Eine der wichtigsten Stimmen der Sorben ist verstummt
"Ich bin traurig über die Nachricht vom Tod des Schriftstellers Jurij Brezan. Aber wir alle sind dankbar, für sein herausragendes Werk als Schriftsteller. Er war fast ein ganzes Jahrhundert eine der wichtigsten Stimmen der Sorben. Er wird nicht nur seinem Volk, sondern uns allen fehlen", so Staatsministerin Barbara Ludwig zum Tod von Jurij Brezan. Der große Sorbe starb am vergangenen Sonntag in Kamenz.
Zum Tode von Jurij Brezan
Als ältestes von vier Kindern eines sorbisch-katholischen Steinbrucharbeiters und Kleinbauern während des Ersten Weltkriegs in Räckelwitz bei Kamenz geboren, lagen Jurij Brezan (damals auf Deutsch: Georg Bresan) literarische Ambitionen zunächst fern.
Wegen "politischer Unreife" bereits vom Bautzener Gymnasium verwiesen, wurde er 1938 nach illegaler Tätigkeit für die Domowina in Dresden inhaftiert. Danach schlug er sich außerhalb der Lausitz in der Landwirtschaft durch, worüber er in seiner ersten Autobiographie "Mein Stück Zeit" (1989) anschaulich berichtet hat. Nach Wehrmacht und Gefangenschaft war Brezan bis 1948 leitender Jugend- und Kulturfunktionär in Bautzen, 1949 wurde er als erster Sorbe freischaffender Autor. Er war von 1969 bis 1989 Vizepräsident des Schriftstellerverbandes der DDR.
Den Weg zum künstlerischen Verständnis der sorbischen Realität wiesen ihm nach eigenem Bekunden die Romane von Maxim Gorki. 1951 war Brezan der erste sorbische Schriftsteller, der ein Buch in deutscher Sprache veröffentlichte.
Zum herausragenden sorbischen Schriftsteller des 20. Jahrhunderts wurde Brezan vor allem dank seiner Prosa, die in fast 30 Sprachen übersetzt ist. In seinen ca. 75 Titeln vergaß er auch die Kinder und Jugendlichen nicht: Von ihm übertragene und neu erzählte sorbische Volksmärchen sind soeben im Bautzener Domowina-Verlag erschienen.
Karl-Markus Gauss schrieb am 9. Juni 2001 in der FAZ: "Das Besondere an der Kunst Jurji Brezans aber ist, dass dieser Autor alles, was die große Welt bewegt, in seiner kleinen Welt zu entdecken vermochte, in der Welt seiner Lausitzer Sorben, denen er mit Stolz, Wehmut, Empörung zugetan blieb."
"Ich lebe, wie ich gelebt habe und schreibe, wie ich geschrieben habe. Ich bin kein Anderer, die Welt ist eine andere." Jurij Brezan, 2001
Mehr: www.jurijbrezan.de
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- Quelle: SMWK /red
- Erstellt am 13.03.2006 - 22:45Uhr | Zuletzt geändert am 13.03.2006 - 22:56Uhr
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