" bezeichnet - bereit gestellt wurden, ist auch ein Anteil in Görlitz angekommen.

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Fritz R. Stänker und die Freiheit ohne Bedienungsanleitung

„Die Friedliche Revolution und die Deutsche Einheit waren Ereignisse von herausragender historischer Bedeutung für ganz Deutschland und gerade für Sachsen. Der Mut hunderttausender Menschen, die hier für Freiheit und Demokratie demonstrierten, führte zur Wiedervereinigung beider deutscher Staaten", erinnert sich Ministerpräsident Stanislaw Tillich. Ziel aller für 2009 geplanten Aktivitäten der Staatsregierung sei es, die Leistung dieser Menschen zu würdigen, gegen das Vergessen zu arbeiten und die Identität Sachsens als "Kernland der Friedlichen Revolution" zu schärfen.

Die Staatsregierung stellte aus diesem Grunde 1,1 Mio Euro zur Verfügung, um unterschiedlichste Projekte zum Gedenken an diese Zäsuren sächsischer, wie deutscher Geschichte zu fördern. Auch nach Görlitz flossen bedeutende Mittel an verschiedene Initiativen, Vereine und Institutionen. Das Interesse an diesen wichtigen Jubiläen war gerade in Görlitz von Anfang an sehr groß. Besonders die Rettung der mehr und mehr verfallenden Stadt hatte in Görlitz die Wendeakteure auf den Plan gerufen.

Das breite Interesse am Wende-Jubiläum verdeutlicht die Vielzahl der Görlitzer Projekte und Veranstaltungen. Unter Federführung des aus Mönchengladbach stammenden Görlitzer Bürgermeisters Dr. Michael Wieler entstand eine Arbeitsgemeinschaft zur Projektkoordination. Ein Flyer der Kultur.Service Görlitz mit den Terminen der wichtigsten Veranstaltungen ist bereits erschienen und u.a. in der Bürgerinformation Rathaus/Jägerkaserne erhältlich.

Ausgewählte Wendejubiläumsprojekte in Görlitz:

„Fragt uns. Wir waren dabei!“. Das Projekt bringt Jugendliche mit Zeitzeugen und Initiatoren der Friedlichen Revolution zusammen. Europahaus Görlitz e. V. Noch bis Ende 2009.

Ausstellungsbus „1989 (Unser Aufbruch) 2009“ - Eine Ausstellung der Sächsischen Staatskanzlei in Kooperation mit dem Sächsischen Landesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR. Vom 17. bis 22. September 2009 in Görlitz.

Grenzfälle. Nahaufnahmen vom Verschwinden der innerdeutschen Grenze. Ausstellung im Görlitzer Rathaus, Eröffnung: 30. September 2009, 19:00 Uhr. Ein Projekt der Fotografen Heinz Dargelis, Eberhard Klöppel, Peter Leske, Werner Schulze, Bernd-Horst Sefzik und Gerhard Zwickert. 30. September bis 28. November 2009, Kulturhistorisches Museum.

Erinnerungsgottesdienst an die Friedensgebete im Herbst 1989 mit anschließendem Festakt und Eröffnung der neu erarbeiteten Ausstellung „Friedensgebete im Herbst 1989“. 6. Oktober 2009, 18:30 Uhr Frauenkirche zu Görlitzö.

Bluesmesse mit der Engerling Blues Band. 9. Oktober 2009, 19 Uhr Frauenkirche zu Görlitz.

Kurzchronik der Ereignisse 1989/90 in Görlitz:

7. Mai 1989
Fälschung der Kommunalwahlen in der DDR löst Proteste auch Görlitzer Bürgerrechtler aus

6. Oktober 1989
Erstes Friedensgebet in der Görlitzer Frauenkirche

13. Oktober 1989
Zweites Friedensgebet in der Görlitzer Frauenkirche

5. Dezember 1989
Auflösung der Dienststelle des Ministeriums für Staatssicherheit in Görlitz

4. Januar 1990
Bildung des Runden Tisches in Görlitz

1. Mai 1990
Menschenkette über die Stadtbrücke

6. Mai 1990
Wahlen zum Stadtrat in Görlitz

23. Mai 1990
Oberbürgermeisterwahlen durch die Stadtverordneten

3. Oktober 1990
Deutsche Einheit


Kommentar:

Treffender als "Friedliche Revolution" wäre allemal "Friedliche Implosion". Zu einer richtigen Revolution gehört nämlich die Zerschlagung des alten Machtapparates, in der DDR wurden die ärgsten Staatdiener jedoch nur gefeuert und standen somit beim Aufbau des neuen Machtapparates als Erste zur Verfügung - eine tolle Revolution!

Nein, diese von Klassenfeind, Sozialpolitik und mangelnder Arbeitsproduktivität ausgelaugte DDR wurde Opfer der eigenen Staatsdoktrin: Wie hätten "Volks"polizei oder "Volks"armee gegen das eigene Volk vorgehen können? Gegen die Arbeiterklasse, gegen die Werktätigen... der sozialistische erste deutsche Abeiter-und-Bauern-Staat scheiterte an der hervorragend gelungenen klassenmäßigen Erziehung seiner Bürger!

Der bundesdeutsche Staat hätte einen Aufmarsch wie die Leipziger Montagsdemo locker gesprengt (wer´s nicht glaubt, soll sich mal ein paar alte Startbahn-West-Videos reinziehen), die DDR-Staatsmacht war (Schabowski oder Gott sei Dank) ausreichend demoralisiert.

Den Bundesbürgern aus den manchmal etwas boshaft als "gebraucht" bezeichneten Bundesländern sei aufrichtig gedankt für Ihre Aufbauhilfe in den neuen Ländern, deshalb dürfen sie das Wendejubiläum gern mitfeiern oder als Arbeitsgemeinschaftsorganisatoren wirken.

Schließlich haben Sie uns die Freiheit in den Osten gebracht, leider jedoch die Bedienungsanleitung vergessen,

in aller Freiheit, Ihr Fritz R. Stänker

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  • Quelle: /FRS
  • Erstellt am 18.05.2009 - 22:46Uhr | Zuletzt geändert am 18.05.2009 - 23:38Uhr
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