Kampf dem Autoklau!

Dresden. Zwischen sächsischer und polnischer Polizei wurden am 24. Februiar 2010 konkrete Vereinbarungen zur grenzübergreifenden Zusammenarbeit und Bekämpfung der internationalen Kraftfahrzeugkriminalität getroffen. Den Rahmen für diese Vereinbarung hatten Innenminister Markus Ulbig und der Chef der polnischen Polizei, Hauptkommandant Andrzej Matejuk, erst vor einigen Wochen in Dresden gelegt.

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Polizeiliche Kriminalstatistik 2009: Mehr Kfz-Diebstähle

Dabei geht es um die Bildung von gemeinsamen Ermittlungs- und Fahndungsgruppen, den Informationsaustausch und die Möglichkeit, den beidseitigen Ermittlungsstand in grenzüberschreitenden Verfahren abzugleichen. Geplante Einsatzmaßnahmen sollen zukünftig enger abgestimmt werden.

Gleiche Vereinbarungen sollen in den kommenden Tagen auch mit der tschechischen Polizei getroffen werden.

Polizeiliche Kriminalstatistik 2009

Ein Blick auf die polizeiliche Kriminalstatistik 2009 zeigt ingesamt erfreuliche Tendenzen, nur die Kraftfahrzeugdiebstähle haben deutlich zugenommen.

Innenminister Markus Ulbig hebt das Positive hervor: „Sachsen gehört seit Jahren zu den sichersten Bundesländern. Dies macht auch die Kriminalitätsbilanz des vergangenen Jahres deutlich. 279 467 Straftaten registrierte die Polizei im Jahr 2009, das sind 16 350 Delikte weniger als im Jahr 2008. Dies bedeut auch gleichzeitig den niedrigsten Stand seit 1993. In fast allen Deliktsbereichen sanken die Fallzahlen." Allerdings muss auch er bestätigen: „Getrübt wird diese positive Entwicklung durch den verstärkten Anstieg der Kraftfahrzeugdiebstähle."

Auf diese Entwicklung habe man mit einem Bündel von Maßnahmen reagiert. Dies reiche von verstärkter Polizeipräsenz, der Einrichtung von Sonderkommissionen, einer engen Kooperation mit den Sicherheitspartnern in Polen und Tschechien bis zur dauerhaften Einrichtung des Polizeireviers Oberland in Seifhennersdorf.


Eckpunkte der Kriminalitätsentwicklung 2009

159 026 Straftaten klärte die Polizei im vergangenen Jahr auf. Die Gesamtaufklärungsquote betrug 56,9 Prozent und stieg damit im Vergleich zum Vorjahr um 0,1 Prozentpunkte an. Insgesamt ermittelte die Polizei 101.267 Tatverdächtige.

Der erfasste finanzielle Schaden betrug rund 398,0 Millionen Euro. Im Jahr 2008 lag der Schaden bei 303,6 Millionen Euro. 39,6 Prozent des Gesamtschadens entstanden durch Insolvenzstraftaten im Bereich der Wirtschaft. 22,1 Prozent sind das Ergebnis von Diebstahlshandlungen.

Diebstahlsdelikte bleiben mit 109 228 Fällen (6.873 weniger als 2008) weiterhin die am häufigsten festgestellten Straftatbestände. Zu den am häufigsten registrierten Diebstählen, obgleich um 5 Prozent gesunken, zählt der Ladendiebstahl mit 20 479 Fällen.

Die Zahl der gefährlichen und schweren Körperverletzungen sank gegenüber dem Vorjahr um 4,8 Prozent auf 4.958 Delikte.

Der Kriminalitätsanteil der Sachbeschädigungen an allen Straftaten beträgt 15,3 Prozent. Registriert wurden insgesamt 42.878 Fälle (- 6.922 Delikte), darunter 11.340 Beschädigungen an Kraftfahrzeugen und 7.775 Beschädigungen durch illegale Graffiti.

Im Jahr 2009 sind 6.123 Rauschgiftdelikte (- 658 Fälle) durch die Polizei ermittelt worden. Registriert wurden 12 Rauschgifttodesfälle. Im Jahr 2008 waren es noch 18 Fälle.

