Industriekletterer: Ein Beruf mit Zukunft?
Görlitz, 30. März 2023. Läuft man durch die historische Altstadt von Görlitz kommt man unweigerlich an der Peterskirche mit ihren beiden, jeweils 84 Meter hohen Türmen, vorbei. Diese wirken zwar imposant, aber wie auch die großen Gebäude und gigantischen Industrieanlagen der heutigen Zeit, nehmen viele Menschen diese als selbstverständlich hin und sind sich deren Errichtung und Wartung gar nicht bewusst. Um solche Bauwerke, wie die Peterskirche oder den Frauenturm, instand zu halten, sind oft professionelle Industriekletterer im Einsatz. Diese Spezialisten, die meist nur an einem Seilzugsystem befestigt sind, führen ihre Arbeit in schwindelerregenden Höhen oder an schwer zugänglichen Orten aus - Bereiche, in denen viele Menschen bereits vom Boden aus dankend ablehnen würden. In einer Zeit, in der immer bessere und leistungsfähigere Kräne und Roboter verfügbar sind, stellt sich jedoch die Frage, ob der Beruf des Industriekletterers noch eine Zukunft haben wird.
Abb: Peterskirche in Görlitz
Was macht ein Industriekletterer?
Die professionelle Industriekletterei (fachsprachlich: Seilzugangs- und Positionierungstechnik, SZP) beschäftigt sich kurz gesagt mit Arbeiten an hoch gelegenen oder schwer zugänglichen Arbeitsbereichen. Die Kletterer sind dabei hoch spezialisiert und können dank Seilunterstützung sowie ständiger Absturzsicherung auch an vermeintlich unzugänglichen Orten technische und mechanische Aufgaben bewältigen. Sie führen dabei Wartungen, Inspektionen, Reparaturen und Reinigungsarbeiten durch oder bringen Werbeflächen in großer Höhe an. Das Berufsbild eines Industriekletterers ist sehr vielseitig: Die Kletterei selbst, ist dabei nicht der eigentliche Arbeitsinhalt, sondern ist vielmehr ein Mittel zum Zweck und ermöglicht die jeweilige Tätigkeit an den schwer zugänglichen Orten durchzuführen. Mögliche Spezialisierungen reichen von Schädlingsbekämpfung und Mobilfunk bis hin zur Installation von Windkraftanlagen. Oft genug werden auch viele Arbeiten auf Großbaustellen heute von professionellen Industriekletterern übernommen.
Warum oft keine Kräne oder Gerüste zum Einsatz kommen
Der Beruf des Industriekletterers hat neben viel Abwechslungsreichtum auch eine sicherere Zukunftsperspektive zu bieten. Anders als viele denken mögen, ist nämlich der Einsatz von Kränen oder Gerüsten meist sehr unwirtschaftlich - viele Anlagen und technische Einrichtungen müssen regelmäßig inspiziert, gesäubert und gewartet werden, wobei eine Einrüstung jedes Mal hohe Kosten verursachen würde. Des Weiteren sind viele Bereiche in großtechnischen Anlagen oder Fabrikgebäuden schlicht und einfach nicht anders als durch erfahrene Industriekletterer zu erreichen. So ist etwa die regelmäßige Siloreinigung besonders wichtig, um Gefahren wie etwa chemischen Reaktionen oder gar Explosionen vorzubeugen - ein Kran oder eine Maschine kann in einem Silo schlichtweg nicht zum Einsatz kommen. Hier sind die Landwirte und Gewerbetreibenden daher stets auf die professionelle Hilfe von Industriekletterern angewiesen.
Wer Industriekletterer werden kann
Grundsätzlich kann jeder mit einem gewissen technischen Hintergrund Berufskletterer werden, da die Ausbildung an keine besonderen Voraussetzungen geknüpft ist. Allerdings müssen Bewerber in jedem Fall die arbeitsmedizinische Eignungsuntersuchung für "Arbeiten mit Absturzgefahr" durch einen Facharzt für Arbeitsmedizin absolviert haben. Dieser testet, ob der Kandidat die körperlichen und mentalen Voraussetzungen mitbringt, die für ein Arbeiten in großer Höhe erforderlich sind - schließlich erreichen Industrie- und Berufskletterer oft genug Aktivitätswerte, die sich mit denen von Leistungssportlern messen lassen. Darüber hinaus sind keine besonderen Kenntnisse erforderlich. Grundsätzlich ist jedoch ein großes Sicherheitsbewusstsein und eine gewisse Teamfähigkeit nötig. Da die Kletterei aber nicht die eigentliche Arbeit darstellt, ist es je nach angestrebtem Einsatzbereich hilfreich, wenn die Interessenten über erste Kenntnisse in ihrem konkreten Aufgabenfeld verfügen. Für die meisten Tätigkeiten kommt es neben der Höhentauglichkeit jedoch vor allem auf ein grundlegendes handwerkliches Geschick an. Entsprechend gut fallen auch die Zukunftsperspektiven von angehenden Industriekletterern aus: Der Beruf wird für mehrere Jahrzehnte ohne Alternative bleiben und bietet einen festen Arbeitsplatz mit vielen Spezialisierungsmöglichkeiten.
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- Erstellt am 30.03.2023 - 23:36Uhr | Zuletzt geändert am 30.03.2023 - 23:45Uhr
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