Pelzmode: verpönt und doch verkauft
Görlitz, 22. Januar 2021. In Zeiten des Tier- und Artenschutzes ist Pelz bundesweit verpönt. Nicht alle deutschen Nachbarn teilen diese Haltung. Besonders in Osteuropa boomt die Pelzproduktion.
Keine Pelztierhaltung mehr in Deutschland
In der Steinzeit trug man Nerz- und Fuchsfelle, um zu überleben. Zu einem Statussymbol der wohlhabenden Schicht wurde Pelz erst in den 1930er Jahren. Mittlerweile ist Echtpelz nach Kampagnen von Tierrechtsorganisationen wie PETA in Ländern wie Deutschland verpönt. Doch nicht allein die nachlassende Nachfrage hat die Pelztierhaltung in Deutschland beendet. Strenge Vorschriften an die artgerechte Tierhaltung machten deutsche Pelztierfarmen ab 2017 zu einem finanziellen Verlustgeschäft.
Neben der Käfiggröße regelt das Gesetz vor allem die Käfigausstattung. Füchse sollten graben, Nerze schwimmen können. Anforderungen wie diese haben mittlerweile auch die letzte deutsche Pelztierfarm im nordrhein-westfälischen Rahden in die Knie gezwungen. Diese Entwicklung ist jedoch keineswegs eine gesamteuropäische: 2018 gab es europaweit noch immer über 4.000 Pelztierfarmen, gleich hinter der polnischen Grenze beispielsweise. Nur wenige Kilometer von Görlitz entfernt liegen dort Hunderte von Pelztieranlagen. In ganz Osteuropa bleibt Pelztierzucht lukrativ. Strenge Vorschriften gibt es hier nicht. Viele der Tiere leben in engen Drahtkäfigen ohne Beschäftigungsmöglichkeiten, Auslauf oder Trinkwasserzugang.
Zertifizierungen des Welfur-Programms als Indikator für artgerechte Haltung?
Die europäische Pelzbranche zumindest verweist bei Kritik auf den Zertifizierungsprozess. Züchter berufen sich dabei auf die rechtlichen Vorgaben einer Europaratsempfehlung. Das Problem: Die darin festgeschriebenen Anforderungen sind unverbindliche Empfehlungen und regeln lediglich Mindestbedingungen der Haltung.Kleidungsstücke bewusster auswählen
Die deutsche Abwendung von der Pelzproduktion ist die logische Konsequenz eines seit Jahren steigenden Nachhaltigkeitsbewusstseins. Heutzutage will man in Städten wie Görlitz nachhaltig leben. Zügelloser Konsum ist damit unvereinbar. Statt ohne Rücksicht auf Verluste einzukaufen, achtet ein Großteil aller Bundesbürger bei Produktentscheidungen mittlerweile auf schonende Ressourcennutzung. Umwelt- und tierfreundlich hergestellte Artikel liegen dadurch im Trend.Bekanntermaßen tierquälerisch produzierte Ware wie Echtpelz hat an Attraktivität verloren. Zumindest theoretisch – denn gerade bei Kleidungsstücken für die kalte Jahreszeit greifen viele Hersteller bis heute auf Echtpelz-Elemente zurück. Wer aufpasst, findet bei der heutzutage umfangreichen Auswahl an modischen Daunenmänteln jedoch stets auch Varianten, die ausschließlich aus strapazierfähigen Kunstfasern bestehen. Nicht nur zu echtem Pelz, sondern auch zu echten Daunen gibt es heutzutage Kunstfaser-Alternativen, die genauso gut wärmen.
Stopp dem Pelz-Import?
In deutschen Läden gibt es bis heute Modeartikel mit echten Pelzelementen. Oftmals, ohne dass Verbraucher die aus Polen oder Dänemark importierten Pelz-Applikationen überhaupt erkennen. Ganz gelöst ist das Thema Pelztierzucht somit auch in Deutschland nicht. Experten zufolge hat es sich nur verlagert. Seit Jahren fordern deutsche Tierschutzbeauftragte einen Importstopp für Pelzwaren. Ohne das Einführungsverbot sei Deutschland trotz inländisch strenger Herstellungsregulierungen noch immer ein Absatzmarkt für tierquälerisch produzierte Pelze.Davon abgesehen kritisieren zahlreichen Tierschützer die teils fehlende Kennzeichnung echter Pelzwaren. Auf Etiketten allein können sich deutsche Verbraucher nicht verlassen. Laut EU-Textilkennzeichnungsverordnung müssten Artikel mit Echtpelz-Elementen Hinweise tragen wie: "Enthält Teile tierischen Ursprungs." Leider ist dies nicht immer der Fall. Verbraucher werden dadurch hinters Licht geführt. Wer vollständig auf Pelz verzichten will, sollte daher auch keine Kleidungsstücke mit nur scheinbaren Kunstpelz-Teilen kaufen.



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- Quelle: red | Foto: AlainAudet / Alain Audet, Pixabay License
- Erstellt am 22.01.2021 - 11:22Uhr | Zuletzt geändert am 22.01.2021 - 12:00Uhr
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