NPD Landesparteitag: Ostritz hat nicht still zugesehen

Ostritz. Es ist vorbei - am 21. Januar 2012 hat die NPD Sachsen ihren Landesparteitag in Ostritz durchgeführt. Eigentlich wollte sie dafür die stadteigene Festhalle in Plauen mieten. Dies scheiterte, weil zur vorgesehenen Zeit ein Tanzstundenball stattfand. Um Proteste im Vorfeld zu vermeiden sollte der spätere Austragungsort geheim gehalten werden. Diese Rechnung ging nicht auf, Initiativen,Vereine und die lokale Presse erfuhren durch einen Rechercheartikel bereits am Donnerstag vor dem Parteitag den Austragungsort: Das "Hotel Neisseblick" im ostsächsischen Ostritz. Das Hotel hatte sich betreits für den NPD Bundesparteitag 2011 angeboten.

Anzeige

Kundgebung gegen den braunen Spuk

Die Initiative „Bunter Schall als Widerhall“ - im Jahr 2011 mit einem Anerkennungspreis im Rahmen der Verleihung des Sächsischen Förderpreises für Demokratie 2011 ausgezeichnet - rief zu einer Kundgebung auf dem Ostritzer Marktplatz auf.

Ursprünglich sollte gegenüber dem Parteitags-Hotel demonstriert werden. Das wurde von der Ordnungsbehörde des Landkreises Görlitz abgelehnt, weil die Bahnhofstraße, die zum Hotel führt, eine Sackgasse ist und als Rettungsweg befahrbar bleiben sollte.

Es waren unterschiedliche Akteure, die gemeinsam zu den Protesten aufriefen. Gewerkschaften, Parteien, Vereine und Gruppen wie die "Antifaschistische Aktion Görlitz" und die "Antifa Lausitz" hatten aufgerufen, ein unübersehbares Zeichen gegen den braunen Spuk zu setzen.

Am 21. Januar 2012 fand ab 11 Uhr die Auftaktkundgebung gegen den NPD Landesparteitag auf dem Ostritzer Marktplatz statt. Rund 120 Menschen hatten sich dazu versammelt. Nach dem Friedensgebet in der evangelischen Kirche kamen etwa hundert Christen dazu.

Um deutlichen Protest in Sicht- und Hörweite des Parteitags zu zeigen, zog eine spontane Demonstration in Richtung des Hotels Neisseblick. Mit Sprechchören, Trillerpfeifen, Trommeln, Fahnen und Transparenten zeigten die Bürger, was Ostritz und seine Gäste von dem ungebetenen braunen „Besuch“ halten. Irritiert zeigten sich einige, dass sich der Görlitzer Landrat Berd Lange (CDU) im Vorfeld und bis zum Sonntagabend nicht zu dem Thema geäußert hat. Hingegen meinte Mirko Schultze von der Linkspartei, einer der Sprecher der Initiative "Bunter Schall als Widerhall“: "Die Kundgebung hat gezeigt, dass sich ganz viele unterschiedliche Gruppen verbünden mit dem Ziel, ein Zeichen gegen Rechts zu setzen.“


Kommentar:

Gut, dass Bürger Gesicht gezeigt haben gegen den nationalsozialistischen Ungeist. Mit einem Grinsen nehmen wir zur Kenntnis, dass der NPD-Parteitag in Plauen an einem unschuldigen Tanzstundenball scheiterte.

Wie "bunt" die Anti-NPD-Parteitag-Demonstration wirklich war, bleibt allerdings offen: Linkspartei, "Antifaschistische Aktion Görlitz" und die "Antifa Lausitz" scheinen sich - wenn auch nicht allein - am stärksten für die Gegendemonstration engagiert zu haben. Wer den real existierenden Sozialismus mit seinem Machtapparat erlebt hat, der fühlt Beklemmung aufsteigen, wenn er die Webseiten dieser Organisationen besucht. Da ist von "bürgerlichem Faschismus" *) die Rede. Das passt zum obigen Foto, das ein Transparent mit "Vernichtung des Faschismus mit seinen Wurzeln..." zeigt. Lagen die Wurzeln des Faschismus - abgesehen vom historischen Kontext - nicht im Bürgertum?

Und wenn zu lesen ist "Unsere Steine sind erst zögernde Versuche uns zu artikulieren, in der einzigen Sprache, die sie verstehen" *), dann hat der Spaß mit der Sozialismus- und Antifa-Romantik schon längst aufgehört.

Kein Wunder also, wenn die Schlapphüte vom Verfassungsschutz ihr trübes Auge auch auf die Linkspartei richten, die sich immer deutlicher als Sammelbecken für alles - von Antifa bis kommunistischer Plattform - zeigt, was sich irgendwie mit "links" in Verbindung bringen lässt oder lassen will.

"Deutschland verrrecke!" **) ist aber auch keine Lösung,

meint Ihr Fritz R. Stänker


*) http://antifa-lausitz.blogspot.com/2011/12/pm-ubergriffe-der-extremen-rechten-und.html
**) http://antifa-lausitz.blogspot.com/2011/11/genossen-mussen-geschlossen-agieren.html

Kommentare Lesermeinungen (2)
Lesermeinungen geben nicht unbedingt die Auffassung der Redaktion, sondern die persönliche Auffassung der Verfasser wieder. Die Redaktion behält sich das Recht zu sinnwahrender Kürzung vor.

Gesicht zeigen

Von Jens am 27.01.2012 - 21:03Uhr
Stiimt, die Fotos sind bearbeitet, die Gesichter unkenntlich gemacht. Warum, was haben diese Demonstranten zu verbergen.
Frage an die Redaktion: Warum veröffentlichen Sie diese manipulierten Bilder?

Antwort:
Bei offensichtlicher Unkenntlichmachung von "Manipulation" zu sprechen, scheint etwas weit her geholt. Niemand kann Interesse daran haben, dass Demonstranten sich persönlicher Verfolgung durch Andersdenkende aussetzen.

Gesicht zeigen

Von Der Seher am 25.01.2012 - 07:50Uhr
"Gut, dass Bürger Gesicht gezeigt haben" - naja, warum sind diese dann auf den Bildern nicht zu sehen?

Ironische Bemerkung oder geheime Demo?

Schreiben Sie Ihre Meinung!

Name:
Email:
Betreff:
Kommentar:
 
Informieren Sie mich über andere Lesermeinungen per E-Mail
 
 
 
Weitere Artikel aus dem Ressort Weitere Artikel
  • Quelle: Text und Fotos: Jens Thöricht
  • Erstellt am 24.01.2012 - 08:49Uhr | Zuletzt geändert am 24.01.2012 - 10:03Uhr
  • drucken Seite drucken
Anzeige