Linkspartei kritisiert Unterbringung von Flüchtlingen im Landkreis Görlitz
Landkreis Görlitz, 8. Juni 2017. "Wie werden Geflüchtete untergebracht?", wollte Heike Krahl, Kreisrätin der Linkspartei wissen und stellte deshalb am 9. Mai 2017 eine Anfrage an Landrat Bernd Lange (CDU). Der antwortete am 18. Mai (Download ca. 1,9MB) und löste damit bei Krahl kritik aus: Beispielsweise werden im Landkreis Görlitz in den Gemeinschaftsunterkünften teilweise unter fünf Quadratmeter Wohnfläche pro Person bereitgestellt – empfohlen werden laut Verwaltungsvorschrift sechs. Das sei "nicht regelrecht und schon gar nicht menschenwürdig", meint Krahl.
Wie weit müssen Asylbeanspruchende integriert werden?
Die Kritik der Linken reicht noch weiter: In zwei Gemeinschaftsunterkünften gebe es keine Spielräume für Kinder, in entlegenen Unterkünften wie Markersdorf und Weißkeißel seien keine geeigneten Freizeitmöglichkeiten vorhanden, selten im Ort. Busse, die den Zugang zu Freizeiteinrichtungen woanders ermöglichen würden, "fahren nur zu Schulzeiten, am Wochenende gar nicht", setzen die Linken ihre Beanstandungen fort. Dieses Problem betreffe zwar alle Dorfbewohner, doch den Einheimischen stehe "jedoch meist eher ein Privatfahrzeug zur Verfügung".
Konzept für Geflüchtete
Im Görlitzer Kreistag Görlitz haben die Linken ein Konzept für Geflüchtete eingebracht, mit dem die Situation von Asylsuchenden und Flüchtlingen verbessert und die Integration ermöglicht werden soll. Dieses Konzept werde derzeit beraten und dem Kreistag erneut zur Beschlussfassung vorgelegt, so Jens Hentschel-Thöricht, Geschäftsführer der Linken im Kreistag. Das Konzept sei im ersten Anlauf in die Ausschüsse zur Beratung verwiesen worden.
Krahl gehen Fragen durch den Kopf: Wie sollen sich Geflüchtete wohlfühlen und integrieren? Wie soll verhindert werden, dass sich bei dieser Unterbringungssituation Aggressionen aufbauen? "Es wundert nicht, dass in Hinterhöfen Gebetsstuben eingerichtet werden, wenn diese in Gemeinschaftsunterkünften nicht zur Verfügung stehen. Wir fordern mindestens die Einhaltung der Verwaltungsvorschrift, wenn schon die weiteren Vorschläge nicht beachtet werden. Statt dezentrale Unterbringungen allein aus Kostengründen aufzukündigen, sollten diese vorhandenen Ressourcen für eine menschenwürdige Unterbringung genutzt werden", ist in einer Mitteilung der Kreistags-Linken zu lesen, die mit dem Satz "Die Unantastbarkeit der menschlichen Würde muss sich auch in dessen Unterbringung widerspiegeln und darf nicht am Haushalt des Landkreises Görlitz scheitern" endet.
Kommentar:
Wir lernen: Am Haushalt darf's also nicht scheitern – das spricht Bände über die Denkweise der Linken. Wohlgemerkt: Dass Geflüchteten geholfen werden muss – keine Frage. Die allermeisten von ihnen sind dafür auch herzlich dankbar.
Dann jedoch kommt schon das große "aber": Woher nur stammt die wahnwitzige Idee, dass Geflüchtete grundsätzlich integriert werden müssen, darin mitschwingend, alle müssten auf Dauer bleiben? Besonders auf die wenigen Qualifizierten, die als Rückkehrer in ihrer Heimat gebraucht werden würden, schielt Deutschland – Brain Drain nennt man das.
Flüchtling ist Flüchtling, das bedeutet: Asyl so lange, wie notwendig. Dazu gehört eine Willkommenskultur, die sagt: Ja, wir helfen gern. Sobald aber die nötigste Versorgung gewährleistet ist, kann Hilfe aber stets nur Hilfe zur Selbsthilfe sein, so sehr soziale Wohltaten die Situation der Mitbürger auf Zeit verbessern würden.
So langsam dürfte vielen Leuten dämmern, dass der international tätige Unternehmer Prof. Wilfried Stöcker Ende 2014 so Unrecht nicht hatte, als er forderte, keine Anreize für die Flucht nach Deutschland zu setzen und hinterfragte, warum junge Männer nicht gegen die verbrecherischen Regimes in ihrer Heimat kämpfen. Stöcker, das sei nochmals gesagt, grenzte sich gegen jede Fremdenfeindlichkeit und rechte Gesinnung ab; ein Widerspruch ergibt sich aus Stöckers Ansichten nur für jene, die meinen, mit ihren politischen Überzeugungen die ganze Menschheit beglücken zu müssen.
Ich glaube, Deutschland geht mit den Flüchtlingen und jenen, die auf diesen Zug aufgesprungen sind, wirklich gut um, sowohl formal seitens des Staates als auch durch die vielen Initiativen in der Gesellschaft. Darüber darf man nicht vergessen: Es sind Flüchtlinge, grundsätzlich keine Einwanderer.
Eine Gemeinschaftsunterkunft ist allemal besser als ein Flüchtlingslager,
meint Ihr Thomas Beier
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- Quelle: red | Kommentar: Thomas Beier
- Erstellt am 08.06.2017 - 00:19Uhr | Zuletzt geändert am 08.06.2017 - 09:13Uhr
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