In den 51 Gemeinden mit direkter Berührung der Außengrenze wurden insgesamt 20.455 Straftaten registriert. Das sind 5,9 Prozent bzw. 1.283 Fälle weniger als im Vorjahr.

Die Diebstahlsdelikte machen mit 39,1 Prozent der gesamten Straftaten in Sachsen einen Kernbereich der Kriminalität aus. Sie haben im Jahr 2009 um 6.873 Fälle und damit um 5,9 Prozent abgenommen und verdeutlichen den Abwärtstrend der gesamten Kriminalitätsentwicklung. Den höchsten Rückgang verzeichnen die Baustellendiebstähle. Diese gingen um rund 25 Prozent auf 1.830 Fälle zurück. Auch der Rückgang der Diebstähle aus Wohnungen um 4,7 Prozent auf 5.115 Delikte und der Diebstähle aus Büros, Lager oder Werkstätten um 10,2 Prozent auf 7.771 Fälle spiegeln den Rückgang der Diebstahlkriminalität wider.

Brennpunkt Kfz-Diebstähle

Die Zahl der Diebstähle von Kraftwagen steigt nach jahrelangem Rückgang seit dem Jahr 2007 wieder an. Obwohl die Zahl der erfassten Fälle bei weitem unter den Dimensionen der 90er Jahre liegt, ist im Jahr 2009 eine deutliche Zunahme um 32 Prozent zu verzeichnen, das entspricht einer Steigerung um 937 auf 3.862 Fälle.

Dabei verlief die Entwicklung unter regionalen Gesichtspunkten durchaus unterschiedlich. Den mit Abstand größten Zuwachs in diesem Phänomenbereich registrierte die Polizeidirektion Dresden, 893 Kraftwagendiebstähle kamen zur Anzeige, 338 mehr als im Vorjahr. Im Bereich der Polizeidirektion Oberlausitz-Niederschlesien wurden 869 Diebstähle erfasst, 293 (+ 50,9 Prozent) mehr als im vergangenen Berichtsjahr. Von Kfz-Diebstählen am geringsten betroffen ist die Polizeidirektion Südwestsachsen mit 170 erfassten Diebstählen, ein Fall weniger als im vergangenen Berichtsjahr.

Gewaltkriminalität geht leicht zurück

Die Gewaltkriminalität hat im vergangenen Jahr um 125 Fälle (-1,7 Prozent) abgenommen. 2009 wurden im Freistaat Sachsen insgesamt 7.255 Delikte registriert. Die Anzahl der gefährlichen und schweren Körperverletzungen gingen um 250 Fälle auf 4.958 Gewalttaten zurück.

Bei Straftaten gegen die persönliche Freiheit ist auch im Berichtsjahr 2009 ein erneuter Anstieg des Stalking zu verzeichnen. Die Zahl der angezeigten Fälle stieg um 41 auf 1 445 Delikte an.

Rückgang jugendlicher Tatverdächtiger setzt sich fort


Bei der Entwicklung der Jugendkriminalität zeigt wie im vergangenen Jahr eine positive Tendenz. Die Gesamtzahl tatverdächtiger Jugendlicher sank im Jahr 2009 um 2.064 auf 8.034, was einem Rückgang von 20,4 Prozent entspricht. Auch die Gewaltkriminalität hat bei Jugendlichen leicht abgenommen. In diesem Bereich sank die Zahl der Tatverdächtigen unter 21 Jahren um 463 auf 2.696.

Wirtschaftskriminalität mit erneutem Anstieg

Die der Wirtschaftskriminalität zuzuordnenden Delikte sind 2009 im Vergleich zum Vorjahr um 1.828 auf insgesamt 7.645 Fälle gestiegen. Dies entspricht etwa dem Niveau von 2007 (7.563 Fälle). Maßgeblich für diese Entwicklung ist ein deutlicher Anstieg der Betrugsstraftaten, die den größten Anteil an der Wirtschaftskriminalität bilden. Die Fallzahlen haben sich in diesem Bereich mehr als verdoppelt. Wie schon in der Vergangenheit, wirken sich einige Großverfahren massiv auf die statistische Entwicklung aus, was an folgendem Beispiel deutlich wird. Wesentlichen Einfluss auf die Fallentwicklung im Betrugsbereich hatte ein Verfahren der Polizeidirektion Chemnitz-Erzgebirge. Gegenstand der Ermittlungen war ein Insolvenzverfahren gegen Vorstandsmitglieder einer Wohnungsbaugenossenschaft. Diese hatten in 1.215 Fällen Gelder als Beteiligungseinlagen vereinnahmt und zur Verschleierung der Insolvenz verwandt, um Gläubigerforderungen zu bedienen. Allein dieses Großverfahren hat einen Anteil von 15,9 Prozent an der gesamten Wirtschaftskriminalität.

