Das faszinierende Lächeln ist zurück
Görlitz, 7. September 2023. Die Görlitzer Sammlungen haben Anlass zum Feiern. Drei Jahre wurde um den Rückerwerb intensiv gerungen. Dank 50 Spenderinnen und Spendern sowie der Förderung der Sächsischen Landesstelle für Museumswesen ist ein bedeutendes Gemälde nach 78 Jahren nun wieder in das Museum zurückgekehrt. Es zeigt das unvollendete Bildnis einer jungen Frau und stammt von Anton Graff (1736-1813), dem bedeutendsten Porträtmaler seiner Zeit, der es um 1780 schuf.
Jasper v. Richthofen (Direktor der Görlitzer Sammlungen), Katja M. Mieth (Direktorin der Sächsischen Landesstelle für Museumswesen), Octavian Ursu (Oberbürgermeister der Stadt Görlitz), Kai Wenzel (Kunsthistoriker, Görlitzer Sammlungen), Wolfgang Möller (2. Vorsitzender, Förderverein Freunde der Görlitzer Sammlungen), Daniel Breutmann (Fördervereinsvorsitzender) – v.l.n.r.
Foto: Görlitzer Sammlungen
Rückkehr eines Meisterwerks

Kunsthistoriker Kai Wenzel zeigt Inventarbuchauszug zum Gemälde
Foto: Görlitzer Sammlungen
„Das faszinierende Lächeln dieser jungen Frau ist in unsere Stadt zurückgekehrt“, freut sich Oberbürgermeister Octavian Ursu bei der ersten Präsentation des Gemäldes. „Auch in Zukunft wollen wir versuchen, Kriegsverluste unseres Museums, die auf dem Kunstmarkt angeboten werden, nach Görlitz zurückzuholen. Denn unsere Europastadt ist der Ort, mit dem sie historisch verbunden sind und an dem sie ihre besondere Wirkung entfalten können.“
Ein Gemälde mit Geschichte
1943 wurde das Gemälde aus der Görlitzer Sammlung entfernt und nach Schloss Kuhna, heute polnisch Kunów, ausgelagert. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Bild als verschollen betrachtet und konnte aufgrund neuer Grenzziehungen nicht zurückgeführt werden. Als kriegsbedingter Verlust der Görlitzer Sammlungen wurde das Gemälde in der Lost Art-Datenbank publiziert. Im Januar 2020 meldete sich ein Kunsthändler und bot es den Görlitzer Sammlungen zum Kauf an. Vergangene Fälle haben gezeigt, dass juristische Mittel leider oft aussichtslos sind. So wurde der Weg des Rückkaufs beschritten - wie bereits bei anderen Kriegsverlusten, die für die Sammlung von herausragender Bedeutung sind.
„Wir brauchten 20.000 Euro für den Rückerwerb“, so Kunsthistoriker Kai Wenzel. „Das ist eine Summe, die weit unter dem Marktwert des Gemäldes liegt. Das ist für uns auch immer die Maßgabe, wenn wir Kriegsverluste zurückholen. Inzwischen ist es der vierte Fall in den letzten acht Jahren.“ Aus dem eigenen Haushalt hätten die Görlitzer Sammlungen diesen Betrag nicht zusammenbekommen.
Gemeinschaftsaktion ermöglicht Rückkauf
Deshalb startete der Förderverein „Freunde der Görlitzer Sammlungen“ eine Crowdfundingaktion. 4.000 Euro mussten als Eigenanteil zusammenkommen. Das gelang in beeindruckender Weise sehr schnell. „Wir danken allen, die so kraftvoll das Vorhaben unterstützt haben“, so Daniel Breutmann, Vorsitzender des Fördervereins. Die restlichen 16.000 Euro hat der Freistaat Sachsen über die Sächsische Landesstelle für Museumswesen als Fördermittel zur Verfügung gestellt.
Neben der soliden Provenienz- und Sammlungsforschung der Görlitzer Sammlungen war für Katja Mieth, Direktorin der Sächsischen Landesstelle für Museumswesen, ein weiterer Aspekt ausschlaggebend für die Förderung: „Es ist etwas Besonderes, dass sich ein Freundeskreis mit so viel Herzblut und
Leidenschaft einsetzt und eine breite Öffentlichkeit gewinnt, um sich ihren Graff zurückzuholen. Ich denke, das könnte auch ein Pilotprojekt für andere Häuser in Sachsen sein. Denn mit diesem Projekt hat die Bürgerschaft gezeigt, dass sie sich für ihr Museum und was darin passiert, interessiert. Das wollen wir
unbedingt fördern.“ Und sie sagt dem Bild eine wachsende Fangemeinde voraus. Nicht nur wegen des bezaubernden Lächelns der Abgebildeten.
Ein einzigartiges Kunstwerk
Das Besondere an diesem Gemälde ist, dass es unvollendet geblieben ist. „Es gibt nur eine Handvoll unvollendeter Porträts von Anton Graff“, betont Kai Wenzel. „An diesem Gemälde kann man die besondere Kunst Anton Graffs studieren. Man kann den Zauber seiner Porträtmalerei in technischer Hinsicht wirklich nachempfinden, weil genau zu sehen ist, wie er gearbeitet hat.“
Für alle, die das Gemälde selbst betrachten möchten, gibt es gute Nachrichten: Ab Ende September wird es im Barockhaus, Neißstraße 30, auf der zweiten Etage einen festen Platz finden.



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- Erstellt am 06.09.2023 - 20:37Uhr | Zuletzt geändert am 07.09.2023 - 08:17Uhr
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