Görlitz im 19. und 20. Jahrhundert

Görlitz, 5. Juli 2013. "Görlitz im 19. und 20. Jahrhundert“ vervollständigt als neuer Ausstellungsbereich im ersten Obergeschoss die kulturgeschichtliche Dauerausstellung im Kulturhistorischen Museum Görlitz. Damit wird die kulturgeschichtliche Lücke von der preußischen Zeit bis zur friedlichen Revolution 1989 und dem Beginn der Stadtsanierung 1990 geschlossen. Es ist ein aufregendes Kapitel der Görlitzer Geschichte - mit Blütezeiten und Krisen, die die Stadt und ihre Einwohner sehr verändert haben.

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Modernen Medien angemessen eingesetzt

Die Ausstellung erzählt chronogisch-thematisch, welchen Aufschwung der Anschluss an das preußische und sächsische Eisenbahnnetz im Jahre 1847 brachte, wie sich neue Industriezweige entwickelten, großzügig angelegte Wohnquartiere sowie Kultur- und Bildungseinrichtungen entstanden und Görlitz zum kulturellen Zentrum der Region wurde. Dem gegenüber dargestellt werden auch die wirtschaftliche Not, hohe Arbeitslosigkeit und politische Verwerfungen zur Zeit der Weimarer Republik.

Erinnert wird an die dunkle Zeit des Nationalsozialismus, Terror, die Verfolgung, Inhaftierung, und Vernichtung jüdischer und andersdenkender Menschen, aber auch den Widerstand und den schweren Neubeginn nach dem Zweiten Weltkrieg. Die sowjetische Militäradministration setzte 1945 eine neue Stadtregierung ein, die die Versorgung der mit Flüchtlingen und Vertriebenen überschwemmten Stadt mit dem Lebensnotwendigsten vor große Probleme stellte. Wichtige Rohstoffquellen am östlichen Neißeufer waren durch die Teilung verloren gegangen. Die sozialen Missstände spitzten sich weiter zu. Unzufrieden mit der Situation kehrten zehntausend Einwohner in den 1950er Jahren Görlitz den Rücken. Den Höhepunkt bildete der Volksaufstand gegen die SED-Diktatur am 17. Juni 1953.

Die Ansiedlung der Energiewirtschaft in Hagenwerder, der Bau riesiger Neubausiedlungen zur Umsetzung des SED-Wohnungsbauprogramms, der Ausbau des Straßenbahnnetzes sowie das kulturelle Leben spiegeln sich in der neuen Dauerausstellung wider. Betrachtet wird auch das Verhältnis zur polnischen Schwesterstadt Zgorzelec.

Die Ereignisse im Herbst 1989, die in die friedliche Revolution mündeten, und der Ausblick auf den Aufbruch in eine neue Zeit beschließen die kulturgeschichtliche Ausstellung.

Den Aufbau des Teilbereiches zur Nachkriegs- und DDR-Geschichte hat die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur mit 25.000 Euro unterstützt.

Bei der Neukonzeption der Dauerausstellungen zur Kulturgeschichte von 12.000 v. Chr. bis 1990 wurden insbesondere unverwechselbare regionale und lokale Besonderheiten herausgearbeitet, die in der Umsetzung museal dargestellt bzw. inszeniert wurden. Ziel war es, einen kulturgeschichtlichen Erzählstrang zu knüpfen, der interdisziplinär Ur- und Frühgeschichte, mittlere und neuere Geschichte sowie Kunstgeschichte verbindet. Archäologische Fundstücke wurden als geschichtliche Zeugnisse in die chronologisch-thematisch gegliederte Ausstellung eingepasst, wo sie für die Dramaturgie der Ausstellung die meiste Relevanz besitzen. Multimediale Technik kommt in der Darstellung der älteren Kulturgeschichte zurückhaltend, dafür jedoch bei der jüngeren Geschichte deutlich offensiver zum Einsatz.

So befinden sich auf den 400 Quadratmetern Ausstellungsfläche im ersten Obergeschoss fast verschiedene 40 Medienstationen mit historischen Ton- und Bilddokumenten. Gezeigt werden in der neuen Dauerausstellung mehr als 50 Gemälde, 140 Dokumente, 16 Plastiken, 85 Fotos sowie über 200 sonstige Exponate, wie Kleidungsstücke, Medaillen etc. Alle Exponate haben einen lokalen oder regionalen Bezug und bieten so viele Möglichkeiten, sich mit der Geschichte auseinander zu setzen.

Die einzelnen Themen- und Epochenbereiche werden durch wechselnde Farben hervorgehoben. Alle Ausstellungstexte wurden ins Englische und Polnische übersetzt.

Ab 2014 komplettiert die Galerie der Moderne mit einem Abriss der modernen regionalen Kunstgeschichte im 3. Obergeschoss den Kaisertrutz. Präsentiert werden sollen gleichermaßen Werke der bildenden Kunst (Gemälde und Plastiken) wie auch kunsthandwerkliche Erzeugnisse regionaler Künstler.

Erstmals in ihrer Geschichte sind die Görlitzer Sammlungen nun in der Lage, ihrem Auftrag als Bildungseinrichtung und attraktives kulturtouristisches Angebot für die Görlitzer und deren Gäste gerecht zu werden. Das verdanken sie sowohl der Stadt Görlitz, die trotz angespannter Haushaltssituation millionenschwere Investitionen in ihre Kultureinrichtungen getätigt hat, als auch dem Freistaat Sachsen, der die 3. Sächsische Landesausstellung 2011 in Görlitz ausgerichtet und großzügig mit Fördermitteln unterstützt hat. Ein großer Teil der Ausstellungstechnik konnte für den Aufbau der neuen Dauerausstellung Kaisertrutz nachgenutzt werden.

Die gesamte Ausstellung im Kaisertrutz wurde inklusive der Medienstationen barrierefrei gestaltet.

Vernissage!
Freitag, 5. Juli 2013, 19 Uhr,
Kaisertrutz Görlitz.

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  • Quelle: red
  • Erstellt am 05.07.2013 - 01:55Uhr | Zuletzt geändert am 05.07.2013 - 02:02Uhr
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