Zu Hause statt Pflegeheim: In Görlitz wollen Ältere immer öfter autark bleiben

Zu Hause statt Pflegeheim: In Görlitz wollen Ältere immer öfter autark bleiben

Görlitz, 6. September 2023. Auch in Görlitz fehlen nicht nur temporär Pflegeplätze, sondern vor allem auch geschultes Personal. Der demographische Wandel wird den Pflege-Notstand in den nächsten Jahren zusätzlich verschärfen, da sind sich Experten sicher. Deshalb möchten immer mehr Görlitzer wie in vielen Regionen deutschlandweit in den vier Wänden bleiben und dort selbstbestimmt alt werden.

Senioren in Görlitz: Lebensqualität durch Eigenständigkeit.

Foto:  Julita auf Pixabay

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Görlitz wird zur Stadt der Alten

Wo einst mehr als 100.000 Bürger lebten, sind heute nur noch etwa 56.000 zu Hause. Görlitz ist beispielhaft für viele Regionen in der Bundesrepublik. Aus Mangel an Perspektiven ziehen vor allem junge Menschen weg und kehren oftmals erst später wieder im höheren Alter zurück. Deshalb liegt der Altersdurchschnitt im Landkreis Görlitz deutlich über dem in anderen sächsischen Regionen.


Mittlerweile sind die meisten Bewohner in Görlitz und Umgebung mehr als 40 Jahre alt. Im März 2023 gab es in Görlitz beispielsweise mehr als 6.000 Menschen, die älter als 81 Jahre waren. Im Dezember 2022 waren es nur 5.500. Auch die Zahl der 71- bis 80-Jährigen ist leicht gestiegen. Im Jahr 2023 waren es nach Angaben des Einwohnermeldewesens 6.199. Im Dezember 2022 waren es 6.127. Die Zahl der 61-bis 70-Jährigen ist mit 8.264 am höchsten. Das zeigt, dass Görlitz immer älter wird.


Doch der demographische Wandel und die fehlenden Fachkräfte im Pflegebereich stellen die Region vor eine enorme Herausforderung. Viele Alteingesessene möchten ihre vertrauten vier Wände gar nicht erst verlassen und wünschen sich einen Lebensabend zu Hause. Immer öfter gelingt es, mit der barrierefreien Anpassung des Wohnumfeldes und Unterstützung der Familie.


So werden etwa Türen verbreitert, Haltegriffe montiert oder ein Treppenlift zur Überwindung von Höhenunterschieden integriert. Wer auf Pflege angewiesen ist, darf sich sogar über monetäre Unterstützung freuen. Mithilfe von einem Fachmann lassen sich die Treppenlift Kosten ermitteln und mitsamt allen Unterlagen bei den zuständigen Behörden bzw. der Pflegekasse einreichen.


Neue Wege mit mehr Generationenhäusern


Um die zuhause lebenden älteren Menschen auch in das soziale Leben der Stadt zu integrieren, gibt es verschiedene Ansätze. Das Mehrgenerationenhaus ist eine Idee, die sich wachsender Beliebtheit erfreut. Hier gibt es etwas für jede Altersklasse. Gemeinsame Bastelnachmittage, Sportstunden, Sprachunterricht oder Musizieren – all das ist mit anderen in einer gemütlichen Atmosphäre möglich. Im Nachbarschaftshilfekurs können sich Görlitzer weiterbilden und nach erfolgreicher Absolvierung selbst aktiv als Helfer werden.


Wunsch-Oma und Wunsch-Opa – diese Initiative des ASB Regionalverband Zittau-Görlitz ist ebenfalls eine willkommene Abwechslung im Alltag der älteren Menschen. Sie können ihre freie Zeit zur Verfügung stellen und andere Familien mit Kindern unterstützen. Dieser gemeinsame Austausch und das Gefühl, gebraucht zu werden, zaubert ein Lächeln in das Gesicht der älteren Menschen.


Senioren können ihre Lebenserfahrung weitergeben und auch den jungen Menschen bei der Bewältigung ihres Lebens helfen. Spannende Geschichten aus der eigenen Kindheit erzählen, gemeinsam basteln, kochen oder spazieren gehen – das alles und mehr können Wunsch-Oma und Wunsch-Opa mit ihren Wunsch-Enkeln erleben.


Das ehrenamtliche Projekt erfreut sich wachsender Beliebtheit, denn auch in Görlitz gibt es viele jüngere Familien. Häufig haben sie selbst keine Familien vor Ort und greifen gern auf die Unterstützung der Senioren zurück.

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  • Erstellt am 06.09.2023 - 10:55Uhr | Zuletzt geändert am 06.09.2023 - 12:56Uhr
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