Atlas Maior nach Restaurierung zurück

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Görlitz, 1. September 2025. Nach umfassender Restaurierung ist einer der bedeutendsten kartografischen Drucke des Barock zurück in der Oberlausitzischen Bibliothek der Wissenschaften (OLB) öffentlich zugänglich: die französische Zwölf-Bände-Ausgabe des „Atlas Maior“ von Joan Blaeu aus dem Jahr 1663. Das Kartenwerk entstand in Amsterdam und umfasst über 3.000 Textseiten, rund 600 Karten, Pergamenteinbände mit Goldverzierungen sowie ein Gesamtgewicht von rund 80 Kilogramm.

Dr. Steffen Menzel, Leiter der OLB, mit den restaurierten 12 Bänden des »Atlas Maior«

Foto © Jörg F. Müller

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Restaurierung in Leipzig abgeschlossen

Bild zu Restaurierung in Leipzig abgeschlossen

»Atlas Maior« - Werk der Superlative wieder in OLB zurückgekehrt

Foto © Jörg F. Müller

Der Atlas befand sich seit 1800 in Görlitz. Johann Gottfried Geißler, ehemaliger Konrektor des Gymnasiums Augustum, hatte ihn damals für 16 Reichstaler an die Bibliothek verkauft. Die Nutzungsspuren aus über zwei Jahrhunderten erforderten nun eine umfassende konservatorische Bearbeitung. Eine Leipziger Restaurierungsfirma übernahm die Arbeiten, darunter Trockenreinigung aller Seiten, die Befestigung gelöster Karten sowie die Stabilisierung und Restaurierung der aufwendigen Einbände. Die Bände sind künftig zusätzlich durch maßgefertigte Schutzverpackungen aus säurefreiem Karton gesichert.


Die Restaurierungskosten beliefen sich auf rund 10.000 Euro. Finanziert wurde das Projekt durch die Koordinierungsstelle für die Erhaltung des schriftlichen Kulturguts (KEK), die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM), die Kulturstiftung der Länder sowie die SLUB Dresden. Die Bibliothek übernahm einen Eigenanteil von zehn Prozent.


Historisches Werk mit öffentlichem Zugang


„Einige Bände mussten wir zuletzt sogar sperren, um weitere Schäden zu vermeiden“, so Dr. Steffen Menzel, Leiter der OLB. Die Restaurierung ermögliche nun wieder eine öffentliche Präsentation. Im Rahmen der wöchentlichen Montagsführungen wird der erste Band gezeigt, außerdem ist die Einsicht im Lesesaal möglich.


Das Werk galt zur Entstehungszeit als das teuerste kartografische Projekt überhaupt. Eine Ausgabe kostete 1663 etwa 450 Gulden, was dem damaligen Jahreslohn eines gutverdienenden Handwerkers entsprach – heute umgerechnet etwa 50.000 Euro. Bei Auktionen werden vollständige Ausgaben inzwischen mit bis zu 600.000 Euro gehandelt.


„Der Atlas Maior war der Höhepunkt der niederländischen Kartografie im Barock“, so Menzel weiter. „Er wurde sogar als Staatsgeschenk eingesetzt, etwa an Sultan Mehmed IV. im Jahr 1668.“ Auf der SLUB-Tagung am 24. September 2025 wird Menzel das Restaurierungsprojekt in Dresden vorstellen.


Europäische Kulturgeschichte in zwölf Bänden


Der „Atlas Maior“ dokumentiert nicht nur geografisches Wissen des 17. Jahrhunderts, sondern spiegelt auch den Wissens- und Kulturstand Europas jener Zeit wider. „Wir freuen uns sehr, dass er nun wieder in Görlitz zugänglich ist – und damit die ganze Welt in zwölf Bänden zurück in unsere Stadt gekommen ist“, so Menzel abschließend.


Informationen kompakt
• Werk: Atlas Maior (Originaltitel: Le grand atlas ou Cosmographie Blaviane), Amsterdamer
Ausgabe 1663, handkoloriert
• Umfang: 12 Bände, ca. 3.000 Textseiten, 600 Karten
• Abmessungen: je Band ca. 56 x 36 cm, Gesamtgewicht ca. 80 kg
• Restaurierung: 11 Bände + Schutzboxen für alle 12 Bände, Kosten ca. 10.000 €
(davon 10 % Eigenanteil), 1. von 12 Bänden war bereits restauriert
• Seltenheit: Vollständige Exemplare der seltenen französischen Ausgabe in Deutschland u.
a. in der Staatsbibliothek Berlin (1. Auflage 1663) und im Hanseatischen
Wirtschaftsarchiv Hamburg (2. Auflage 1667)


Weitere Informationen unter: www.goerlitzer-sammlungen.de

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  • Quelle: red / PM Görlitzer Sammlungen
  • Erstellt am 01.09.2025 - 15:31Uhr | Zuletzt geändert am 01.09.2025 - 15:39Uhr
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