Wirkt Cannabidiol gegen RDS?

Görlitz, 11. Mai 2017. Jeder vierte Deutsche leidet unter dem sogenannten Reizdarmsyndrom (RDS). Nun wurden in den Niederlanden Informationen über Cannabis und eine Studie in Auftrag gegeben, die belegen sollen, dass mit Cannabidiol (CBD, ein kaum psychoaktives Cannabinoid aus dem weiblichen Hanf Cannabis sativa / Cannabis indica) versetzte Kaugummis gegen das Volksleiden helfen können. Geht die Theorie auf, so kann man damit rechnen, dass auch bald in Deutschland medizinische Hanfsamen zur Behandlung von RDS in den Verkauf – oder zumindest in nationale Studien – kommen.

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Nachweis medizinischer Effekte könnte Cannabis-Medikamentation ausweiten

Das Ziel der Studie ist eine grundlegende Untersuchung darüber, ob CBD die Symptome von RDS – darunter zählen etwa Blähungen, Magenkrämpfe und -schmerzen, die chronisch auftreten – lindern kann. Dafür müssen die Studienteilnehmer bis zu sechs Kaugummis am Tag, welche jeweils 50mg CBD enthalten, zu sich nehmen. Auch der Einfluss auf den Stuhlgang wird anschließend untersucht. Das Produkt ist zunächst einmal kein medizinisches Präparat und nicht als solches deklariert; erst, wenn erste positive Ergebnisse aus einer Studie vermeldet werden können, sollen anschließend weitere klinische Tests im medizinischem Rahmen erfolgen. Es ist die erste Studie, die den Effekt von CBD auf RDS untersucht.

Das Herstellerunternehmen vertreibt bereits einen CBD- und THC-haltigen Kaugummi in allen 50 Bundesstaaten der USA – ein pharmazeutisches Produkt, das vor allem bei Multipler Sklerose eingesetzt wird. Die Verabreichung als Kaugummi soll dabei helfen, eine anhaltende Freisetzung des Wirkstoffes zu gewährleisten.

Grundlage für die Studie sind vermehrte Beweise, dass CBD-Öl auf Cannbinoid Rezeptoren im Verdauungstrakt wirkt, was Magen- und Darmbeschwerden womöglich lindert. Auch hat CBD-Öl schon eine lange Tradition in der westlichen wie auch östlichen Medizin als Behandlungsmittel von Reizdarmsyndrom und anderen Magenbeschwerden.

Das Pflaster und der Kaugummi als Einnahmemethode werden immer beliebter in Europa. Da viele Patienten Cannabinoide nicht rauchen oder verdampfen wollen, eignen sich diese alternativen Verabreichungsmöglichkeiten zur einfachen Behandlung. Allerdings stehen die Wirkstoffe selbst noch immer in einem eher düsteren Rampenlicht. In Europa ist medizinisches Cannabis als legale Behandlungsmethode noch immer eine große Ausnahme. In Deutschland gibt es zwar erste Schritte – seit 2017 darf Cannabis auf Rezept verschrieben werden – aber von einer legalen medizinischen Alternative ist die Pflanze noch weit entfernt. Solche klinischen Studien wie die erwähnte könnten allerdings zu einem zukünftigen Paradigmenwechsel gut beitragen: Je mehr Beweise es für eine positive Wirkung auf Patienten gibt, desto wahrscheinlicher ist es, dass mehr Forschung in diese Richtung auch in Deutschland gefördert wird.

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  • Quelle: red | Grafik: johny deff, Foto: SirGreen / Sir Green, beide pixabay und Lizenz CC0 Public Domain
  • Erstellt am 11.05.2017 - 13:36Uhr | Zuletzt geändert am 10.08.2022 - 17:41Uhr
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