Interview zum Sächsischen Landeserntedankfest in Löbau

Interview zum Sächsischen Landeserntedankfest in LöbauLöbau, 8. September 2015. Nicht nur den "Tag der Sachsen" 2017 hat das ostsächsische Löbau (Landkreis Görlitz), die "Perle der Oberlausitz", abgefasst, schon in Kürze – vom 18. bis zum 20. September 2015 – ist die "Stadt am Berge" Veranstaltungsort für das 18. Sächsische Landeserntedankfestes. Ein Interview mit dem Schirmherrn der Veranstaltung, dem Sächsischen Staatsminister für Umwelt und Landwirtschaft, Thomas Schmidt.

Abb.: Thomas Schmidt, Sächsischer Staatsminister für Umwelt und Landwirtschaft und Schirmherr des 18. Sächsischen Landeserntedankfestes
Foto: SMUL / Foto-Atelier-Klemm
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Polizeiorchester spielt zum Landeserntedankfest

Herr Staatsminister, die Trockenheit hat sicherlich nicht nur den Getreidebeständen in Sachsen stark zugesetzt. Dennoch haben die Bauern mit einer durchschnittlichen Ernte gerechnet. Wie sind die erreichten Ernteerträge in diesem Jahr?

Wir erwarten in diesem Jahr trotz der teilweise extremen Bedingungen eine gute Ernte. Nach der Erntevorschätzung und den ersten vorläufigen Ergebnissen rechnen wir beim Getreide mit insgesamt 2,72 Millionen Tonnen. Das sind über acht Prozent mehr als der Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre. Beim Raps erwarten wir 470.000 Tonnen. Die Ernten von 2009 bis 2014 waren im Schnitt neun Prozent besser.

Die Hektarerträge für Getreide sind in einigen Regionen überraschend hoch und liegen teilweise über dem Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre. Dagegen hat die lang anhaltende Trockenheit in Nordsachsen zu Schäden und Ertragsverlusten geführt.

Beim Winterweizen ernten die Betriebe 80 Dezitonnen je Hektar, das sind fast acht Tonnen mehr als das fünfjährige Mittel. Bei der Wintergerste bringt ein Hektar mit 77 Dezitonnen je Hektar sogar elf Dezitonnen mehr als das fünfjährige Mittel. Bei der Sommergerste liegen die Erträge von 56 Dezitonnen je Hektar immer noch drei Tonnen über dem Vergleichswert für die Ernten von 2009 bis 2014. Beim Winterraps allerdings wurden in den vergangenen fünf Jahren im Durchschnitt rund 1,5 Tonnen mehr geerntet als die 37 Dezitonnen je Hektar in diesem Jahr.

Sie sagten vor kurzem, dass Sachsens Landwirtschaft auch weiter gut aufgestellt ist, sich sowohl die Zahl der Betriebe als auch die Zahl der Beschäftigten in der Branche stabilisiert hat. Können Sie dies anhand von Fakten und Zahlen verdeutlichen?


Ein wichtiger Grund für die Wettbewerbsfähigkeit der sächsischen Landwirtschaft ist die Konstanz bei den Betriebsstrukturen. So gab es in den vergangenen Jahren nur noch wenige Veränderungen bei den wichtigsten Kennzahlen.

Die Zahl der Landwirtschaftsbetriebe ist seit mehreren Jahren annähernd gleich. Gab es 1999 insgesamt 6.367 Betriebe, so waren es 6.300 im Jahr 2013. Die Zahl der Arbeitskräfte ist nur noch leicht rückläufig. Sie ist von 36.015 im Jahr 2010 auf 34.800 im Jahr 2013 gesunken. Im Vergleich zu dem rasanten Abbau der Arbeitskräfte Anfang der neunziger Jahre, als noch fast 130.000 Beschäftigte in der sächsischen Landwirtschaft arbeiteten, kommt das einer Stabilisierung gleich.

Typisch ist für Sachsen die große und stabile Vielfalt an Rechts-, Erwerbs- und Betriebsformen. So sind die Anteile der Gesellschaften Bürgerlichen Rechts, der Einzelunternehmen sowie der GmbHs und Genossenschaften seit Jahren konstant. Sachsenweit überwiegen Betriebe mit Tierhaltung – sie halten vor allem Milchkühe, Schweine, Schafe und Geflügel. Ihr Anteil ist ebenso stabil wie die Größe des durchschnittlichen sächsischen Landwirtschaftsbetriebes, die bei 145 Hektar liegt.

