Ersatzteile für Kfz-Oldtimer aus Ost und West gut verfügbar

Ersatzteile für Kfz-Oldtimer aus Ost und West gut verfügbarGörlitz, 7. Dezember 2022. Im Osten hat sich etwas entwickelt, an das zu Zeiten von Mauerfall und deutscher Wiedervereinigung wohl niemand gedacht hat: Eine ausgeprägte Kraftfahrzeug-Oldtimerszene, wie sie auch im Landkreis Görlitz anzutreffen ist.

Abb.: Wer dem Trabi des Görlitzer Anzeigers begegnet, beginnt unwillkürlich zu lächeln – und anstupsen bringt Glück!
Foto: © Görlitzer Anzeiger
Anzeige

Oldtimerszenen mit unterschiedlichen Wurzeln

Oldtimerszenen mit unterschiedlichen Wurzeln
Zeitloses Design und Dynamik machen für viele den Reiz des BMW E30 aus
Foto: Sven Halsdorf, Pixabay License (Bild beschnitten)

Freilich gibt es in der Oldtimerszene-Ost Unterschiede zur Oldtimerszene-West. Die haben ihre Wurzeln darin, dass in der "DDR" mit teils mehr als zehn Jahren langen Wartezeiten auf Neu-Pkw Fahrzeuge möglichst lange erhalten wurden – etwa einen 18 Jahre alten Gebrauchtwagen als sogenannten Neuaufbau für teurer als den Neuwagenpreis zu verkaufen war gang und gäbe. Oldtimer fahrtüchtig zu halten, hat also eine gewisse Tradition, wie man auch auf den Oldtimer-Treffen auf dem Gelände einer Görlitzer Brauerei nachvollziehen kann.

Weil die knapp verfügbaren Pkw also besonders wertvoll waren, legte sich, wer konnte, mindestens eine Garage zu. Das führt heute dazu, dass es für viele recht einfach ist, einen Oldtimer unterzustellen. Und es gibt noch eine Besonderheit, von der die Oldtimerszene in Osten profitiert: Es sind die häufig anzutreffenden Zweitakt-Motoren, simpel im Aufbau und robust. Nicht ohne Grund sind mehr als drei Jahrzehnte nach dem Produktionsstopp noch so viele Simson-Mopeds im Alltagsgebrauch unterwegs. Ersatzteile für Ost-Marken wie Simson, MZ, Trabant oder Wartburg zu beschaffen, ist in aller Regel gar kein Problem.

Außerdem gibt es im Osten ganz eigene Oldtimer-Kategorien wie etwa sowjetische Militärfahrzeuge, die beispielsweise ein Militärfahrzeugtreffen in Beiersdorf im Jahr 2021 dominierten.

Der Trabant des Görlitzer Anzeigers

Nicht zuletzt gehört der Görlitzer Anzeiger zu den Oldtimerfans. Am bekanntesten ist sicherlich der Trabant, der je nach Einsatzzweck als Redaktions- oder als Direktionswagen daherkommt. Als Neuwagen wurde er im August 1989 in Dresden ausgeliefert. "Zu diesem Zeitpunkt hat noch niemand geahnt, dass ein Vierteljahr später die Mauer fällt und der Pkw-Markt im Osten von Gebrauchtwagen aus dem Westen überflutet wird", denkt Thomas Beier, heute Inhaber des Görlitzer Anzeigers, zurück.

Neulich ist es ihm sogar gelungen, eine Trabi-Kippvorrichtung aus "DDR"-Produktion aufzutreiben. "Bei der letzten Fahrt kam das Bodenblech dem Bremspedal immer näher, offenbar hat sich ein Bremszylinder verabschiedet. Da ist die Kippvorrichtung für die Reparatur recht hilfreich", erläutert Beier. Notwendig ist sie jedoch nicht: Insider wissen, dass man nur zwei Reifen neben die Räder einer Seite legen muss und den Trabi sogar alleine auf der anderen Seite anheben und auf die Reifen kippen kann. Vor diesem Brachial-Akt sollte allerdings der Akku ausgebaut werden.

Oldtimer aus dem Westen

Natürlich sind im Osten längst auch Oldtimer aus damaliger Westproduktion vertreten. Bei jungen Leuten beliebt sind zum Kult gewordene Autos wie der BMW E30, der vom 1982 bis 1994 gebauten zweiten Baureihe des 1975 aus der Taufe gehobenen BMW Dreiers. Der 3er BMW brachte Neuerungen, die für alle BMW Fahrzeuge prägend wurden, so etwa das dem Fahrer zugewandte Cockpit und ab dem E30 die charakteristischen Doppelscheinwerfer. Heute für einen Klassiker wie den BMW E30 Ersatzteile zu erhalten, ist überhaupt kein Problem.

Selbst für ausgefallene Klassiker wie die in der zweiten Hälfte der 1950er Jahre in die "DDR" importierten Zündapp-Motorräder ist die Ersatzteilbeschaffung gesichert. Beliebt ist das damals topmoderne Modell Zündapp 201S mit echter Earles-Schwinge und frei hängendem Motor, damals mit 3.360 Ostmark teuerstes Motorrad im Osten. Verkauft wurde es als Ersatz für nicht lieferbare Jawa-Motorräder aus der Tschechoslowakei vor allem an Bergleute. Die Zündapp des Görlitzer Anzeigers erhielt zu "DDR"-Zeiten in der Abteilung für Rennsportmotoren des Gusskombinates in Leipzig ihren ersten Ausschliff. Geliefert hat den passenden Kolben die Firma MAHLE aus Stuttgart "in Anbetracht der Umstände kostenlos" – auch das ist ein Teil deutsch-deutscher Geschichte.

Ersatzteilbeschaffung heute

Heute ist die günstige Ersatzteilbeschaffung insbesondere für Pkw kein Problem. So bietet etwa der Online Marktplatz DAPARTO Vergleichsmöglichkeiten und Zugang zu Ersatzteilen für Amateur-Schrauber wie auch professionelle Werkstätten. Wohl auch das trägt dazu bei, dass besonders im ländlichen Raum Garagen gern mal etwas größer ausfallen: Mehr denn je wird selbst geschraubt, siehe der Bremszylinder des Redaktions-Trabis. Allerdings sollte man bei sicherheitsrelevanten Reparaturen seine Grenzen kennen und im Zweifel doch lieber einen Meisterbetrieb beauftragen. Sparen kann man hier, wenn man in Absprache die nötigen Ersatzteile selbst besorgt.

Kommentare Lesermeinungen (0)
Lesermeinungen geben nicht unbedingt die Auffassung der Redaktion, sondern die persönliche Auffassung der Verfasser wieder. Die Redaktion behält sich das Recht zu sinnwahrender Kürzung vor.

Schreiben Sie Ihre Meinung!

Name:
Email:
Betreff:
Kommentar:
 
Informieren Sie mich über andere Lesermeinungen per E-Mail
 
 
 
Weitere Artikel aus dem Ressort Weitere Artikel
  • Quelle: TEB | Foto Trabant: © Görlitzer Anzeiger, Foto BMW: HScarphotographie / Sven Halsdorf, Pixabay License
  • Erstellt am 07.12.2022 - 11:26Uhr | Zuletzt geändert am 07.12.2022 - 12:55Uhr
  • drucken Seite drucken
Anzeige