Neißeaue: "Rinderkacke statt Kupferschlacke!"
Neißeaue, 2. April 2015. Von Thomas Beier. Wer in diesen Tagen durch Deschka und Zentendorf - nördlich von Görlitz an der Neiße gelegen - fährt, fühlt sich verwundert an die Friedliche Revolution 1989 erinnert. Mit ähnlicher Fantasie wie damals wenden sich die Einwohner gegen eine Probebohrung, die mit der Erkundung von Kupfervorkommen um Weißwasser/Běła Woda und Spremberg/Grodk in Verbindung steht.
Wie harmlos ist die Probebohrung?
Die dem Vernehmen nach durch das Sächsische Oberbergamt bereits genehmigte Probebohrung, die bis in knapp 700 Meter Tiefe reichen soll, trifft auf den erbitterten Widerstand vieler Einwohner.
Was sind die Ursachen dieser Aufgeregtheit? Ist es mehr als das übliche "Dagegen!" bei anstehenden Veränderungen und Neuerungen in der Nachbarschaft?
Listet man die oft emotional vorgetragenen Argumente gegen "das Loch" auf, kommt man nicht umhin, diese ernst zu nehmen.
- Die Probebohrung könnte die Trinkwasserversorgung gefährden.
Obgleich das Grundwasser von der Bohrstelle weg fließen soll, wird dessen Beeinträchtigung schon allein durch die Bohrung befürchtet. Allerdings hat die technologisch bedingte Spülung des Bohrlochs, das bis zu 30 Zentimeter im Durchmesser haben soll, nichts mit dem aktuell in der Diskussion stehenden Fracking - der Herauslösung von Gasen und Bergbauprodukten mittels Flüssigkeiten - zu tun. - Was, wenn Kupfer gefunden wird?
Eine weitere Sorge sind die Folgen, wenn Kupfer gefunden wird. Anders als im früheren Bergbau im Mansfelder Kupferschiefer könnte das Fracking zur Anwendung gelangen und das Kupfer anschließend mit Bakterien aus seinen Verbindungen gelöst werden. Für diesen Fall werden nicht nur Gefahren für das Grund- und Trinkwasser, sondern auch für den sich entwickelnden Tourismus in der Region gesehen.
Wie so oft basiert der Konflikt auf einem tiefen Misstrauen der Bürger, die in der Sache in aller Regel keine Experten sind, gegenüber den Behörden, die abwiegeln und Umweltgefährdungen verneinen.
Die Probebohrung vornehmen möchte die KGHM Kupfer AG, ein Tochterunternehmen der KGHM Polska Miedz S.A., das im sächsisch-brandenburgischen Grenzgebiet im Norden des Landkreises Görlitz und im Süden des Landkreises Spree-Neiße ein Kupfervorkommen auf dessen Abbauwürdigkeit untersucht. Für das Unternehmen ist eine solche Probebohrung eine Selbstverständlichkeit, gegen die es bisher kaum Widerstand gab.
Anders in den Ortsteilen der Gemeinde Neißeaue. Das mag daran liegen, dass man hier inmitten der von Landwirtschaft und ausgedehnten Wäldern geprägten Landschaft inzwischen stark auf naturnahen Tourismus setzt, der zusätzlich durch einen nahe gelegenen großen Abenteuerfreizeitpark Zulauf erhält. Insbesondere ein einsetzender Bergbau, der Einheimischen wohl kaum Arbeitsplätze bieten würde, könnte so zum Supergau werden, indem er Touristen verprellt.
Hinzu kommt, dass durch die Erfahrungen mit dem großflächigen Braunkohleabbau in der Lausitz Bergbau mit gründlichster Umweltzerstörung gleichgesetzt wird. Dass ein möglicher Kupferabbau das Landschaftsbild hingegen kaum schädigen würde, spielt bei der Bewertung keine Rolle.
Thema Fracking
Befeuert wird die Diskussion zweifellos durch das neue Frackinggesetz, das unter bestimmten Bedingungen die Ergasförderung mit der umstrittenen Methode, die beispielsweise in den USA umfassend eingesetzt wird, erlaubt. Zu DDR-Zeiten hatte die zunächst rein Sowjetische, dann Sowjetische-Deutsche Aktiengesellschaft WISMUT (SDAG Wismut) das Uranerz Pechblende im Erzgebirge und beispielsweise im Ronneburger Revier durch konventionellen Abbau gewonnen, im Revier Königsstein jedoch teilweise auch mittels Untertage- und Haufenlaugung - also Fracking - sowie durch die Reinigung des Schachtwassers. An der Eindämmung und Beseitigung der damals erzeugten Umweltschäden arbeitet die heutige Wismut GmbH noch immer.
Reines Kupfer ist in der Natur selten
Die umgangssprachlichen Bezeichnungen für Kupfererze sind weithin bekannt.

Abbildung: Kupferkies aus dem Freiberger Revier.
Foto: © Bergbauliche Sammlungen Thomas Beier
Nicht nur Mineralienfreunde kennen auch das Kupfersalz Malachit und den Atacamit, der nach seinem Vorkommen in der Wüste Atacama in Chile benannt ist.



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- Quelle: red | Fotos: © Görlitzer Anzeiger,
- Erstellt am 02.04.2015 - 05:33Uhr | Zuletzt geändert am 02.04.2015 - 07:34Uhr
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