Görlitzer Oberbürgermeister redet Klartext

Görlitz, 11. Februar 2015. Im ostsächsischen Görlitz entsteht überaschend ein Ausweichquartier der Erstaufnahmeeinrichtung für Asylbewerber - temporär, wie der verantwortliche Freistaat Sachsen meint (der Görlitzer Anzeiger berichtete). Der Görlitzer Oberbürgermeister Siegfried Deinege tritt angesichts der Umstände die Flucht nach vorn an und traf sich vorgestern Abend (am Montag, 9. Februar 2015) mit den unmittelbaren Anliegern der am letzten Wochenende in der Nähe des Görlitzer Flugplatzes eingerichteten Erstaufnahmeeinrichtung für Asylbewerber.

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Deinege informiert Anlieger zur Erstaufnahmeeinrichtung für Asylbewerber

Thema: Asyl in Görlitz und Umgebung

Asyl in Görlitz und Umgebung

Flüchtlinge aufzunehmen gebietet nicht nur das Grundgesetz, sondern muss gerade für Deutsche, von denen viele im Zuge des Zweiten Weltkriegs Flucht und Vertreibung selbst erlebten, eine Selbstverständlichkeit sein. Dennoch: Unproblematisch ist das Zusammenleben mit jenen, die Asyl begehren, nicht immer. Doch wer will unterscheiden zwischen "guter Flüchtling" und "schlechter Flüchtling"? Im Zweifel für den Angeklagten, dieser Rechtsgrundsatz muss auch gegenüber dem einzelnen Flüchtling gelten.

Vorangegangen war der Begegnung mit den Anliegern ein Informationstreffen am Montagnachmittag, an dem neben Oberbürgermeister Deinege der Vizepräsident der Landesdirektion Sachsen Christoph Carl sowie der Görlitzer Landrat Bernd Lange und Polizeipräsident Conny Stiehl teilgenommen hatten.

Anschließend führte der erste Weg des Görlitzer Oberbürgermeisters zu den Anliegern der neuen Erstaufnahmeeinrichtung, die im Görlitzer Gewerbegebiet Nord-West "Am Flugplatz" liegt. Dieses Treffen hatten Deinege und Helmut Goltz, Inhaber des Görlitzer Traditionsunternehmens Görlitzer Hanf- und Drahtseilerei Helmut Goltz, kurzfristig organisiert. Hier informierte der Görlitzer Oberbürgermeister gemeinsam mit Polizeipräsident Conny Stiehl und Octavian Ursu, der für die CDU im Sächsischen Landtag sitzt, die Gewerbetreibenden des Gewerbegebietes über die bislang bekannten Fakten zur entstehenden Erstaufnahmeeinrichtung. Zum Termin bemüht hatten sich auch Christian Puppe, der die IHK-Geschäftsstelle Görlitz leitet, und Kreishandwerksmeister Dr. Knut Scheibe.

Den am Treffen teilnehmenden Gewerbetreibenden wurde die aktuelle Notsituation dargelegt, die durch den außerordentlich hohen Zustrom von Asylbewerbern nach Sachsen entstanden und Ursache für das nun eilig von der Landesdirektion Sachsen eingerichtete Ausweichquartier der Erstaufnahmeeinrichtung des Freistaates Sachsen in Görlitz ist. Zudem erhielten die Anwesenden aus erster Hand alle aktuellen Auskünfte zu Fragen des Zeitplans, der Anzahl der kommenden Asylbewerber sowie des Aufnahmeprozedere und des Gesundheitschecks, die auf den entsprechenden Informationen der Landesdirektion Sachsen basieren.

Für Deinege war die Kommunikation mit den Anliegern des Gewerbegebietes, in dem die neue Erstaufnahmeienrichtung entsteht, eine naheliegende Notwendigkeit: "Ich hielt es für dringend notwendig, unverzüglich mit den Unternehmern vor Ort über Ihre offenen Fragen, aber auch über Ihre Sorgen bezüglich dieser Einrichtung in ihrer unmittelbaren Nähe zu sprechen." Sein Anliegen ist offenbar aufgegangen, denn im Nachgang stellte der Oberbürgermeister fest: "Wir hatten einen konstruktiven Austausch mit den Gewerbetreibenden, wie ich ihn nicht anders erwartetet habe. In diesem spielte sowohl die schwierige humanitäre Situation eine Rolle als auch wichtige Fragen zur Sicherheit."

