Nachruf für Günter Mühle
Görlitz-Zgorzelec | Bautzen / Budyšín. Der frühere Vorsitzende des Bautzen-Komitees, Günter Mühle, ist am 17. September 2008 in Hoisdorf bei Hamburg verstorben. „Sein Tod ist ein schwerer Verlust. Als einer der wichtigsten Zeitzeugen des Widerstands gegen die kommunistische Diktatur der DDR hat er sich bis zuletzt intensiv um die Aufarbeitung von SED-Opferschicksalen sowie für eine würdige Erinnerungskultur engagiert. Aufgrund seiner eigenen Hafterfahrung war er wie kaum ein anderer prädestiniert für die Aufklärung der heutigen Jugend über die Vergangenheit. Ich bin ihm mehrfach persönlich begegnet, u.a. bei Gedenkveranstaltungen am 17. Juni in Görlitz, und habe mit ihm viele Gespräche geführt. Seine Mahnung, dass die Opfer der nationalsozialistischen Diktatur und die Opfer der kommunistischen Diktatur nicht gegeneinander in Stellung gebracht werden dürfen, muss uns allen Verpflichtung sein. Günter Mühle hinterlässt eine große Lücke.“, würdigte der Görlitzer Oberbürgermeister Joachim Paulick den Verstorbenen.
Sich stets mit politischen Entwicklungen auseinandergesetzt
Günter Mühle, Jahrgang 1923, war in der Nachkriegszeit in und um Görlitz im Widerstand gegen die Etablierung der kommunistischen Diktatur in Ostdeutschland aktiv. 1949 wurde er verhaftet, das Sowjetische Militärtribunal in Dresden verurteilte ihn zu 20 Jahren Zwangsarbeit. Nach der Untersuchungshaft wurde er ins „Gelbe Elend“ nach Bautzen verbracht. Nach einer Amnestie kam er im Januar 1954 frei, verließ die damalige DDR und siedelte nach Hamburg über. 
Die Erinnerung an unzählige Schicksale von in der DDR zu Unrecht Verurteilten und Inhaftierten ließ ihn nie los. In der Bundesrepublik richtete er deshalb eine Anlaufstelle für die Beratung und Betreuung für Überlebende aus den Speziallagern und frühere politische Häftlinge der DDR ein. 
Nach der Wende galt sein Engagement der Zusammenführung ehemaliger Häftlinge im Bautzen-Komitee, welches 1990 gegründet wurde und dem auch die Stadt Görlitz angehört. Als dessen Vorsitzender und Vorstandsmitglied suchte er den Kontakt mit der Gedenkstätte Bautzen sowie verschiedenen sächsischen Verfolgtenverbänden und Initiativen zur Aufarbeitung der Unrechtsurteile und damit verbundenen Häftlingsschicksalen. 
Ein persönliches Anliegen Mühles war es, einen Graben am Karnickelberg in Bautzen, in dem Tote des Speziallagers Bautzen anonym und unwürdig verscharrt worden sind, teilweise sichtbar zu machen und als Gedenkort zu gestalten. Dafür hat er um Unterstützung geworben und Spenden gesammelt.
Günter Mühle hat sich auch in der Gegenwart mit politischen Entwicklungen auseinandergesetzt und diese kritisch bewertet. Sein besonderes Verdienst liegt u. a. in seiner Arbeit zur Verständigung zwischen Verfolgtenverbänden und verschiedenen Gedenkstättengremien, dafür genoss er großes Ansehen. Im Jahr 2004 wurde Günter Mühle für seinen Einsatz für Freiheit und Demokratie mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt.
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- Erstellt am 19.09.2008 - 21:36Uhr | Zuletzt geändert am 19.09.2008 - 21:36Uhr
 
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