Beratungssprechstunden im Kreis Görlitz zur Aufarbeitung der SED-Diktatur
Görlitz, 16. Oktober 2021. Im Herbst '89 war es, als die linke Diktatur der SED – heute zur Linkspartei gemausert – so morsch war, dass sie angesichts von Demonstrationen, die ihren Ausgang im heutigen Sachsen genommen hatten, zusammenbrach und das Kunststück einer friedlichen Revolution gelang. In welchem Maße die "DDR" ihre Gegner und jene, die sich dessen auch nur verdächtig machten, drangsalierte, wurde vielen erst später klar und manche stellen sich in dieser Beziehung noch heute blind und taub.
Abb. oben: Blick über den Hof des früheren Zuchthauses Cottbus, das politische Häftlinge der "DDR", die hier einsaßen, über einen Verein selbst gekauft und zu einem Menschenrechtszentrum mit bemerkenswerter Dauerausstellung, Veranstaltungen und Sonderausstellungen umgestaltet haben. Im Gebäude, das im Bild sichtbar ist, wurden von den Häftlingen in ausbeuterischer Zwangsarbeit Teile für die PENTACON Spiegelreflexkameras hergestellt.
Foto: © Görlitzer Anzeiger
Termine im Landkreis Görlitz

Gesehen in der Oberlausitz am 15. Oktober 2021. Politische Bildung ist besonders im ländlichen Raum Fehlanzeige, Verschwörungsmythen hingegen sind verbreitet.
Foto: © BeierMedia.de
Thema: Menschenrechte

Menschenrechte sind weltweit Thema. Die Erinnerung an die "sozialistische Rechtsprechung" und das SED-Unrecht sowie die vorangegangene Nazi-Diktatur mahnen, auch in Deutschland Menschenrechte und Demokratie nicht als selbstverständlich hinzunehmen, sondern immer wieder dafür einzutreten.
- Politische Gefangene der "DDR" und ein Wärter in ZDF [16.03.2022]
- Vor fünfunddreißig Jahren wurde Hartmut Tautz am Eisernen Vorhang von Hunden zerfleischt [09.09.2021]
- Briefe durch die Gitter [07.04.2021]
Ende der Sechzigerjahre reichte es schon, Hesse, Kafka, Saint-Exupéry und Sartre zu lesen und für eine von Ideologie freie Kunst einzutreten, um hinter Gittern zu landen. Zugleich wurden meist die Familien von der Staatssicherheit überprüft und deren Umfeld beeinflusst. Andere – vergleichweise harmlose Fälle – wurden in ihrer beruflichen Entwicklung ausgebremst, weil sie nicht in die SED oder die "Kampfgruppen der Arbeiterklasse" eintreten wollten oder sich nicht an der Rüstungsproduktion, die in viele zivile "Volkseigene Betriebe" (VEB) als "Landesverteidigungsobjekte" (LVO) eingegliedert war, beteiligten.
Das erfahrene Unrecht hat Lebensläufe verändert und wirkt bei vielen, die der staatlichen Repression ausgesetzt waren, bis heute nach. Vor diesem Hintergrund hat die Sächsische Landesbeauftragte zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, die vom Sächsischen landtag gewählte und am 30. April 2021 in ihr Amt eingeführte Historikerin Dr. Nancy Aris, eine überregionale Beratungsinitiative ins Leben gerufen.
Die aktuellen Termine im Landkreis Görlitz sind am
- Dienstag, 19. Oktober 2021, von 9 bis 17 Uhr,
Rathaus Reichenbach/O.L., Raum 205 (1. Stock),
Görlitzer Straße 4, 02894 Reichenbach/O.L.
und am
- Donnerstag, 21. Oktober 2021, von 9 bis 17 Uhr,
im Trauzimmer der Stadtverwaltung Rothenburg/O.L.,
Marktplatz 1, 02929 Rothenburg/O.L.
Im Auftrag der Landesbeauftragten berät hier Utz Rachowski zu den Möglichkeiten strafrechtlicher, beruflicher und verwaltungsrechtlicher Rehabilitierung, zu laufenden Rehabilitierungsverfahren sowie zu Fragen von politisch motivierten Benachteiligungen oder dem Anspruch auf Unterstützungs- bzw. Ausgleichsleistungen. Rachowski ist Schriftsteller und als in der "DDR" politisch Verfolgter selbst Betroffener des SED-Unrechts.
In Reichenbach O.L. informieren Mitarbeiter des Bundesarchivs / Stasi-Unterlagen-Archiv Dresden zudem rund um das Thema Akteneinsicht. Wer die Einsicht in seine Akten bei dieser Gelegenheit beantragen möchte, muss sich ausweisen können.
Jederzeit kann neben den Sprechstunden in Reichenbach/O.L. und in Rothenburg/O.L. direkt bei der Landesbeauftragten zur Aufarbeitung der SED-Diktatur in Dresden ein Beratungstermin unter Tel. 0351 - 4 93-3700 vereinbart werden.
Mehr:
- Über "Briefe durch die Gitter", ein Buch mit dem vollständig erhaltenen Briefwechsel des politischen Gefangenen Jörg Beier (1946-2021) hatte der Görlitzer Anzeiger erst im April 2021 berichtet. Jörg Beier war 1969 auf dem Chemnitzer Kaßberg auf Basis einer zusammengezimmerten Anklage – der ursprünglich vorgeworfene Verdacht auf "Republikflucht" hatte sich sehr schnell als haltlos erwiesen – wegen "staatsfeindlicher Hetze" zu 18 Monaten Haft verurteilt worden.
Ausschnitte aus dem Buch sind als Lesung online verfügbar. Die Regional Magazin Gruppe / BeierMedia.de hatte das Projekt technisch unterstützt. - Thema Menschenrechte im Görlitzer Anzeiger
- Thema Menschenrechtszentrum Cottbus im Weißwasseraner Anzeiger



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- Quelle: red | Fotos: © Görlitzer Anzeiger / © BeierMedia.de
- Erstellt am 16.10.2021 - 07:10Uhr | Zuletzt geändert am 23.01.2023 - 13:29Uhr
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