DAK-Gesundheitsreport 2008 Sachsen
Hamburg. Die DAK-Mitglieder in Sachsen waren 2007 kränker als im Vorjahr. Der Krankenstand stieg auf 3,5 Prozent (2006: 3,3 Prozent). Damit verzeichnet Sachsen den niedrigsten Krankenstand der östlichen Bundesländer. „Nach drei Jahren sinkender Krankenstände haben die Arbeitnehmer 2007 trotz Konjunkturbooms und hoher Anforderungen im Job ihr Verhalten nicht geändert. Es gibt keinen Beleg, dass Beschäftigte mehr „blau machen“, kommentiert Herbert Mrotzeck, Leiter des Geschäftsgebiets Ost die Ergebnisse. Die differenzierte Analyse zeigt: Überdurchschnittlich gestiegen sind in Sachsen die Zahl der Fehltage aufgrund von Infektionen (plus 14 Prozent) und Krankheiten der Atemwege (plus 14 Prozent). Auffällig: Insgesamt weist Sachsen mit 238 Fehltagen pro 100 Versicherte 23 Prozent mehr Fehltage bei Atemwegserkrankungen auf als der Bund mit 193 Tagen. Auch Fehltage aufgrund von Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems haben in Sachsen gegenüber dem Vorjahr zugenommen (plus 13 Prozent). Dies ergab die Auswertung der Krankschreibungen von knapp 71.300 erwerbstätigen DAK-Mitgliedern in Sachsen durch das IGES Institut in Berlin.
Krankenstand gestiegen / 23 Prozent mehr Fehltage durch Atemwegserkrankungen als im Bundesdurchschnitt
Der Krankenstand in Sachsen liegt über dem gesamtdeutschen Niveau von 3,2 Prozent. DAK-Mitglieder sind dort häufiger krank als im Bundesdurchschnitt: 100 Mitglieder waren 2007 117 Mal erkrankt, bundesweit waren es 106 Erkrankungsfälle. Der einzelne Krankheitsfall dauerte in Sachsen mit durchschnittlich 10,8 Tagen genauso lange wie im Bundesdurchschnitt. Über die Hälfte der berufstätigen DAK-Mitglieder in Sachsen war das ganze Jahr über kein einziges Mal krank.
Gesundheitsrisiko Mann?
In diesem Jahr hat die DAK besonders das Thema Mann und Gesundheit erforscht und namhafte Experten befragt. Ergebnis des Reports: Männer sind in Sachsen mit durchschnittlich 12 Tagen pro Jahr zwei Tage kürzer krank als Frauen. Männer leben jedoch riskanter und sterben mehr als sechs Jahre früher. Durch ihren Lebenswandel beeinflussen die Männer die Entstehung bestimmter Krankheiten. So sorgen Herz-Kreislauferkrankungen und Verletzungen in Sachsen für 46 beziehungsweise 93 Prozent mehr Fehltage als bei den Frauen. Auffällig: Im Vergleich zum Bund gibt es in Sachsen rund 20 Prozent mehr tödliche Herzinfarkt-Fälle. Von den 30- bis 54-Jährigen sächsischen Männern sterben die meisten an der alkoholischen Leberkrankheit. Nach der Todesursachenstatistik starben 2006 fast doppelt so viele Männer daran wie deutschlandweit (plus 88 Prozent). Männliche DAK-Versicherte wurden 2007 in Sachsen mit rund 72 Tagen pro 1.000 Versicherte an deutlich mehr Tagen wegen Alkoholproblemen im Krankenhaus behandelt als bundesweit (30,4 Tage).
Depressionen: hohe Dunkelziffer bei Männern
Die Fehltage aufgrund von psychischen Erkrankungen stiegen bei Männern in Sachsen 2007 im Vergleich zu 2000 um sechs Prozent, während sie bundesweit mit 18,4 Prozent deutlich stärker zunahmen. Dies ist umso bemerkenswerter, als das gesamte Volumen der Krankheitstage im gleichen Zeitraum in Sachsen um 14
Prozent zurück ging. Wichtigste Einzeldiagnose bei psychischen Erkrankungen ist die Depression mit einem Anteil von 23 Prozent an allen Fehltagen aufgrund von psychischen Erkrankungen (Bund: 29 Prozent). 2007 fehlten 100 Versicherte in Sachen an insgesamt 17 Tagen wegen depressiver Episoden. Dies waren zehn Tage weniger als bundesweit. Auch in Sachsen sind mehr als doppelt so viele Frauen an Depressionen erkrankt. Bei Männern ist nach Ansicht der Experten jedoch von einer hohen Dunkelziffer bei dieser Krankheit auszugehen. Depressionen bleiben bei Männern häufiger unerkannt als bei Frauen, so die Experten. Männer neigen eher dazu, ihre depressiven Symptome nicht wahrzunehmen, sie zu bagatellisieren oder gar zu verleugnen. Auch zeigen Männer bei dieser Erkrankung häufiger andere Symptome wie beispielsweise Aggressionen, erhöhte Risikobereitschaft und Wutausbrüche. Frauen verhalten sich eher passiv und traurig. Ursache sind vermutlich andere Rollenerwartungen an das männliche Geschlecht. Die DAK appelliert, dass besonders die Haus- und Betriebsärzte sich stärker dem Phänomen „Männerdepression“ zuwenden.
