Strategiepapier ohne Strategie
Görlitz, 4. Mai 2013. Gestern wurde im Rathaus ein Papier zur "positiven Bevölkerungsentwicklung diskutiert. Bertram Oertel war dabei und sieht manches anders.
Zur Diskussion einer Ideensammlung
Von Bertram Oertel. "Der Schlüssel für die Zukunft unserer Europastadt ist eine positive Bevölkerungsentwicklung. Das ist klar. Deshalb ist das Ziel, die Einwohnerinnen und Einwohner zu halten und gleichzeitig den Zuzug zu fördern. Ein Konzeptpapier mit Ideen zur 'positiven Bevölkerungsentwicklung' wurde durch die WBG zusammengestellt. Am Freitag, den 3. Mai um 17Uhr wird es dazu ein Forum im Großen Sitzungssaal für alle Bürgerinnen und Bürger geben, bei dem das Papier präsentiert und diskutiert wird…" (aus der Presseerklärung von OB Siegfried Deinege)
Soweit die sachliche Ankündigung zum Forum durch Oberbürgermeister Siegfried Deinege, nachdem die Sächsische Zeitung (SZ) schon voreilig von einem wichtigen und zukunftweisenden Strategiepapier gesprochen hatte, was Arne Mykert (Geschäftsführer der städtischen Wohnungsbaugesellschaft WBG) in seinem Beitrag im Görlitzer Politikforum auf Facebook gleich noch siebenfach(!) bestärkte und unterstrich. Dementsprechend hoch waren die Erwartungen der zahlreichen Besucher, die zum Forum in den großen Rathaussaal gekommen waren.
Die Erkenntnisse nach Vorstellung des Papieres waren gemessen an den Vorschußlorbeeren der SZ und WBG ernüchternd.
Obwohl der Titel des Papiers nach Stadtentwicklung riecht, handelt es sich um kein Stadtentwicklungskonzept.
SZ und WBG sprachen großartig von einem Strategiepapier, doch auch diesen Ansprüchen wird es nicht gerecht, weil es gar keine schlüssige Strategie(n) für die Bevölkerungsentwicklung aufzeigt. Es ist einfach nur ein ungeordnetes Konglomerat von diversen Ideen, was man in und um die Stadt alles verändern könne, um nach Meinung der Verfasser, die Bevölkerungsentwicklung positiv beeinflussen zu können.
In der sich anschließenden Diskussion wurden das Fehlen wichtiger Punkte bemängelt, die einfach in ein Görlitzer "Strategiepapier" hineingehören sollten (Gewerbe, Arbeit, Freizeitkultur, Stadthalle, Warenhaus, Wellnesbad usw.).
Obwohl immer wieder betont wurde, dass es sich bei dem in 15monatiger "harter Arbeit " erstellten Papier eigentlich nur um ein Konzeptpapier der WBG unter Teilnahme von Vertretern der Wirtschaft und der Politik handele, dass es also kein städtisches Konzept sei und nicht in Konkurrenz zum Stadtentwicklungskonzept und INSEK stehe und dieses nur in Details ergänze, führte Oberbbürgermeister Deinege fast allein die Diskussion und verteidigte mit einer Leidenschaft, die wirklich erstaunen lies, dieses Papier. Nach der Präsentation des Papiers herrschte deshalb bei vielen Zuhörern noch mehr Verwirrung.
Das 92 Seiten umfassende Konzeptpapier soll ab dem 6. Mai d.J. auf den Webseiten der WBG online gestellt werden.



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- Quelle: Bertram Oertel
- Erstellt am 04.05.2013 - 09:58Uhr | Zuletzt geändert am 04.05.2013 - 10:14Uhr
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