Faszination Körper in Kunst und Wissenschaft
Görlitz, 11. Februar 2022. Von Tina Beier. Leonardo da Vinci (1452-1519), Universalgelehrter und Künstler, gelang es, in seinem immensen Schaffenswerk Kunst und Wissenschaft zu vereinen. Er sezierte 30 Leichen – was damals verboten war – um herauszufinden, wie der menschliche Körper in seinem Inneren aussieht. Seine dabei entstandenen Zeichnungen, die er als Forschungsergebnisse akribisch beschriftete, haben noch heute noch einen hohen Stellenwert in der Kunst und in der Medizin.
Künstlerische und wissenschaftliche Darstellung schließen einander nicht aus
Um den Körper eines Menschen besser zu verstehen, muss er beobachtet, untersucht und in seiner Bewegung betrachtet werden – erst dann kann er so gezeichnet oder fotografiert werden, dass eine Aussagekraft entsteht. Für einen Künstler sind die Intentionen und Zielsetzungen dabei sehr unterschiedlich: Manchmal soll der Mensch möglichst realistisch abgebildet werden, manchmal das Innere nach außen gekehrt werden oder der Körper soll ganz pragmatisch in anatomischen Zeichnungen widergespiegelt werden.
Anatomische Zeichnungen faszinieren
Jedes Medium hat für diese Zwecke seine ganz besonderen Qualitäten und ist in der Lage, das jeweils beabsichtigte Ziel eines Künstlers herauszukristallisieren. Anatomische Zeichnungen haben dabei ihren ganz besonderen Reiz: Sie dienen einerseits Studienzwecken etwa für Medizinstudenten und Mediziner sowie Orthopäden und dem Künstler selbst, der den Abbildungen eien künstlerischen Wert verleiht.Das Innere des Menschen, dargestellt in genauen Zeichnungen als Anatomieposter in Arztpraxen, veranschaulichen den Patienten ganz deutlich, wie etwa das Herz oder ein Gelenk aufgebaut ist und funktioniert. Die gleiche Darstellung als Foto aufgenommen hätte eine komplett andere Wirkung auf den Betrachter und könnte für Laien sogar abstoßend wirken. Eine Zeichnung hingegen erlaubt es, bereits durch die Art der Darstellung oder mit zusätzlichen Anmerkungen Körperfunktionen zu beschreiben.
Aktdarstellungen in der Kunst
Nur selten werden in der Kunstmalerei Akte aus medizinischen Gründen dargestellt, vielmehr geht es oftmals – wenn man diesem Klischee folgen möchte – darum, den Körper einer Frau in seiner Schönheit und jenen eines Mannes in seiner ganzen Kraft zu zeigen.Ein herausragendes Beispiel für solche künstlerischen Aktzeichnungen ist der Maler Egon Schiele, geboren 1890 in Tulln an der Donau in Österreich-Ungarn, gestorben 1918 in Wien. Schiele war Expressionist und zählte neben Oskar Kokoschka und Gustav Klimt zu den bedeutendsten bildenden Künstlern der Wiener Moderne. Mit einer für die damalige Zeit verblüffenden Offen- und Deutlichkeit zeichnete und malte er Akte und Liebende in einer Art, die in keinster Weise pornographisch wirken, sondern warmherzig in der Farbauswahl und ehrlich in ihrer Aussage sind.
Im ehemaligen Stadtgefängnis in Tulln wurde anlässlich seines 100. Geburtstages ein Museum eröffnet, das sich ausschließlich seinem Leben und Wirken widmet. Egon Schiele wurde 28 Jahre alt – und damit nur ein Jahr älter als andere große Künstler wie etwa Jimi Hendrix, Brian Jones, Janis Joplin, Jim Morrison, Amy Winehouse und der legendäre Kurt Cobain, jedoch verstarb Schiele nicht im Zusammenhang mit Drogen, sondern an der Spanischen Grippe.
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- Quelle: Tina Beier | Abbildung: © Tina Beier
- Erstellt am 11.02.2022 - 10:03Uhr | Zuletzt geändert am 11.02.2022 - 12:37Uhr
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