Auf Stelzen durch die Stadt

Görlitz-Zgorzelec. Weil einige Anlieger auch in Anbetracht des heftigen Schneefalls ihrer Räumpflicht nicht nachkommen, gelangt man als Fußgänger "nur noch auf Stelzen durch die Stadt". Das befürchtet der Görlitzer Hermann Schwiebert in seinem "Görlitz Blog".

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Wenn der Schnee zum Problem wird

Er beschäftigt sich mit dem Umgang mit Schnee - einem Problem, das sich zwar im Frühjahr von ganz allein erledigt, bis dahin aber bearbeitet sein will.

Mehr zu Vernunft, Zuständigkeiten und Pflichten in einer verschneiten Stadt:
Hermann Schwiebert - Berichte über Görlitz und mehr

Kommentare Lesermeinungen (4)
Lesermeinungen geben nicht unbedingt die Auffassung der Redaktion, sondern die persönliche Auffassung der Verfasser wieder. Die Redaktion behält sich das Recht zu sinnwahrender Kürzung vor.

Diebstahlschutz

Von Hermann Schwiebert am 01.02.2010 - 23:14Uhr
Sehr geehrter Herr Frank,

das macht Sie wohl so symphatisch: Sie haben Humor. Darauf möchte ich noch mit einem Gedicht von Heinz Erhardt antworten:

Oh je, oh je, schon wieder Schnee,
auf den Straßen nur noch Chaos,
ein Auto rutscht mit einem Dreh,
in eine Reihe Plastikkloos.

Überall fließt braune “Brühe“,
ein alter Mann kniet mitten drin,
nur mit allergrößter Mühe,
kriecht er zum nahen Gehsteig hin.

Dort stolpert über ihn ne´ Frau,
mit zwei prall gefüllten Taschen,
es treffen punkt und zielgenau,
ihren Kopf drei Limoflaschen.

Ein Kind rast auf die Beiden zu,
lang gestreckt auf einem Schlitten,
das Unheil ist perfekt im Nu,
Schnee und Kot, sie lassen bitten.

Schnell eilt ein Polizist herbei,
reicht galant der Frau die Hände,
betrachtet kurz die Schweinerei,
und - sein Rittberger spricht Bände.

Der Streudienst kommt hinzu geeilt,
reinigt den Gehsteig samt Chaussee,
schnell wird noch etwas Salz verteilt,
und wieder schneit´s, oh nee, oh nee.

Es grüßt
Hermann Schwiebert

Von beiden Seiten zugeschippt

Von Frank am 01.02.2010 - 01:52Uhr
Sehr geehrter Herr Schwiebert,

leider ist das in Görlitz so, die Verwaltung scheint sich auf "Knöllchen" spezialisiert zu haben, ob da ein Rollstuhlfahrer noch die Gehwege nutzen kann ist denen egal. Es ist schon erstaunlich, dass wochenlang nichts passiert, mittlerweile müsste der unhaltbare Zustand selbst einem Beamten aufgefallen sein.

Mein Auto ist auch seit drei Wochen zugeschippt, eine Seite vom Schneepflug und eine Seite vom Gehweg, dann Tauwetter und wieder Frost, jetzt sind die Reifen in einer hartgefrorenen Eispackung, was soll´s, da unternehme ich erst mal nichts, irgendwann kommt der Frühling und derweil sehe ich das als zusätzlichen Diebstahlschutz, da ich nicht darauf angewiesen bin.

Aber für Rollstuhlfahrer ist es schon wieder eine Einschränkung mehr, weil sich im Rathaus auch keiner für sie einsetzt. Die hoffen auch das bald Frühling wird, da sind die Schneemassen weg und bei mehr Parkfreiheit kommen mehr Knöllchengelder rein.

Aber die derzeitige Wetterlage soll ja noch ein paar Wochen anhalten. Und wenn alles wieder abgetaut ist kommen wir in einem neuen (alten) Thema wieder auf Unrat und Hundesch... in derselben Gegend.

Mit freundlichen Grüßen

Frank

Große Resonanz

Von Hermann Schwiebert am 30.01.2010 - 19:13Uhr
Sehr geehrter Herr Frank,

Ihr Kommentar und die regen Zuschriften, die ich von unseren Mitbürgern zu diesem Thema bekommen habe, zeigen, dass ich "den Finger in die Wunde gelegt habe".

