Was von Corona bleiben wird

Was von Corona bleiben wirdGörlitz, 7. Februar 2021. Von Thomas Beier. Auch wenn viele ungeduldig werden: Noch stecken wir inmitten der Corona-Pandemie. Zwar sinkt die Zahl der Neuinfektionen dank des Lockdowns und vieler verantwortungsvoll handelnder Mitbürger langsam, aber stetig, doch die Zahl der schweren Covid-19-Verläufe und das Sterben infolge der Corona-Infektionen werden erst zeitversetzt zurückgehen. Dennoch sei ein Ausblick gestattet auf das Leben nach der Pandemie.

Abb. oben: Hygiene ist im medizinischen Bereich unabdingbar, sollte jedoch auch im beruflichen und privaten Bereich noch bewusster beachtet werden
Foto: Tom, Pixabay License (Bild bearbeitet)
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Mehr Hygiene wirkt umfassend – auch nach der Pandemie

Mehr Hygiene wirkt umfassend – auch nach der Pandemie
Vorbildlich: Mit dem Ellenbogen bedienbarer Wasserhahn sowie Spender für Waschlotion und Desfinfektionsmittel, der Kurzzeitwecker erlaubt es, die Einwirkzeit einzuhalten
Foto: falco, Pixabay License (Bild bearbeitet)

Betrachtet man den Bereich der Hygiene, dann hat die Corona-Pandemie eine Vielzahl von Menschen – wenn bei weitem auch nicht alle – sensibilisiert. Tatsächlich gehören das noch häufigere Händewaschen und die Desinfektion etwa von Einkaufswagen oder der Hände zu den einfachen, aber hochwirksamen Maßnahmen der Infektionsvorbeugung. Abstand halten und die Bedeckung der Atemwege wie auch regelmäßiges Lüften, wenn man sich mit anderen in einem Raum aufhalten muss, zählen außerdem zu den von den allermeisten beachteten Grundregeln, die zwecks Infektionsvermeidung während der Pandemie stärker ins öffentliche Bewusstsein vorgedrungen sind.

Momentan kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass mit den vorsichtigeren Verhaltensweisen in den vergangenen Monaten die Grippewelle und die grippalen Infekte ebenfalls ausgebremst wurden. Wie weit sich der während der Corona-Pandemie erhöhte hygienische Aufwand auch auf die Verbreitung anderer Infektionskrankheiten ausgewirkt hat, wird sich noch zeigen.

Von Corona verdrängte Themen

Allerdings sind in der Corona-Pandemie vorher vieldiskutierte Themen aus der öffentlichen Wahrnehmung und den Medien verschwunden, etwa Keime im Meereswasser oder die Krankenhauskeime. Krankenhauskeime – worum ging es da gleich? Es handelt sich um extrem widerstandsfähige Keime, gegen die kein Kraut gewachsen ist, also keine wirksamen Medikamente, sprich Antibiotika, zur Verfügung stehen. Insbesondere für geschwächte Patienten sind diese Keime eine lebensgefährliche Bedrohung.

Da mit Krankenhauskeimen Infizierten also unter Umständen nicht mehr zu helfen ist, sind Krankenhäuser im ganz besonderen Maße gezwungen, auf Hygiene – sprich Keimfreiheit – zu achten. Der Aufwand, der dafür getrieben wird, ist enorm. Zwar wird in vielen Fällen auf Einwegartikel gesetzt, aber sowohl Wirtschaftlichkeit wie auch Umweltschutz und Nachhaltigkeit setzen dem Grenzen, weshalb etwa Operationsbestecke, aber auch Urinflaschen, Schieber und Waschschüsseln gereinigt und desinfiziert werden müssen.

Diese Desinfektion erfolgt mit feuchter Hitze, die Mikroorganismen abtötet. Für die Einschätzung des Erfolgs ist es dabei ausreichend zu wissen, wie lange eine feuchte Hitze bei bestimmter Temperatur einwirkt. Beschrieben wird das durch den A0-Wert nach Norm EN DIN ISO 15883-1: Je nach Temperaturhöhe und Einwirkzeit wird ein A0-Wert erreicht, der bestimmten Anforderungen entspricht. Basis ist dabei ein Temperatur von 80 Grad Celsius,der A0-Wert entspricht dabei der Sekundendauer der Einwirkzeit. Zugrunde gelegt sind dabei Organismen mit einer z-Wert von 10, die temperaturresistenter sind als solche mit kleinerem z-Wert.

