Paulick für Hertie bei Deutscher Bank
Görlitz-Zgorzelec | Frankfurt am Main. Die Stadtoberhäupter von Hertie-Standorten in Deutschland schauen der Liquidierung der Warenhauskette nicht tatenlos zu. Auf Initiative des Wesselinger Bürgermeisters Günter Ditgens, der bereits im vergangenen Herbst ein Hertie-Forum mit Insolvenzverwalter Dr. Bähr und den Bürgermeistern der Hertie-Standorte in Wesseling ausrichtete, traf der Görlitzer Oberbürgermeister Joachim Paulick am Nachmittag des 9. Juni 2009 gemeinsam mit mehr als vierzig Amtskollegen bei der Hauptverwaltung der Deutschen Bank in Frankfurt am Main ein, um mit deren Vorstandsmitglied Jürgen Fitschen über einen Beitrag des Kreditinstitutes zur Problemlösung zu sprechen. Für Görlitz ist das ein weiterer Schritt in den seit August 2008 anhaltenden Bemühungen für das architektonisch wertvolle Hertie-Kaufhaus am Demianiplatz.
"Runder Tisch" als Lösungsansatz
Die Bürgermeister appellierten an die Deutsche Bank als das den Verkauf von Hertie an Dawney Day finanzierende Bankhaus, durch ein gezieltes Engagement die Liquidierung von Hertie zu verhindern. In einem Schreiben der Bürgermeister an den Vorstand der Deutschen Bank heißt es dazu: „Wir, Bürgermeisterinnen und Bürgermeister von HERTIE-Standorten, sehen mit großer Sorge den Folgen der Liquidierung von HERTIE entgegen. Vielen unserer Städte geht der Einkaufsmagnet verloren, was enorme negative Folgen für den benachbarten Einzelhandel und damit für die Innenstädte haben wird. Wir sind davon überzeugt, dass Sie als das den Verkauf der Hertie an Dawney Day finanzierende Bankhaus in der Lage wären, durch ein gezieltes Engagement die Liquidierung von HERTIE zu verhindern. Darüber möchten wir mit Ihnen reden.“
Gleichzeitig haben die Bürgermeister an Bundeswirtschaftsminister Dr. Karl-Theodor Freiherr zu Guttenberg und die Wirtschaftsminister der betroffenen Bundesländer appelliert, sich für Hertie einzusetzen.
Der Görlitzer Oberbürgermeister Joachim Paulick äußerte sich über den Ausgang des Gesprächs: „Die Deutsche Bank hat die Sorgen der anwesenden Bürgermeister entgegengenommen und nimmt sie sehr ernst. Sie hat aber gleichzeitig betont, dass sie in diesem Zusammenhang keine eigenen wirtschaftlichen Interessen verfolgt. Sie will sich aber ihrer Verantwortung als das den Verkauf von Hertie an Dawney Day finanzierende Bankhaus stellen und sich für konstruktive Lösungen für die Standorte einsetzen. Die Deutsche Bank erklärt sich bereit, als Moderator einen Gesprächstermin zwischen dem Eigentümer der Immobilien, dem Insolvenzverwalter, möglichen Investoren und Vertretern der betroffenen Kommunen und Städte zu organisieren, um alle Lösungsmöglichkeiten auch auszuloten.“
Während dieses Gespräches übergab Joachim Paulick auch die 1.803 Kundenunterschriften umfassende Liste zur Verhinderung der Schließung des Görlitzer Hertie-Kaufhauses. Er unterstrich in diesem Zusammenhang auch die besondere Architektur des Görlitzer Hauses, dass als deutschlandweit einmaliges Schmuckstück unbedingt entweder durch Hertie oder auch einen anderen Betreiber offen gehalten werden müsse.
Eine Schließung des Hauses wäre die denkbar schlechteste Lösung, vor allem, weil der Bestandsschutz für die Betriebsgenehmigung erlöschen würde. Das Haus könnte im jetzigen Zustand nicht wiedereröffnet werden. Das allerdings bedeutet nicht den Ausschluss von Modernisierungen. Die Görlitzer Denkmalschützer sehen praktikable Lösungsmöglichkeiten für eine modernere Gestaltung und Infrastruktur des Hauses, ohne die architektonische Gestaltung zu verletzen.
Die Stadt Görlitz war angesichts der drohenden Schwierigkeiten bei Hertie frühzeitig aktiv geworden. Bereits im August 2008 hatte man sich sowohl der Initiative des Bürgermeisters der Stadt Wesseling zum Erhalt der Hertie-Geschäftsstellen angeschlossen als auch den Bundeswirtschaftsminister und den Ministerpräsidenten des Freistaates Sachsen dahingehend schriftlich um Unterstützung gebeten, sich persönlich für den Erhalt der Standorte einzusetzen.
Kommentar:
Gut gebrüllt, Löwe! Die Bürgermeister haben mit ihrem klaren Auftritt beim finanzierenden Kreditinstitut an der richtigen Stelle angesetzt.
Das Gesprächsergebnis ist als Erfolg zu werten, geht es doch weit über eine lapidare Absichterklärung hinaus. Als Moderator eines "runden Tischs" zwischen Eigentümer, Insolvenzverwalter, möglichen Investoren und den Kommunen macht die Bank das, was ihr auf öffentlichem Parkett möglich ist.
In Görlitz liegt die Filale der Deutschen Bank gleich schräg gegenüber vom Hertie-Haupteingang. Ein gutes Umfeld, liebe Deutschbanker, ist doch wichtig, oder?
Finanzierende Banken sitzen an einem verdammt langen Hebel,
daran glaubt ganz fest
Ihr Fritz R. Stänker
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- Quelle: /red | Foto: /BeierMedia
- Erstellt am 10.06.2009 - 08:19Uhr | Zuletzt geändert am 10.06.2009 - 11:15Uhr
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