Heute habe ich mich auf der rechten Seite der Hospitalstraße von der Berliner Straße kommend regelrecht zur Hartmannstraße durchkämpfen müssen. Der Schnee lag bestimmt zehn Zentimeter hoch.

Am 27. Januar bedankt sich eine Leserin in der Sächsischen Zeitung unter "Görlitzer Stadtleben" bei einem unbekannten Helfer dafür, dass er für sie nach einem schweren Sturz, hervorgerufen durch Glätte, den Notarzt herbeigerufen und Ersthilfe geleistet hat. Sie schreibt, ob der großen Fürsorge wurde es schon fast eine Freude, verletzt zu sein. Die Leserin erlitt einen komplizierten Armbruch. Geschehen Mitte Januar in der Hospitalstraße.

Ein durchaus sympathischer Leser meines Blogs befürchtet, seinen Pkw morgens nicht aus der Parklücke zu bekommen, wenn der Schnee von den Bürgersteigen auf die Straße geräumt wird.

Scheinbar zwei ganz unterschiedliche Vorgänge. Dennoch gibt es einen gemeinsamen Nenner: Sie spiegeln unsere Gesellschaft wider. Jeder sieht nur seine eigenen Belange. Eine soziale christliche Einstellung scheint verlorengegangen zu sein.

Einem ist der Parkplatz wichtiger als unsere alten Mitmenschen. Und die gestürzte Leserin ist erstaunt über das hohe Maß an Hilfsbereitschaft, die eigentlich selbstverständlich sein sollte.

Vor geraumer Zeit gab es in dieser Zeitung ein Forum über die verdreckten Straßen. Leider hat sich seither nichts geändert. Und ich denke auch, solange die Stadtverwaltung keine Zwangsmaßnahmen ergreift, wird sich nichts ändern.

Fazit: Der Eigentümer kümmert sich weiter nicht um die leidige Angelegenheit, die gestürzte Frau bekommt die Heilungskosten erstattet von einer Haftpflichtversicherung und sie hat vielleicht für den Rest des Lebens Schmerzen.

Auf Stelzen durch die Stadt

Von Frank am 30.01.2010 - 00:49Uhr
Sehr geehrter Herr Schwiebert,

da gebe Ihnen Recht, das ist zwar kein Vergleich zum Winter 1978/79, da hatten wir in Görlitz nicht mal mehr Strom. Ich kam am Dienstag, den 02.01.1979 um 06.00 Uhr auf Arbeit in die damalige Poliklinik Konsulplatz, der Heizer saß seit 4 Uhr morgens an einer Weihnachtskerze und konnte nicht mal den Kessel anheizen weil kein Strom für die Pumpen da war, der Zahnarzt konnte aus demselben Grund nicht bohren, die Ambulanz war dunkel und eiskalt, die Chirugie gipste Notfälle im Kerzenschein. Patienten die vor vielen Wochen einen Termin gebucht hatten, konnten auch nicht behandelt werden.

Notstromaggregate gab es für den Zivilbedarf noch nicht, Grube und Kraftwerk waren eingefroren, die Gehwege war glatt und vereist, die Zeitung gab den Tipp aus: Alte Socken über die Schuhe ziehen, das hat sogar geholfen damit man nicht alle paar Schritte rutschte oder stürzte.

Heute haben wir andere Möglichkeiten und so ein Chaos wird es wohl nicht mehr geben.

Aber sind denn die von Ihnen bemängelten Gehwege nicht rein "zufällig" dieselben, aus denen im Sommer das Unkraut wächst und dort auch nicht gekehrt wird? Die Stadt sollte hier maximal zwei Mal den Besitzer abmahnen und dann Ersatzvornahmen durchführen. Wenn der Eigentümer dann nichts unternimmt oder für die Maßnahmen bezahlt kann sich die Stadt auf Grund der offenen Forderungen ins Grundbuch eintragen und die Immobilie dann meistbietend versteigern lassen.

Täglich laufe ich über den Demianiplatz zur Arbeit, momentan brauche ich fast die doppelte Zeit, einige Grundstücke am Demianiplatz, auf der Luisenstraße am Mittelplatz und der Salomonstraße sind im Winter nicht geräumt und im Sommer latscht man an denselben Grundstücken in die Hundehaufen oder dort liegt wochenlang Müll herum..

Mit freundlichen Grüßen,

Frank

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  • Quelle: red | Fotos: BeierMedia.de
  • Erstellt am 29.01.2010 - 09:19Uhr | Zuletzt geändert am 30.01.2010 - 15:22Uhr
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