Keine Energie im Bundesverkehrsministerium?

Görlitz | Cottbus / Chóśebuz, 28. Juni 2017. Anfang des 20. Jahrhunderts hat Görlitz ganz wesentlich von seiner Nähe zu Berlin profitiert. Heute ist die Verkehrsanbindung in die Hauptstadt der Republik eher als mäßig zu bezeichnen, Besserung zeichnet sich nicht ab. Doch nun machen SPD-Politiker freundlichen Druck auf Bundesverkehrsminister Dobrindt von der CSU, damit wenigstens mit der Planung für den Ausbau der Eisenbahntrasse zwischen Görlitz und Cottbus begonnen werden kann.
Abbildung oben: Auch vor dem Bahnhof im brandenburgischen Spremberg / Grodk macht der Fortschritt nicht halt: Neue Schilder sind schon aufgestellt.

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Für leistungsfähige Transportwege von Görlitz nach Berlin

Für den Kraftfahrzeugverkehr in Richtung Cottbus ist zwar auf sächsischem Gebiet die B115 ausgebaut worden, das aber eher halbherzig, nämlich ausschließlich zweispurig. Brandenburg hat sich auf dem letzten Stück zwischen der B115 und der Autobahnauffahrt Roggosen, von wo es auf der A15 weiter in Richtung Cottbus und Berlin geht, wenigstens dreispurige Abschnitte geleistet.

Beim Bahnverkehr steht die Elektrifizierung der Strecke Görlitz - Cottbus in den Sternen. Obwohl Sachsen und Thüringen sich mit der Deutschen Bahn über die Finanzierung Planungskosten einigen wollten, wurde dies vom Bundesministerium für Verkehr und Infrastruktur als "nicht erwünscht" abgeschmettert – dabei hätte der Bund wohl keinen Cent dazubezahlen müssen.

Vor diesem Hintergrund haben sich die SPD-Bundestagsabgeordneten Thomas Jurk aus der Oberlausitz und Ulrich Freese aus der Niederlausitz am gestrigen 27. Juni 2017 mit einem Brief, der dem Görlitzer Anzeiger vorliegt, an Minister Dobrindt gewandt. In ihrem Schreiben schildern sie das Unverständnis in der vom Strukturwandel besonders schwer betroffenen Lausitz. Eine von den Industrie- und Handelskammern Cottbus und Dresden vorgelegte Studie zeige auf, dass eine Elektrifizierung der Trasse das Gütertransportvolumen vervierfachen könnte, auch der Personenverkehr würde profitieren.

Bundesverkehrsminister Dobrint sieht sich nun gebeten, den Abschluss einer Planungsvereinbarung für die Ausbaustecke zwischen Cottbus und Görlitz noch einmal – und bitte wohlwollend – zu prüfen, um schließlich seine Zustimmung zu geben.


Kommentar:

In Görlitz spricht man gern davon, sich im Herzen Europas zu befinden, doch zu spüren ist davon wenig, die verkehrstechnische Anbindung setzt vor allem auf Richtung West und Ost, dabei liegt Görlitz doch wirklich im Herzen einer Großregion mit den Eckpunkten Berlin und Prag (Praha) sowie Dresden und Breslau (Wrocław). Wer sich das mal auf der Landkarte anschaut, findet eine weitere, kleinere Region zwischen Cottbus und Reichenberg (Liberec) sowie Bautzen / Budyšin und Liegnitz (Legnica).

Hier kann Görlitz tatsächlich eine zentrale Stellung einnehmen, die über die räumliche Lage hinausgeht. Verständigungsschwierigkeiten sind mit Englisch als Universalsprache ad acta gelegt, nur beim Ausbau der Verkehrswege (Viel ist ja schon erreicht!) darf nicht nachgelassen werden. Neue Geschäfte oder Investitionen beginnen nämlich gewöhnlich noch immer mit hinfahren, gucken, mit Leuten reden. Dass sollten die ostsächsischen Mittelständler viel öfter tun. Nur so bekommt man ein Gespür dafür, was geht.

Es wäre doch für alle Beteiligten und Betroffenen ein dummes Gefühl, wenn der Zug abgefahren wäre,

meint Ihr Fritz R. Stänker




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  • Quelle: red | Fotos: © Görlitzer Anzeiger
  • Erstellt am 28.06.2017 - 16:43Uhr | Zuletzt geändert am 28.06.2017 - 18:56Uhr
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