Lebensmittel sind wertvoll. Welche Ursachen sehen Sie, die als Auslöser für den dramatischen Preisverfall bei Lebensmitteln verantwortlich sind? In welcher Weise kann den Bauern und Landwirten geholfen werden?


Um kurzfristig zu helfen, habe ich bereits Forderungen zu Maßnahmen der Preisstabilisierung speziell bei Milch an Bund und EU gerichtet sowie Verarbeiter und Discounter aufgefordert, wertvolle Lebensmittel nicht zu verramschen. Langfristig kann jedoch nur ein bewusstes Verbraucherverhalten mit Nachfrage nach regionalen Produkten und der Bereitschaft, für Qualität auch entsprechende Preise zu zahlen, das Einkommen unserer heimischen Landwirte sichern.

Die Landwirtschaft unterliegt heute wie die anderen Wirtschaftsbereiche den Gesetzen der Marktwirtschaft. Die Preise für Lebensmittel entstehen auf dem Weltmarkt, sei es bei Getreide oder bei Milchpulver. Man sollte nicht glauben, dass Sachsen allein hier etwas bewirken kann. Ich sehe hier vor allem die EU gefordert.

Die sächsischen Landwirte müssen sich dem Wettbewerb stellen und der Freistaat unterstützt sie dabei – zum Beispiel mit der Förderung von Investitionen oder der Unterstützung von Aus- und Weiterbildung.

Das Landeserntedankfest in Löbau ist Ihr erstes Landeserntedankfest als Schirmherr. Was sollten die Besucher aus dem Programm in Löbau sehen und erleben?

Es wird an allen drei Tagen ein abwechslungsreiches und buntes Programm für Jung und Alt geben. Ein Bauern- und Handwerkermarkt lädt zum Bummeln und zum Entdecken und Genießen von regionalen Produkten und Spezialitäten ein. In der Nikolaikirche gibt es die Ausstellung zum Wettbewerb "Schönste Erntekrone und schönster Erntekranz Sachsens 2015" des Sächsischen Landfrauenverbandes e.V. Die Handwerkskammer Dresden ist mit einer Handwerkermeile vor Ort.

An der Eröffnungsgala zum Landeserntedankfest am Freitagabend in der Messehalle, die frei für Jedermann ist, wirkt unter anderem das Polizeiorchester Sachsen mit. Am Sonntag sind sicherlich die Erntekronengala auf dem Markt und der Festumzug die Höhepunkte. Besonders hinweisen möchte ich auf den ökumenischen Erntedankfestgottesdienst am Sonntag um 10 Uhr in der Nikolaikirche. Das bewusste Danken für die Ernte ist ja das eigentliche Anliegen des Festes.

Das Sächsische Staatsministerium für Umwelt und Landwirtschaft und nachgeordnete Behörden werden sich beim 18. Sächsischen Landeserntedankfest präsentieren. Was können die Besucher erwarten?

Die Besucher dürfen sich auch in diesem Jahr auf eine gemeinsame Präsentation des Staatsministeriums für Umwelt und Landwirtschaft und des Landesamtes für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie im Messepark freuen, dem Gelände der ehemaligen Landesgartenschau. Am Stand des Ministeriums kann man sich über unser breites Aufgabenspektrum informieren. Die Bandbreite reicht von Land- und Forstwirtschaft über Naturschutz bis hin zu Klimaschutz, Hochwasserschutz und Altlastensanierung. Bei einem Angelspiel kommt es auf Geschicklichkeit an. Dabei können nicht nur die Kinder, sondern auch die Erwachsenen versuchen, Fische zu angeln.

Am Stand des Landesamtes erhalten die Besucher darüber hinaus Informationen zu den Themen Düngung, Boden- und Gewässerschutz sowie nachwachsende Rohstoffe und erfahren Wissenswertes zum Thema Förderung der Biodiversität in der Agrarlandschaft. Zudem warten Modelle zu Getreidesorten, Eiweißpflanzen, Heil- und Gewürzpflanzen darauf, ausprobiert zu werden. Die Kinder dürfen sich auf eine Spielkiste mit Pellets und Traktoren freuen.

Das Gespräch führte Dirk Raffe, Sächsisches Landeskuratorium Ländlicher Raum e.V.

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  • Quelle: red | Foto: SMUL / Foto-Atelier-Klemm
  • Erstellt am 08.09.2015 - 09:16Uhr | Zuletzt geändert am 10.11.2022 - 13:38Uhr
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