Mongolische Wissenschaftler in Görlitz

Görlitz. Die mongolische Wissenschafts-Elite (Leiter der Biologischen Fakultät der mongolischen Staatsuniversität) besuchen am 25. und 26. Januar 2013 die Forschungseinrichtungen des Senckenberg Museums für Naturkunde Görlitz. Ihr Interesse gilt den Methoden der Biodiversitätserfassung, Deshalb besuchen sie das molekularbiologische Labor, die wissenschaftlichen Sammlungen und das Präparatorium. Mitnehmen wolen die Wissenschaftler Anregungen für den Ausbau von Forschung und Lehre an der Universität in Ulaanbaatar (Улаанбаатар, Ulan Bator, "Roter Held").

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Hochrangige Wissenschafts-Delegation

Nach Görlitz kommen die Leiter der Abteilungen Zoologie, Botanik und Ökologie der "School of Biology and Biotechnology“ (entspricht einer Fakultät): Prof. Samiya, Frau Altanstetseg, Dr. Oyuntsetseg, Prof. Soninkhishig, Prof. Boldgiv, Prof. Terbish. Sie holen sich hier Anregungen, wie die akademische Ausbildung in der Mongolei ausgebaut werden kann. Neue Studiengänge werden eingerichtet und auch die Gründung eines Biozentrums wird erwogen. Dabei erhalten sie Unterstützung durch Senckenberg-Biologen. Begleitet werden sie von Herrn Dr. Pfeifer vom Deutschen Akademischen Austauschdienst, dessen Institution das Treffen finanziert.

Die Zusammenarbeit zwischen dem Görlitzer Museum und der Mongolei hat eine lange Tradition. Initiiert wurde sie von Professor Dr. Hermann Ansorge, Abteilungsleiter für Zoologie am Museum. Er hat eine ausgesprochene Vorliebe für die Mongolei. Die weite Landschaft und die Nomadenkultur begeistern ihn seit Jahrzehnten. Erstmalig bereiste er Anfang der 1980er Jahre das Land und nahm an einem Forschungsprojekt zum Zentralasiatischen Biber teil. Viele Male ist er seit dem vor Ort gewesen, hat die Forschung an mongolischen Säugetieren voran gebracht und sich an der Ausbildung mongolischer Biologen beteiligt. Er und sein Kollege Dr. Karsten Wesche, Abteilungsleiter für Botanik, sind mittlerweile wichtige Partner für die Biologen der mongolischen Staatsuniversität.

Seit 2008 ist die Zusammenarbeit in einem Kooperationsvertrag zwischen Senckenberg Görlitz und der Universität festgeschrieben. Der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) finanziert den Austausch der Wissenschaftler im Rahmen des Hochschulpakts „Biodiversität“ 2011 – 2014. „Bis dahin wird das internationale Forschungsprofil der „School of Biology and Biotechnology“ deutlich gestärkt sein, ist sich Karsten Wesche sicher. „Natürlich profitieren auch die Görlitzer davon, denn der Forschungsstandort Görlitz wird im Ausland zunehmend bekannter, das fördert die Stadt, aber auch Gesamt-Senckenberg“, so Wesche weiter, der das Projekt leitet.

Nachdem sich die mongolischen Biologen in Görlitz über Methoden der Biodiversitätserfassung informiert haben, führt sie ihre Studienreise weiter nach Frankfurt am Main, wo sie die Hightech-Molekularlabore des Biodiversität und Klima Forschungszentrums von Senckenberg besuchen werden. Die Besichtigung des Leibniz-Institutes für Zoo- und Wildtierforschung und des Botanischen Museums in Berlin runden den Deutschlandaufenthalt ab. Dort werden hochmoderne Methoden der Veterinärpathologie im Sektionssaal und am Computertomographen vorgeführt bzw. die Pflanzensammlungen besucht.

Aber auch Görlitzer dürfen bald wieder in das Land ihrer Sehnsucht reisen. Im frühen Sommer fliegen Hermann Ansorge und Karsten Wesche mit zwei Kollegen wieder in die mongolische Hauptstadt, wo sie im Rahmen einer Summer School mongolische Studierende unterrichten. Im Anschluss an ein Blockpraktikum dürfen die besten unter ihnen die Görlitzer auf eine Expedition in die Steppe begleiten, um vor Ort ihre Fähigkeiten im Bereich der Biodiversitätsforschung auszubauen und verbessern.

Dann sind die Studentinnen und Studenten aktiv in die Forschungsfragen von Ansorge und Wesche eingebunden. „Mich interessiert insbesondere die Vielfalt der in der Mongolei lebenden Säugetiere, sie ist bisher gar nicht so gut untersucht, wie man meinen möchte“, sagt Zoologe Ansorge. Gemeinsam mit den Studierenden fängt er Springmäuse, Pfeifhasen und andere Kleinsäuger und sammelt die Schädel von Wildeseln und Wildpferden. Besonders die Schädel der vom Aussterben bedrohten Pferde und Esel sind für die Görlitzer Sammlung von großer Bedeutung. „Mongolische Doktoranden untersuchen bei uns in Görlitz an den Schädeln Alter und Geschlecht der aufgefundenen Skelette. Wir wollen daraus Modelle entwickeln, die Rückschlüsse auf die Populationsstruktur der Bestände zulassen. Das hilft den Mongolen später dabei, Aussagen über die Überlebensfähigkeit der Herden zu treffen“, sagt Ansorge. Im Görlitzer Museum befindet sich die größte Sammlung an Przewalskipferde-Schädeln weltweit.

Karsten Wesche interessiert sich insbesondere für die Pflanzen der Steppe. „Meine Mitarbeiter und ich erfassen vor Ort die Vielfalt der Pflanzenarten und ihre Verbreitung in der Mongolei. Wir erstellen damit einen Florenatlas. Solche Übersichten sind Standardwerke für Botaniker auf der ganzen Welt, die eine Grundlage für die Beurteilung der Auswirkungen des Klimawandels auf die Vegetation liefern.“ Außerdem untersucht sein Team die Auswirkung der intensiven Beweidung durch Haustiere auf die Steppenvegetation.

Aus den Teilnehmern an der Summer School suchen sich Wesche und Ansorge diejenigen aus, die sich bei der Feldarbeit besonders hervortun. Einige von Ihnen werden später Görlitzer auf Zeit, wenn sie am Senckenberg Museum ihre Doktorarbeit schreiben und dafür die wissenschaftlichen zoologischen und botanischen Sammlungen nutzen. Dann schließt sich der Kreis.

Hingehen!
Zum 50-jährigen Jubiläum der Zusammenarbeit deutscher und mongolischer Biologen zeigt das Senckenberg Museum für Naturkunde derzeit eine Wanderausstellung in der Deutschen Botschaft und der Staatsuniversität in Ulaanbaatar. Sie ist ab Juli im Senckenberg Museum in Görlitz zu sehen. Hierzu ist eine Begleitbroschüre in deutscher, mongolischer und englischer Sprache erschienen. Sie ist für drei Euro im Museum erhältlich.

Mehr:
Zoologische Forschung
Botanische Forschung
DAAD-Projekte Mongolei

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  • Quelle: red | Fotos: Senckenberg
  • Erstellt am 25.01.2013 - 23:41Uhr | Zuletzt geändert am 26.01.2013 - 00:00Uhr
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