Bei der Zahlungskartenkriminalität ist das Skimming weiter im Vormarsch. Diese Methode des illegalen „Ausspähens“ von elektronischen Daten auf Zahlungskarten hat in den letzten Jahren nicht nur bundesweit zugenommen. Auch in Sachsen ist ein Anstieg zu verzeichnen. Waren im Jahr 2008 noch 20 Fälle von Manipulation an Geldautomaten polizeilich registriert worden, so waren es im vergangenen Jahr schon 53 Fälle. Der dabei entstandene Schaden beläuft sich auf über 500.000 Euro.

Kriminalität an der sächsischen Außengrenze

Die Kriminalitätsbilanz der 51 sächsischen Gemeinden mit direkter Berührung der Außengrenze weist insgesamt 20.455 Straftaten aus, darunter 605 ausländerrechtliche Verstöße. Gegenüber 2008 ist die Anzahl der Fälle im Grenzbereich zur Tschechischen Republik um 1.105 auf 9.372 Fälle und zur Republik Polen um 178 auf 11.083 Falle zurückgegangen.

Der leichte Abwärtstrend zeigt sich auch, wenn man die Straftatenentwicklung ohne Berücksichtigung der Straftaten gegen das Aufenthaltsgesetz, Asylverfahrensgesetz und Freizügigkeitsgesetz/EU betrachtet. Bei den Gemeinden mit Grenzberührung zu Tschechien wurden im Bereich der allgemeinen Kriminalität 9.009 Straftaten registriert, 64 weniger als 2008. In den Gemeinden entlang der polnischen Grenze waren es 10.841 Fälle, 4 weniger als im Vorjahr.

Art und Anzahl registrierter Straftaten hinsichtlich der allgemeinen Kriminalität im Grenzbereich zur Tschechischen Republik variieren regional sehr stark. In den Gemeinden Neustadt i.S., Ebersbach/Sa. und Eibenstock wurde ein deutlicher Zuwachs im Vergleich zu 2008 registriert. Die Kriminalität in Neustadt i.S. stieg um 156 auf 801 erfasste Fälle im letzten Jahr. Verantwortlich dafür sind vor allem der Ladendiebstahl, Sachbeschädigungen und Rauschgiftdelikte. Allein die Zahl der Rauschgiftdelikte hat sich im Vergleich zu 2008 mit einem Anstieg von 26 auf 65 Fälle mehr als verdoppelt.
Eine gegenteilige Entwicklung zeigte sich in den Gemeinden Altenberg, Adorf/Vogtland und Bad Schandau. Hier sank die Zahl der registrierten Straftaten. In Altenberg registrierte die Polizei einen Rückgang der Kriminalität um 131 auf 385 Fälle.

Die Stadt Görlitz ist mit 6.737 registrierten Straftaten der regionale Schwerpunkt entlang der Grenze zu Polen (2008: 6.310). Der schwere Diebstahl stieg um 342 auf 1 227 Fälle. Dabei wurden besonders häufig Kraftfahrzeuge entwendet. Im Vergleich zu 2008 stieg die Zahl dieser Diebstähle um 82 auf 131. Auch der Ladendiebstahl ist signifikant für den Anstieg der Kriminalität in der Stadt Görlitz. Hier stiegen die Fälle von 745 auf 846.

