Gegen medizinische Unterversorgung

Dresden. Eine von Gesundheitsministerin Orosz geleitete Gesprächsrunde zur ambulanten ärztlichen Versorgung im Freistaat Sachsen hat in ihrer gestrigen Sitzung beschlossen, den Einsatz von Gemeindeschwestern zu erproben.

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Sachsen beschließt weitere Maßnahmen

In einem zum Jahresende beginnenden Modellprojekt soll geprüft werden, wie Landärzte in einer von Unterversorgung bedrohten Region durch den Einsatz einer sogenannten Gemeindeschwester wirksam entlastet werden können. Dazu wird ein Kooperationsnetzwerk zwischen der Ärzteschaft und den Krankenkassen mit wissenschaftlicher Begleitung geknüpft. Die Modellregion wird von den Beteiligten in Kürze ausgewählt. Der für Fragen der Bedarfsplanung zuständige Landesausschuss Ärzte-Krankenkassen hat sich zudem darauf verständigt, Weiterbildungsassistenten, die sich in einer Region mit drohender Unterversorgung bei einem niedergelassenen Arzt zum Facharzt für Allgemeinmedizin weiterbilden, zu unterstützen. Mit 600 Euro pro Monat (zusätzlich zu der bisherigen Förderung in Höhe von 2.040,00 Euro nach dem "Initiativprogramm zur Förderung der Weiterbildung in der Allgemeinmedizin") sollen diese gefördert werden. Voraussetzung ist jedoch, dass diese Ärzte bereit sind, nach ihrer Weiterbildung für drei Jahre in einer von Unterversorgung bedrohten Region Sachsens tätig zu sein. Erstmals hat der Landesausschuss festgestellt, dass für eine Teilregion eines Planungsgebietes, die Orte Döbeln, Rosswein und Mockau, eine Unterversorgung im hausärztlichen Bereich droht. Damit besteht die Möglichkeit, ansiedlungswilligen Neuärzten und bereits praktizierenden Ärzten in der Umgebung, die Patienten übernehmen, zusätzliche finanzielle Anreize zu bieten. Weiterhin wurde eine Unterversorgung in der Stadt Aue im augenärztlichen Bereich festgestellt. ^"Ich begrüße die vertrauensgeprägte und konstruktive Zusammenarbeit mit der Selbstverwaltung sowie die Bereitschaft aller Verantwortlichen, neue Maßnahmen zu entwickeln, damit es in Sachsen nicht zu einem Ärztemangel kommt", sagte Orosz heute in Dresden. Kommentar: Das ist so richtig Wasser auf die Mühle der "Es-war-doch-nicht-alles-schlecht-in-der-DDR"-Fraktion: Gemeindeschwestern und die Verpflichtung, nach dem Studium für drei Jahre dort zu arbeiten, wo man gebraucht wird - das waren tatsächlich Selbstverständlichkeiten. Und viele Absolventen hatten sich nach den drei Jahren eingelebt, eine Familie gegründet und blieben. Wer sagt da, das wäre mit dem heutigen Freiheitsbegriff nicht vereinbar? Nur, wenn die staatliche "Lenkungs-Peitsche" angesetzt würde - besser ist aber das "Zuckerbrot": Sonderstipendien und keine Studiengebühren für alle, die sich verpflichten, als Absolventen für drei Jahre in ein unterversorgtes Gebiet zu gehen. Denkbar wäre das auch für andere Branchen, in denen regionaler Fachkräftemangel droht. So riesig groß ist Sachsen nun auch wieder nicht, als dass ganze Landstriche vernachlässigt werden müssten. /TEB

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  • Quelle: /SMS /Kommentar: TEB
  • Erstellt am 15.07.2006 - 08:01Uhr | Zuletzt geändert am 05.06.2024 - 13:03Uhr
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