Männer meiden Vorsorge
Laut einer repräsentativen bundesweiten Befragung der DAK achten über 50 Prozent der Männer auf ihre Gesundheit und ihre Ernährung. Werden Männer krank, gehen sie zum Arzt. Bei der Vorsorge zeigen sich allerdings deutliche Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Nur jeder fünfte Mann nimmt alle zwei Jahre regelmäßig an der Gesundheitsuntersuchung Check-up 35 teil. Diese Vorsorge deckt unter anderem Herz-, Nieren- und die Zuckerkrankheit auf. Dagegen geht jede zweite Frau zum Check-up. Nur jeder vierte Mann nimmt die jährliche Krebsvorsorge wahr. Bei den Frauen sind es zwei von drei. „Wenn es um die Gesundheit geht, leben viele Männer nach dem Motto ‚Konkurrenz, Karriere, Kollaps’“, betont Mrotzeck. „Vorsorge ist jedoch ein Job fürs Leben. Wer auf Dauer einsatzfähig bleiben will, darf sie nicht an der Werkspforte abgeben.“
Können spezielle Männersprechstunden die Vorsorgequote erhöhen? Immerhin jeder fünfte Mann hält laut Befragung eine derartige Sprechstunde bei typischen Männerkrankheiten für wichtig. Für 16 Prozent ist eine Behandlung von Mann zu Mann bedeutsam. Die Experten messen interdisziplinären Männersprechstunden den größten Bedarf bei.
Woran erkranken die Beschäftigten in Sachsen?
Die wichtigste Rolle im Krankheitsgeschehen spielten in Sachsen Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems und des Bindegewebes. Auf sie entfällt nahezu ein Viertel (21 Prozent) aller Krankheitstage. Zweitwichtigste Gruppe waren Krankheiten des Atmungssystems mit einem Anteil von 19 Prozent am Krankenstand. An dritter Stelle standen Verletzungen und Vergiftungen (16 Prozent der Fehltage), gefolgt von psychischen Erkrankungen (neun Prozent).
Größere Abweichungen zwischen Sachsen und den bundesweiten DAK-Werten zeigten neben den Atemwegserkrankungen auch zwei andere Erkrankungen: Auf Erkrankungen des Verdauungssystems entfielen in Sachsen pro 100 Versicherte 106 Fehltage (Bund: 85). Bei Verletzungen und Vergiftungen waren es 198 Tage (Bund: 164).
Branchenergebnisse in Sachsen
Die Branchen Handel, Banken, Versicherungen und Öffentliche Verwaltung hatten 2007 mit 3,1 Prozent den niedrigsten Krankenstand. Ein unterdurchschnittlicher Krankenstand fand sich auch in der Wirtschaftsgruppe Sonst. Dienstleistungen mit 3,4 Prozent.
Überdurchschnittliche Krankenstände wiesen die Branchen Sonstiges verarbeitendes Gewerbe (4,1 Prozent), Organisationen und Verbände (3,9 Prozent) und Bildung, Kultur, Medien (3,6 Prozent) auf.
Warum ist der Krankenstand im Osten höher?
Auch 2007 bestanden Unterschiede zwischen den Bundesländern: In den westlichen Bundesländern (mit Berlin) beträgt der Krankenstand durchschnittlich 3,0 Prozent (2006: 2,9 Prozent), in den östlichen Bundesländern 3,7 Prozent (2006: 3,5 Prozent).
Die DAK hat 2007 näher untersucht, warum der Krankenstand in den neuen Ländern über dem in den alten Ländern liegt. Ergebnis: Ein Teil der beobachteten Differenz zwischen Ost und West geht darauf zurück, dass in den neuen Bundesländern Versicherte bei leichten Erkrankungen eher zum Arzt gehen und ihre Krankmeldung („gelber Schein“) gewissenhafter bei der Krankenkasse einreichen. Außerdem gibt es in den neuen Ländern bei den DAK-Beschäftigten weniger Teilzeitkräfte, die generell ein niedriger Krankenstand kennzeichnet. Gewerbliche Arbeitnehmer, bei denen im Durchschnitt mehr Fehltage vorkommen, sind demgegenüber überrepräsentiert.
Unser Bild zeigt Herbert Mrotzeck, DAK-Geschäftsgebietsleiter Ost | Foto: /DAK/Wigger
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- Quelle: /red | Foto: /DAK/Wigger
- Erstellt am 18.09.2008 - 08:40Uhr | Zuletzt geändert am 18.09.2008 - 08:40Uhr
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