Haltbarkeit als Kriterium für Nachhaltigkeit
Görlitz, 22. März 2021. Nachhaltigkeit im Sinne der Ressourcen- und Umweltschonung ist längst zu den großen Themen unserer Zeit geworden – ein wirklich neues Thema ist es allerdings nicht, wie der dienstälteste Redaktionswagen des Görlitzer Anzeigers beweist: der rollt und rollt und rollt und rostet nicht, zumindest außen. Kaputtanfällige Wegwerf-Elektronik – wozu?
Abb.: Ohne den eleganten Redaktions- und Direktionswagen des Görlitzer Anzeigers wäre das Görlitzer Stadtbild vielleicht nicht ganz so schön
Archivbild: © Görlitzer Anzeiger
Von der "Pappe" zum modernen Werk- und Baustoff

Zwei Redaktionen: Klein und flink die eine, groß und sesshaft die andere
Archivbild: © Görlitzer Anzeiger
In den Augen vieler ist der Zweitakt-Trabant ein rollender Umweltsünder. Doch ehe man über den liebevoll kurz "Pappe" genannten fahrbaren Untersatz urteilt, soll dem Verteidiger das Wort erteilt werden. In der Tat wird man dem Begleiter – so "Trabant" auf Deutsch – mit einer schnellen Vorverurteilung nicht gerecht. Genährt werden Vorurteile gegen den kleinen und stets freundlich dreinschauenden "Trabi", weil er nicht einfach wie alles anderen Verbrennerautos auch nur Abgase ausstößt, sondern diese zudem mit einer äußerst markanten Duftnote versieht. Das liegt am Funktionsprinzip des Zweitaktmotors, der immer eine Winzigkeit unverbrannten Benzins und Öls ausstößt, dazu freilich auch noch das verbrannte Benzin und Öl aus dem Gemisch. Lustig ist das nicht – und doch beginnen viele Görlitzer und Görlitzerinnen zu lächeln und winken, wenn der Görlitzer Anzeiger angeknattert kommt.
Obgleich moderne Zweitakter deutlich schadstoffärmer arbeiten als früher, schneller auf Betriebstemperatur kommen als Viertakter und weniger bewegte Teile haben – den Pkw-Sektor werden sie wohl nie wieder erobern. Doch etwas anderes am Trabant erweist sich als unkaputtbar nachhaltig: die Karosserie-Beplankung. Kaum jemand weiß heute noch, dass die abfällig als "Plaste" oder "Pappe" bezeichneten Teile hauptsächlich aus Baumwolle und Phenolharz gepresst wurden. Die dazu nötige Hitze allerdings begrenzte wegen der Aufheiz- und Abkühldauer die Produktionskapazitäten – aber Fakt ist: Die Karosserieteile sind leicht, elastisch und geräuschdämmend, halten offenbar ewig und leichte Schäden wie etwa Kratzer oder Brüche sind auf höchst einfache Weise reparierbar.
Jetzt bloß nicht sentimental werden: Die Zeiten der Duroplast-Karosserie sind endgültig vorbei – und dennoch lebt diese Fertigungstechnologie in heute hochmodernen Werkstoffen fort. Nur wird keine Baumwolle mehr verpresst, sondern es sind Papiere, die mit Phenolharz und Melamin getränkt wurden. Das geschieht hochproduktiv und im Ergebnis entstehen die als Bodenbelag bekannten Laminatplatten. Eine für viele andere Anwendungen interessante Ausführung sind die Hochdrucklaminate, kurz HPL für High Pressure Laminate genannt.
Solche HPL Werkstoffe sind, ohne dass jemand sich groß Gedanken über ihre technische Geschichte – das einst berühmte, noch vor dem Ersten Weltkrieg entwickelte Bakelit gehört zu den Vorfahren – und die Herstellung macht, heute in vielen Alltagsgegenständen zu finden, so etwa als Küchen- und Tischplatten, Möbel und Türen. Für Designer und Konstrukteure ist es ein Wunderwerkstoff: haltbar, kratzfest, geruchlos, unempfindlich gegenüber vielen Flüssigkeiten, lichtecht und zumindest kurzzeitig gegen hohe Temperaturen unempfindlich.
So ist es naheliegend, dass etwa das Sortiment der HPL Platten von Vörde Kunststoffe, einem Online Versender von Baumaterialien, nicht nur im Innenausbau Verwendung findet, sondern auch als wetterfester Fassadenschutz, als Balkonbrüstung oder stabile Gartenhauswand oder im Zaunbau, vor allem, wenn es um einen haltbaren Sichtschutz geht. Aus HPL Platten allerdings ein Auto zu designen... na gut, als Tretauto für Kinder vielleicht. Eltern sollten sich jetzt herausgefordert fühlen!



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- Quelle: red | Fotos: © Görlitzer Anzeiger
- Erstellt am 22.03.2021 - 17:01Uhr | Zuletzt geändert am 14.04.2022 - 14:29Uhr
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