Görlitzerin soll selig gesprochen werden

Wien | Görlitz. Die in Görlitz geborene religiös geprägte Frauenrechtlerin Hildegard Burjan soll Ende Januar 2012 im Wiener Stephansdom selig gesprochen werden. Der Görlitzer Oberbürgermeister Joachim Paulick und eine größere Abordnung der Katholischen Kirche werden dabei sein.

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Oberbürgermeister Paulick liest Fürbitte

Den Auftrag zur Seligsprechung von Hildegard Burjan hat Erzbischof Angelo Kardinal Amato, Präfekt der Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungen, von Papst Benedikt XVI. erhalten. "Wir sind sehr stolz, dass einer Görlitzerin diese große Ehre zuteil wird“, reagierte Paulick auf eine an ihn als Oberbürgermeister gerichtete Einladung zur Teilnahme.

Paulick wird auf persönliche Anfrage der Schwesterngemeinschaft Caritas Socialis, zu der seit vielen Jahren Kontakt besteht, am 29. Januar 2012 beim Gottesdienst zur Seligsprechung im Stephansdom eine Fürbitte lesen wird. Die Schwesterngemeinschaft Caritas Socialis war von Burjan in Wien gegründet worden.
In der österreichischen Landeshauptstadt war die 1883 in Görlitz geborene Burjan karitativ tätig. 1933 hat sie dort ihre letzte Ruhestätte gefunden.

Der Seligsprechungsprozess war schon im Jahr 1963 von Kardinal Franz König eingeleitet worden - jedoch erst am 7. Juni 2011 hatte das Kardinalskollegium in Rom das für eine Seligsprechung notwendige Wunder anerkannt: Die Heilung einer Frau, die sich an Hildegard Burjan gewandt hatte. Wegen mehrerer Operationen hatte sie keine Kinder bekommen, aber später drei gesunden Kindern das Leben geschenkt, was aus Sicht der Ärzte medizinisch nicht erklärbar war. Daraufhin hatte der Papst am 27. Juni 2011 das Dekret der Seligsprechungskongregation bestätigt.

In Görlitz erinnert ein nach ihr benannter Platz an Hildegard Burjan. Außerdem trägt das örtliche Altenpflegeheim des Caritasverbandes ihren Namen.


Hildegard Burjan - ein Leben für Gott und die Menschen

1883 als Hildegard Freund in Görlitz geboren, zog sie zwölf Jahre später mit ihren Eltern nach Berlin und 1899 in die Schweiz. Dort studierte sie als eine von wenigen Frauen Literatur und Philosophie und promovierte mit magna cum laude zum Dr. phil., ehe sie in Berlin Sozialwissenschaft studierte. Dort heiratete sie den ungarischen Diplomingenieur Alexander Burjan.

Nach unerwarteter Heilung aus schwerer Erkrankung konvertierte Burjan im Jahr 1909 vom jüdischen zum christlichen Glauben und ließ sich taufen. Nach dem Umzug mit ihrem Mann nach Wien und der Geburt ihrer Tochter setzte sie sich intensiv für die sozialen Belange von Frauen ein.

Burjan hatte erkannt, dass soziales Engagement und politischer Einsatz zusammengehören. Hildegard Burjan ließ sich im Jahr 1918 für die Christlichsoziale Partei in den Wiener Gemeinderat wählen und wurde zur wichtigen Persönlichkeit in Politik und Kirche, der Volksmund nannte sie die "Heimarbeiterinnenmutter von Wien".

Ihr Wirken gipfelte letztlich in der Gründung der religiösen Frauengemeinschaft "Schwesterngemeinschaft Caritas Socialis", die heute Pflegeheime und ein Hospiz führt und sich für die Ausbildung in Sozialberufen einsetzt.

"Hilfe zur Selbsthilfe“ wart Burjans Motto, was sie vom bisherigen kirchlichen und christlich-sozialen Engagement unterschied. Damit war sie ihrer Zeit weit voraus.

Kommentare Lesermeinungen (2)
Lesermeinungen geben nicht unbedingt die Auffassung der Redaktion, sondern die persönliche Auffassung der Verfasser wieder. Die Redaktion behält sich das Recht zu sinnwahrender Kürzung vor.

Würdigung an allen Stellen

Von Jens Jäschke am 04.01.2012 - 17:07Uhr
Ich stelle mir gerade vor, was auf einem " Würdigungsschild " vom Alten Fritz beim Toilettengang stehen könnte ... hier saß der alte Fritz ...

Man kann es mit der Würdigung auch etwas übertreiben, glaube ich.

Würdigung Lebenswerk Görlitzer Biografien

Von Daniel Breutmann am 02.01.2012 - 00:28Uhr
Sicherlich nur wenigen bekannt: Hildegard Burjan geborene Freund und ihre Familie bewohnten ein Haus auf der Elisabethstrasse. Die Nummer 39 ist es, und leider fehlt dort gänzlich der Hinweis auf die Geschichte.

Mit verschiedenen Themenführungen in Görlitz immer wieder auf den Spuren großer Söhne und Töchter der Stadt, vermisse ich eine öffentliche Würdigung in Form von Namensschildern bekannter Persönlichkeiten.
In Berlin sind es Porzellantafeln der KPM, anderswo Messingtafeln. Für Görlitz stellt sich m.E. durchaus die Frage, in welcher Form die Geschichte einstiger Bewohner an entsprechenden Gebäuden sichtbar gemacht werden kann. Ein Ansatz der zumindest auch die Diskussion um die historischen Tafeln mit Hinweis auf Besuch Napoleons, dem Alten Fritz usw. neu aufgreift. Ich freue mich, sollte es weitere Befürworter geben.

MfG Daniel Breutmann

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  • Quelle: red
  • Erstellt am 30.12.2011 - 17:46Uhr | Zuletzt geändert am 30.12.2011 - 18:28Uhr
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