IG BAU fordert faire Bedingungen für Erntehelfer im Kreis Görlitz

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Görlitz, 24. Juli 2025. Die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) Ostsachsen fordert Landwirte im Kreis Görlitz auf, Saisonarbeitskräfte fair zu behandeln. Anlass ist die aktuelle Erntezeit, in der viele Helfer aus Osteuropa sowie zunehmend aus Zentralasien in der Region tätig sind. Die Gewerkschaft kritisiert unzureichende Löhne und mangelhafte Unterkünfte.

Süß und lecker: frisch gepflückte Erdbeeren. Die Arbeit, die hinter der Erdbeerernte steckt, ist allerdings hart, sagt die Agrar-Gewerkschaft IG BAU Ostsachsen. Sie appelliert an die Landwirte im Kreis Görlitz, auf faire Löhne und anständige Unterkünfte für Erntehelfer zu achten.

Foto: IG BAU | Florian Göricke

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Kein Lohn unter dem gesetzlichen Mindestlohn

Roland Müller, Bezirksvorsitzender der IG BAU Ostsachsen, betont, dass Saisonarbeitskräfte Anspruch auf den gesetzlichen Mindestlohn von derzeit 12,82 Euro pro Stunde haben. „Alles darunter ist strafbar und ein Fall für den Zoll“, so Müller. Der Verband warnt insbesondere vor Plänen, ausländische Erntehelfer mit geringeren Löhnen abzuspeisen. Müller verweist auf das klare Nein des Bundesagrarministeriums zur Forderung des Deutschen Bauernverbandes, nur 80 Prozent des Mindestlohns zu zahlen.


Die IG BAU sieht in solchen Überlegungen eine Gefahr für das gesamte Lohnniveau in der Branche. Schon jetzt verdienten viele Beschäftigte im Agrarsektor wenig, der Arbeitskräftemangel sei spürbar. Weitere Lohndrückerei könne die Lage verschärfen.


Teure Unterkünfte, geringe Nettoverdienste


Die IG BAU verweist auf teils prekäre Bedingungen, unter denen viele Erntehelfer leben. Häufig zahlen sie hohe Mieten für einfache Unterkünfte, müssen ihre Verpflegung selbst finanzieren und tragen zudem Kosten für Anreise und Vermittlung. „Unterm Strich bleibt dabei für Saisonkräfte, die den gesetzlichen Mindestlohn verdienen, am Monatsende nicht mehr wirklich viel übrig“, sagt Müller.


Saisonkräfte stammten vorwiegend aus Rumänien, Bulgarien, Polen und Kroatien, vermehrt auch aus zentralasiatischen Staaten. Viele von ihnen kämen regelmäßig für mehrere Monate zur Erntezeit in den Kreis Görlitz. Müller betont: „Die Menschen, die diese Jobs machen, müssen ordentlich bezahlt und anständig untergebracht werden.“


Vergleich mit den Niederlanden


Ein Blick ins Ausland zeige laut IG BAU, dass faire Bezahlung auch im europäischen Wettbewerb möglich sei. In den Niederlanden liege der gesetzliche Mindestlohn für Saisonarbeiter aktuell bei 14,40 Euro pro Stunde – deutlich über dem deutschen Niveau. Trotzdem seien niederländische Landwirte auf dem deutschen Markt präsent.


Auch wirtschaftlich hätten Landwirte aktuell Vorteile: Die Bundesregierung plant eine Senkung der Stromsteuer für den Agrarsektor, ab 2026 werde die Rückvergütung beim Agrar-Diesel in Höhe von 21,4 Cent pro Liter wieder vollständig gewährt.


Wer auf Missstände stoße oder als Saisonkraft Unterstützung suche, kann sich laut IG BAU an das Beratungsnetzwerk Faire Mobilität des DGB wenden. Informationen und Kontaktmöglichkeiten sind unter www.faire-mobilitaet.de sowie telefonisch unter 030-219 65 37 21 erhältlich.

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  • Quelle: red / PM IG Bau
  • Erstellt am 24.07.2025 - 09:18Uhr | Zuletzt geändert am 24.07.2025 - 09:25Uhr
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