Die Stadt Zittau verzeichnet mit 3.317 angezeigten Straftaten eine hohe Kriminalitätsbelastung. Hier sank die Zahl der registrierten Delikte um 347. Grund dafür ist der starke Rückgang an Sachbeschädigungen von 688 auf 397. Die Zahl der Kfz-Diebstähle stieg jedoch von 54 im Jahr 2008 auf 235 im vergangenen Jahr. Dieser erhebliche Anstieg um 181 Fälle ist Anlass für die Polizei, einen Schwerpunkt zu bilden, der mit räumlicher und zeitlicher Konzentration von Einsatzkräften zielgerichtet bekämpft wird.

Bekämpfung politisch motivierter Kriminalität

Im Jahr 2009 gab es in der politisch motivierten Kriminalität (PMK) im Freistaat Sachsen einen deutlichen Rückgang der Fallzahlen um 11 Prozent. Waren es 2008 noch 3.042 Fälle, so wurden im Jahr 2009 insgesamt 2.706 Fälle registriert. Dieser Rückgang resultiert aus einem gesunkenen Straftatenaufkommen im Phänomenbereich PMK -rechts-.

PMK -rechts-.
Gegenüber 2 425 Fällen im Vorjahr registrierte die Polizei im Jahr 2009 nur 1.972 Fälle. Sowohl bei den Gewaltdelikten (2008: 126 Fälle, 2009: 84 Fälle) als auch den Propagandadelikten (2008: 1.693 Fälle, 2009: 1 374 Fälle) zeigt sich eine rückläufige Tendenz.

PMK -links-
Im Bereich der PMK -links- wurden nach 487 Delikten im Vorjahr nunmehr 513 Fälle verzeichnet. Darunter waren 89 Gewaltdelikte (2008: 80). Damit setzte sich der bereits im Vorjahr festgestellte Anstieg der Fallzahlen weiter fort.

PMK -Ausländerkriminalität-
Das Aufkommen politisch motivierter Ausländerkriminalität bewegte sich mit 10 Fällen wie in den Vorjahren auf vergleichsweise niedrigem Niveau (2008: 4), das keine Tendenzen erkennen lässt.

Der Anteil fremdenfeindlicher Straftaten sank im Berichtszeitraum überproportional. Mit insgesamt 123 fremdenfeindlichen Delikten wurden 91 Fälle weniger registriert als im Vorjahr (2008: 214 Fälle). Ein Rückgang der Fallzahlen ist auch bei antisemitischen Straftaten zu verzeichnen (2008: 141 Fälle, 2009: 111 Fälle).

Kommentare Lesermeinungen (2)
Lesermeinungen geben nicht unbedingt die Auffassung der Redaktion, sondern die persönliche Auffassung der Verfasser wieder. Die Redaktion behält sich das Recht zu sinnwahrender Kürzung vor.

Grenzkriminalität

Von Hundt am 10.03.2010 - 12:52Uhr
Aus eigener Erfahrung kann ich der Aussage "Die Polizei ist ein kaum funktionierendes Instrument" nur widersprechen.

Sie funktioniert im Rahmen der durch Gesetze gesteckten Grenzen. Deutschland und damit der Geltungsbereich der deutschen Gesetzgebung hört nun mal in der Mitte der Neiße auf.

Könnte sich die deutsche Polizei ausschließlich der Grenzkriminalität widmen, es wären himmlische Zustände zu verzeichnen. Da aber bei Ruhestörungen, Familienstreitigkeiten, ausufernden Sauforgien und deren Folgen die Polizei von ihrer eigentlichen Kernaufgabe abgezogen wird, ist eine Änderung derzeit nicht in Sicht.

Es sind also vielfach die in Görlitz wohnenden Mitmenschen verantwortlich dafür, dass eine Bekämpfung der Grenzkriminalität nicht lückenlos geschehen kann.

Grenzkriminalität

Von Klaus Beyer am 05.03.2010 - 22:41Uhr
In meinen Augen sind diese "geschönten" Berichte ein ungeheuerlicher Akt.

Die Polizei ist ein kaum funktionierendes Instrument. Ihre Belange sind an der Grenze (die jeder andere - natürlich auch der Verbrecher - überschreiten kann und wird ) zu Ende.

Es ist an der Zeit, wahrheitsgemäß darüber zu berichten.

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  • Quelle: red
  • Erstellt am 25.02.2010 - 18:39Uhr | Zuletzt geändert am 25.02.2010 - 19:01Uhr
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