Etikett macht noch kein Lausitz-Festival
Görlitz, 22. März 2019. Zum vorgestern auf einer Pressekonferenz des Kulturservice Görlitz vorgestellten Lausitz Festival (der Görlitzer Anzeiger berichtete) hat sich der Sprecher der Stadtbewegung Motor Görlitz, Mike Altmann, in einer Mitteilung geäußert. Zur Erinnerung: Für das Lausitz Festival, das bereits vom 29. März bis zum 2. April in der Oberlausitz stattfindet und fünf klassische Konzerte sowie einen Ideenworkshop zur zukünftigen Gestaltung und Ausweitung des Festivals umfasst, hat der Bund vier Millionen Euro bewilligt. Ziel des Festivals ist es, den Strukturwandel zu begleiten und Menschen sowie Kunst und Kultur von Weltrang positiv auf die Lausitz aufmerksam zu machen.
Abbildung: In den Galerieräumen des Kulturservice Görlitz auf der Brüderstraße
Altmann: "Das Ermöglichen fördern, nicht den Konsum!"
Altmann: "Die öffentliche Wahrnehmung des Lausitz-Festivals erinnert fatal an das Dreiklang-Festival, das in den 2000ern vom ehemaligen Wirtschaftsminister Kajo Schommer befördert wurde. Damals wie heute gleicht sich das Ziel: Über klassische Musik Menschen in die Region locken. In beiden Fällen geht es um ein Festival, das ohne Mitwirkung der regionalen Akteure aus der Taufe gehoben wurde. Mit mehreren Millionen vom Steuerzahler finanziert.
Während die lokalen Kulturschaffenden um jeden Zuschuss kämpfen müssen, sind ohne viel Aufsehen vier Millionen Euro aus dem Bundeskulturetat bewilligt worden. Für ein Vorhaben zweier Hamburger, die mit ihrem Engagement nach eigener Aussage Gäste in die ostsächsische Provinz locken. Bitter daran: Die Menschen vor Ort wurden gar nicht gefragt, was sie ihren Gästen anbieten möchten.
Bereits im Sommer 2018 war bekannt, dass es Geld für das Lausitz-Festival geben wird. Es ist merkwürdig, warum nun mit so heißer Nadel der Auftakt gestrickt wurde. Teilweise erfuhren selbst die Bürgermeister über die Presse, dass in ihrem Ort Konzerte des Lausitz-Festivals stattfinden. Ohne die ernsthafte Einbindung der Akteure vor Ort wird das Festival scheitern, werden die Millionen versanden. Es reicht nicht, nur ein Lausitz-Etikett aufzukleben. Wer echtes Interesse an diesem Landstrich hat, fördert das Ermöglichen, nicht den Konsum. Wer die Lausitz in eine gute Zukunft lenken will, benötigt Formate, die junge Menschen anziehen und sollte ihnen Freiräume bieten, um selbst zu gestalten. All dies lässt sich in ein Lausitz-Festival integrieren. Bleibt es bei einer reinen Tournee für zweifellos erstklassige Künstler, ist der Name Lausitz nicht mehr als eine Ortsmarke für das Festival.
Es gilt nun, die Görlitzer Kulturservicegesellschaft dabei zu unterstützen, dass die regionalen Akteure auf Augenhöhe eingebunden werden. Nur so lässt sich ein Festival etablieren, dass von den Menschen vor Ort gelebt wird und sich somit langfristig etabliert. Dass die städtische Gesellschaft erst kurz vor dem Auftakt die Organisation übertragen bekam, macht die Arbeit nicht leichter."
In facebook-Thread von Mike Altmann findet sich dieses Zitat: "Bislang fühlt es sich an, als wenn ein Hamburger bei mir klingelt, grußlos reinmarschiert, die Wohnung umräumt, Essen kocht, das ich nicht probieren darf und mir sagt: Zieh dir mal was Anständiges an. Gleich kommen DEINE Gäste."
Mike Altmann kandidiert als Unabhängiger auf der "Freien Liste Motor Görlitz" für den Stadtrat und auf der Liste der "Bürger für Görlitz" für den Kreistag.
"Lausitz Festival"
Von Jens Guske am 03.04.2019 - 20:08Uhr
Wir in Hoyerswerda sind ja mit dem Auftaktkonzert des "Festivals" beglückt worden. Wie vom Intendanten angekündigt, ist "das Licht angeknipst worden" und dann konnte man mal sehen wo es mit den Millionen Euro so hingeht.
Etwa 100 zahlende(?) Zuhörer. Es ist unfassbar, mit welcher unbeschreiblichen Ignoranz unter der voranzutragenden Fahne des "Strukturwandels in der Lausitz" die Lausitz und die in ihr wirkenden ansässigen Künstler gedemütigt und beleidigt werden.
Wo bleibt der kollektive Protestaufschrei ?
Mir ist jedenfalls nach DEMO unter dem Motto "Wir sind die Lausitz!" zumute.
Lausitz Festival
Von Johannes Lebong am 22.03.2019 - 13:55Uhr
In er Tat fühlt man sich - selbst als eingefleischter Musik- und Klassikfreund - in diesem Fall regelrecht "zwangsbeglückt". Da sagen wir nur: Nein Danke, so nicht! Meine Frau und ich möchten uns an dieser Stelle entschieden gegen solche übertrieben großzügige Verwendung von Steuergeldern aussprechen.
Herzlichen Dank, Mike Altmann, für diese treffende Replik.
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- Quelle: red | Foto: © Görlitzer Anzeiger
- Erstellt am 22.03.2019 - 09:01Uhr | Zuletzt geändert am 22.03.2019 - 09:36Uhr
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