Beispiele für mit kombinierten Reinigungs- und Desinfektionsgeräten typisch erreichte A0-Werte:


    • Ein A0-Wert von 600, der also bei 90 Grad Celsius binnen 60 Sekunden erreicht wird, kann ausreichend sein, um Bakterien und Mykobakterien, thermisch nicht widerstandsfähige Viren und Pilze abzutöten. Für einen A0-Wert von 600 ist die Einwirkzeit bei abweichenden Temperaturen neben weiteren Informationen hier aufgeführt.

    • Thermisch resistente Viren – wie etwa Hepatitis-B-Viren – benötigen einen A0-Wert von 3000 (fünf Minuten bei 90 Grad Celsius), um außer Gefecht gesetzt zu werden.

Vor diesem Hintergrund müssen chirurgische Instrumente immer mit einem A0-Wert von 3000 desinfiziert werden. Das hat natürlich Konsequenzen für die Hersteller von Reinigungs-Desinfektions-Geräten. So müssen Steckbeckenspülgeräte, mit denen die im Volksmund so genannten Schieber gereinigt werden, ganz klar nach den erreichbaren A0-Werten unterschieden werden. Ein verunreinigtes Pflegegeschirr kann im Normalfall als un- bis halbkritisch eingestuft werden, bei der Reinigung und Desinfektion ist ein A0-Wert von 600 ausreichend. Zu einer Einstufung als kritisch kann es kommen, wenn etwa vom Patienten eine besondere Infektionsgefahr ausgeht, dann muss ein A0-Wert von 3000 erreicht werden.

Tipp:
Wer tiefer in die Thematik einsteigen möchte, findet im Vortrag von Dr. Urs Rosenberg weitere Zusammenhänge.


Hygiene im Alltag stärker etablieren

Zurück zum Alltag nach Corona: Da ist tatsächlich zu hoffen, dass Händewaschen etwas selbstverständlicher wird, etwa auf den Herrentoiletten in Gaststätten. Auch die Atemwegsbedeckungen werden wohl aus dem Alltag nicht mehr verschwinden, insbesondere, wenn sich zeigt, dass sie neben dem Coronavirus auch ein Stück weit gegen andere Infektionskrankheiten schützen. In asiatischen Ländern haben sich in den Metropolen Atemwegsbedeckungen im öffentlichen Raum längst zum sozialen Standard entwickelt, um andere nicht zu gefährden.

Aus den USA kann man das Abstandhalten übernehmen: Bei gut erzogenen Leuten wird ein "Excuse me!" spätestens dann fällig, wenn man sich – und sei es nur im Vorbeigehen – in den Anderthalb-Meter-Radius einer anderen Person begibt. Außerdem sollte Corona hoffentlich einem in Ostdeutschland verbreiteten Phänomen, um nicht zu sagen einer Unsitte, den Gnadenstoß versetzen: dem übertrieben praktizierten Handschlag. Die Hand gibt man, so will es die Etikette, nur dann, wenn sich höchstens fünf Personen begegnen. Im Osten hingegen war es bis Corona üblich, dass etwa bei Vereinstreffen von 20 oder 30 Leuten jeder jedem zur Begrüßung die Hand drückte. Wer das für unangemessen hielt und nicht mitmachte, galt schnell als arrogant.

So gesehen ist die in der Corona-Pandemie propagierte AHA+L-Regel durchaus erhaltenswert – natürlich immer personen- und situationsbezogen.

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  • Quelle: red | Foto Hände: Kreuz_und_Quer / Tom, Pixabay License, Fort Wasserhahn: falco, Pixabay License
  • Erstellt am 07.02.2021 - 10:32Uhr | Zuletzt geändert am 07.02.2021 - 11:45Uhr
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