Mondscheinführung im Zuchthaus
Cottbus / Chóśebuz, 13. September 2019. Ab Sonnabend, dem 14. September 2019, wird das Menschenrechtszentrum Cottbus monatlich zum Vollmond eine etwa anderthalbstündige Führung über das Gelände der Gedenkstätte Zuchthaus Cottbus anbieten. Ausgerüstet mit zur Verfügung gestellten Taschenlampen erkunden die Teilnehmer in der Dunkelheit und Stille das weitläufige Gelände und erfahren dabei interessante, bewegende und spannende Geschichten über das einstige Gefängnis und die Menschen, die darin inhaftiert gewesen sind, in der Kaiserzeit und der Weimarer Rrepublik und als politische Gefangene unter den Nazis und auch in der "DDR".
Abbildung oben: Hier in der linken Ecke die PENTACON-Halle, in der die Inhaftierten ohne nennenswerte Bezahlung im Schichtsystem arbeiten mussen
Gedenkstätte Zuchthaus Cottbus mit neuem Angebot
Thema: Menschenrechte
Menschenrechte sind weltweit Thema. Die Erinnerung an die "sozialistische Rechtsprechung" und das SED-Unrecht sowie die vorangegangene Nazi-Diktatur mahnen, auch in Deutschland Menschenrechte und Demokratie nicht als selbstverständlich hinzunehmen, sondern immer wieder dafür einzutreten.
Dieter Dombrowski (CDU), Mitglied des Brandenburgischen Landtags und Vorsitzender des Menschenrechtszentrums Cottbus, hat selber von 20 Haftmonaten 16 im Cottbuser Knast verbracht. Er erinnert sich: "Den Vollmond konnte ich aus meinem Zellenfenster nie sehen, weil während meiner Haftzeit Mitte der 1970er Jahre Blechblenden den freien Blick nach draußen versperrten. Als wir uns aber im Mondlicht zur Nachschicht vor der Pentacon-Halle aufstellten, empfand ich ein unheimliches Gefühl des Verlassenseins, weil nur der helle Mond eine Verbindung zur unerreichbaren Außenwelt war." Merke: In Cottbus mussten die Häftlinge zum Hungerlohn Gehäuseteile für die beliebten PRAKTICA-Kameras aus dem Hause PENTACON herstellen, die auch unter anderer Marke auch nach Westdeutschland geliefert wurden.
Denkwürdig ist Dombrowskis Auftrtit im Landtag am 6. Nobvember 2009: In "DDR"-Häftlingskleidung protestierte er bei der Vereidigung von Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) gegen die Unterzeichnung des Koalitionsvertrages zwischen SPD und Linkspartei, weil von Seiten der Linken zwei ehemalige Stasi-Spitzel unterzeichneten.
Wer die Gedenkstätte besucht, sollte den an junge Leute gerichteten Teil der Dauerausstellung nicht versäumen. Die Gedenkstätte ist weltweit einmalig: Nach der Implosion der "DDR" kaufen die vormaligen Gefangenen über einen Verein ihr eigenen Gefängnis und machten es zu einer gegenwartsbezogenen Gedenk- und Bildungsstätte.
Hingehen!
Sonnabend, 14. September 2019, 21 Uhr,
Gedenkstätte Zuchthaus Cottbus, Bautzener Straße 140
Die Führung findet nur bei klarem Himmel und mit einer Mindestteilnehmerzahl von fünf Personen statt. Der Eintritt beträgt sechs Euro pro Person.
Anmeldung:
Anmelden kann man sich bis zum Veranstaltungstag um 16 Uhr unter Tel. 0355 - 29 01 33-0.
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- Quelle: red | Fotos: © Görlitzer Anzeiger
- Erstellt am 12.09.2019 - 19:18Uhr | Zuletzt geändert am 13.09.2019 - 07:38Uhr
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