Gerhard Gundermann

Hoyerswerda. Mit Konzerten und Filmen erinnerte die Stadt an den vor zehn Jahren verstorbenen Liedermacher und Baggerfahrer Gerhard Gundermann. Gerhard Gundermann war Baggerfahrer im Lausitzer Braunkohlentagebau und gleichzeitig Liedermacher. Man fragt sich vielleicht, geht das überhaupt zusammen? Für Gundermann schon.

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"Die Zukunft ist ´ne abgeschoss´ne Kugel, auf der mein Name steht und die mich treffen muss" (Gerhard Gundermann)

Er wollte eine "richtige" Arbeit und Lieder machen, schrieb auch Theaterstücke für Kinder und Erwachsene. Mit den "Feuersteinen" (nach den Kohle-Briketts) übte er in seinen Theaterstücken immer wieder Kritik am Sozialismus oder Sozial-Mus (O-Ton Gundermann).

Gundermann starb 1998 mit nur 43 Jahren. Eine Woche vor seinem plötzlichen Tod feierten sie noch den 20. Geburtstag der "Feuersteine". Am vergangenen Wochenende erinnerten Weggefährten und Freunde mit Konzerten und einem Auftritt "30 Jahre Feuersteine" an Gundi Gundermann.

Ein holländischer Liedermacher entdeckte vor ein paar Jahren seine Lieder für sich und übersetzte sie ins Holländische, nahm eine CD auf. Am Sonnabend trat er in der Kulturfabrik Hoywoy und gab eine Kostprobe mit seiner Bearbeitung der Lieder von Gundermann.

In seinen Liedern stellte er sich immer auf die Seite der Schwachen, der Verlierer, der Gestrauchelten. Von den Medien stiefmütterlich behandelt und ignoriert, wurde "Gundi" von seinem Publikum meist als Geheimtipp gehandelt und über den "Buschfunk" bekannt. "Buschfunk" heißt die Konzertagentur, die sich seiner Lieder angenommen hat und heute alle Gundermann-CDs vertreibt.

Gundermann beklagte die Zerstörung seiner Heimat durch die Abbaggerung der Kohle für einen warmen Ofen - und konnte doch nicht von seinem Bagger lassen. Zwanzig Jahre arbeitete er im Tagebau, nach Schichtende trat er oft noch mit seiner Gitarre auf. Obwohl er früh starb, hat er viel hinterlassen, geblieben sind seine Lieder. Wenn man es nicht besser wüsste, könnte man denken, er hat sie erst gestern geschrieben. Vielleicht, weil sie unbequeme Fragen stellen und immer noch nach einer Antwort suchen.

Morgen, am 24. Juni 2008 läuft in der Kufa Hoyerswerda der Dokumentarfilm über Gundermann. "Ende der Eisenzeit" hat ihn der Produzent Richard Engel genannt.

Mehr:
http://www.kufa-hoyerswerda.de

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  • Quelle: /Beatrice Heinz
  • Erstellt am 23.06.2008 - 19:57Uhr | Zuletzt geändert am 23.06.2008 - 20:09Uhr
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