Ich hab' die Jazzhappen geseh'n!
Görlitz, 24. März 2015. Von Thomas Beier. Nun ist es gescheh'n: Vorgestern im Görlitzer Apollo, einst Klubkino, heute leicht angestaubter Kleinkunst-, Theater- und Kinoaufführungsort, auf Bühnenniveau in der ersten Reihe nach den reservierten Plätzen sitzend, das volle Programm. Faszinierend, faszinierend.
Jazzhappen. Das geht!
Thema: Lesebühnen

Lesebühnen sind in Görlitz fester Kulturbestandteil - teils musikalisch unterlegt, teils mit Autoren von vor Ort, teils mit weitgereisten Schreib- und Lesenden.
Ja, in der Tat ist es faszinierend, wie es dem Jazzhappen-Direktoren-Dreigestirn aus Mike Altmann, Axel Krüger und Michael Mönnig gelingt, Görlitzer Lokalkultur und kulturellen Anspruch mit Charme und Esprit unter einen Hut zu bekommen.
Rohrblatt trifft Saiten
Lichtgestalt des Abends war Musikdirektor Michael Mönnig, der Abendgast Laander Karuso auf dem Saxofon betreute und mit einem jungenhaften Lächeln aufgriff, was der klampfende Barde vorgab. Das Zwiegespräch zwischen der virtuos geschlagenen Gitarre und dem immer wieder ins Staccato ausweichenden Saxofon war ein echter Jazz-Happen.
Dass der Karuso dazu seine Lieder noch wirklich schön und gekonnt gesungen hat, mag als i-Tüpfelchen gesetzt sein. "Wirklich ein begabter junger Mann", tuschelten die Damen hinter mir.
Eine Nach-Veranstaltungs-Diskussion entspann sich zur Frage, warum der hochgelobte und vielbepreiste sachsen-anhaltinische Singer-Song-und-Texte-Writer denn vor seinem deutschprachigen Publikum seine Stimmbänder während des Gesangs ausnahmslos mit englischsprachigen Lauten erregt hat. Ist das dieses internationale Flair, das wir uns für Görlitz wünschen? Soll das Publikum in Versteher und Nicht-Versteher selektiert werden? Oder sollt's etwa gar keiner verstehen?
Mehr Licht!
War der Mönnig die Lichtgestalt, so waren die abwechselnd vom roten Sofa aufspringenden Texter-Leser Altmann und Krüger die leuchtenden Glühbirnen des Abends, die vor allem nach der Pause gleißend hell wurden. Wenn nur der Altmann seinen Pimmeltext nicht so sehr ausgewalzt hätte. Aber den Damen im Publikum hat's ja gefallen (kicher-kicher-hüstel), das gibt dem Künstler recht und das Ego freut sich.
Das Wichtigste: das PublikumÜberhaupt: Die Damen im Publikum. Einige wenige, ganz wenige, fühlten sich bemüßigt, durch übermäßiges Gestikulieren, unartikulierte Lautäußerungen und Beanspruchungen der Gesichtsmuskeln bei jedem Witz zu dokumentieren, dass sie ihn als solchen zumindest erkannt hatten. Hatte das was mit dem Flensburger zu tun?
Altes Geläster, das Publikum hatte seinen Spaß und zwar - und das muss lobend erwähnt werden - auf einem Level, den viele sogenannte Comedians nicht erreichen. Es tut den Görlitzerinnen und Görlitzern also gut, dass es die Jazzhappen gibt.
Vom Happen zum Häppchen
Zum Jazz die Happen aus dem Café Flüsterbogen (Schleichwerbung: Untermarkt 21. Hinschleichen!). Liebevoll angerichtet, auch geeignet für Vegetarier und Kohlenhydratverweigerer. Wenn ich mal einen örtlichen Seniorenverein zitieren darf: "Das Essen war reichhaltig und schmackhaft." Genau, mit der Zahl der Jazzhäppchen steigerte sich das Wohlbefinden. Sehr schön, gerne wieder!
Ausblick
Der Abend endete - je nach Grundeinstellung - optimistisch oder mit einer Drohung: Auch im April soll es wieder eine Jazzhappen-Veranstaltung geben. Wenn Sie auch hingehen, sehen wir uns.
Was noch zu sagen wär'
Auf die Kraft der Bilder setzt der Görlitzer Fotograf und Grafiker Paul Glaser. Er hat seine hier gezeigten (beschnittenen) Bilder für den Görlitzer Anzeiger freigegeben. Danke!



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- Quelle: Thomas beier | Fotos: Paul Glaser Fotografie&Grafik (beschnitten)
- Erstellt am 23.03.2015 - 22:59Uhr | Zuletzt geändert am 24.03.2015 - 22:52Uhr
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