Eine Selbstverständlichkeit ist es für Oberbürgermeister Siegfried Deinege, wie er betonte, dass wir alle gemeinsam diese Notsituation zu meistern haben.

Kommentar:

Flüchtlinge aufzunehmen gebietet nicht nur das Grundgesetz, sondern muss gerade für Deutsche eine Selbstverständlichkeit sein - auch für die Görlitzer, Bewohner einer Stadt, in der die Mehrzahl der Bewohner einen ganz persönlichen Bezug zu Migration hat.

Dennoch: Unproblematisch ist das Zusammenleben mit jenen, die Asyl begehren, nicht immer. Doch wer will unterscheiden zwischen "guter Flüchtling" und "schlechter Flüchtling"? Im Zweifel für den Angeklagten, dieser Rechtsgrundsatz muss auch gegenüber dem einzelnen Flüchtling gelten.

Erinnern wir uns: Beileibe nicht alle, die aus der "DDR" in "den Westen" flohen, waren Freiheitspatrioten, sondern oft genug nicht mehr als Wirtschaftsflüchtlinge, die ein höherer Lebensstandard lockte. Wer in Deutschland etwas leisten will, sollte uns - ganz in diesem Sinne - willkommen sein. Die Kehrseite, damit Leistungsträger aus ihren Herkunftsländern abzuziehen ("Brain Drain"), ist die andere Seite der Medaille,

meint Ihr Fritz Rudolf Stänker

Kommentare Lesermeinungen (2)
Lesermeinungen geben nicht unbedingt die Auffassung der Redaktion, sondern die persönliche Auffassung der Verfasser wieder. Die Redaktion behält sich das Recht zu sinnwahrender Kürzung vor.

Erstaufnahmeeinrichtung für Asylbewerber in Görlitz

Von Jens am 12.02.2015 - 18:09Uhr
@Siegrun Roellig:

Entschuldigung, aber der Oberbürgermeister hat nicht seine Bevölkerung einbezogen. Er hat sich mit den Unternehmern des anliegenden Gewerbegebietes getroffen. Und das wohl, weil der CDU-Vorzeige-Stadtrat Goltz der erste und damit unmittelbare Anlieger ist. Für die anliegenden Anwohner gab es bisher weder eine Information noch ein Treffen.

Mal wieder eine "politische" Aktion, wie man auch an den vielen "wichtigen" Teilnehmern erkennen kann, bei welcher die Nachricht das eigentliche Ziel war...

Der Oberbürgermeister und die Asylbewerber

Von Siegrun Roellig am 11.02.2015 - 11:49Uhr
Endlich mal ein Politiker, welcher gleich seine Bewölkerung mit einbezieht.

Sicher ist es schwer in Görlitz, genügend Verständnis dafür zu erhalten. Gerade wegen der doch erhöhten Kriminalität in der Stadt und der Umgebung. Wem geht da nicht gern die Hutschnur hoch, wenn man muss noch mehr Angst und Bedenken haben um sein Eigentum, seine Sicherheit. Doch ist dies schon bewiesen, dass es ebenso ist? Wöllten wir im Krieg leben? Wollen wir gezwungen werden, aus diesem Grund unser Land verlassen zu müssen ? Ich nicht und ich wünsche es auch nicht meinem Kind wie Enkelkind. Zu sehr hab ich noch die Worte meiner Mutter im Ohr, welche Kriegsflüchtling war, ihre Geschichten über diese Zeit und wie sie die Schrecken des Zweiten Weltkrieges als Kind erleben musste.

Nicht jeder ist kriminell von ihnen, nicht jeder will sich nur am Sozialsystem bereichern. Einzig müssen die Gesetze besser greifen und besser wie schneller umgesetzt werden. Jeder hat eine Chance verdient, das Gleiche wünschten wir uns ebenso. Görlitz ist wirtschaftllich schwach, es nimmt also niemand jemanden eine Arbeit weg, denn sonst hätte Görlitz keine Arbeitslosen. Ich wünsche allen ein weitestgehend ruhiges und friedliches Miteinander.

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  • Quelle: red
  • Erstellt am 11.02.2015 - 00:28Uhr | Zuletzt geändert am 11.02.2015 - 23:25Uhr
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