Filmprogramm zum Theaterfestival "Polski Transfer"

Dresden, 25. November 2018. Das Dresdner Filmprogramm zum Theaterfestival "Polski Transfer", veranstaltet vom Polnischen Institut Berlin - Filiale Leipzig in Kooperation mit mit dem "HELLERAU - Europäischen Zentrum der Künste" und dem "Thalia. Cinema, Coffee and Cigarettes", deckt in diesem Jahr zwei große Bereiche ab: Vom 26. bis zum 28. November 2018 stehen deutsch-polnische Culture-Clash-Roadmovies auf dem Programm, anschließend am 29. und 30. November gehtes um Niepodległa – 100 Jahre polnische Unabhängigkeit im Film.

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Faszinierende Filme aus Polen

Thema: Woanders

Woanders

"Woanders" – das ist das Stichwort, wenn der Görlitzer Anzeiger auf Reisen geht und von Erlebnissen und Begegnungen "im Lande anderswo" berichtet. Vorbildliches, Beispielhaftes und Beeindruckendes erhält so auch im Regional Magazin seine Bühne.

Görlitzern, die am Filmprogramm teilhaben möchten, bleibt nichts anderes übrig, als sich auf die Socken resp. die Räder nach Dresden zu machen. Da darf man schon fragen, weshalb nicht wenigstens einige der Aufführungen in die symbolträchtige Europastadt Görlitz-Zgorzelec verlagert werden oder gar zusätzlich an der der Neiße stattfinden. Da ist auch der Dresdner Aufführungsort auf der "Görlitzer Straße" kein Trost.

Was es in Dresden zu sehen gibt:

  • Montag, 26. November 2018, 18 Uhr:
    Wintertochter
    Jugendfilm, Regie: Johannes Schmid, D/PL 2011, 96 min, deutsche Originalfassung
    Sich angesichts der deutsch-polnischen Geschichte dem Leben stellen: Die zwölfjährige Kattaka (Nina Monka) und die 75-jährige Lene (Ursula Werner) fahren von Berlin nach Polen. Kattaka sucht ihren Vater, einen russischen Matrosen, der gerade mit seinem Schiff in Danzig (Gdańsk) vor Anker liegt, Lene – Kriegsflüchtling aus den Masuren – hingegen sucht ihre bisher verdrängte Vergangenheit.

    Der Film (Trailer) wurde unter anderem in den Hafenstädten Danzig, Gdingen (Gdynia) und Stettin (Szczecin) mit deutsch-polnischer Besetzung gedreht und zog bereits auf mehr als 20 nationalen und internationalen Festivals Publikum und Kritik gleichermaßen in seinen Bann (Prädikat "Besonders wertvoll", Preis "Bestes Drehbuch" beim Festival Goldener Spatz sowie "Young Generation Award" beim Fünf-Seen-Festival und mehr).

  • Dienstag, 27. November 2018, 20 Uhr:
    Polska Love Serenade
    Komödie, Regie: Monika Wojtyłło, D/PL 2008, 75 min, deutsche Originalfassung
    Wer die Betulichkeit und die ängstliche politische Korrektheit der meisten deutsch-polnischen Filme schätzt, wird schockiert: großen Bogen machen. In der Polska Love Serenade (Trailer) geht es mit Begeisterung in die fettnäpfchenreiche Welt der deutsch-polnischen Beziehungen, die hier chaotisch-sympathisch auf die Spitze getrieben werden. Im Roadmovie trifft der spießige Möchtegern-Jurist Max (Sebastian Schwarz), der auf der Suche nach deutschem Boden ist, zufällig auf den etwas verspulten Berlin-Flüchtling Anna (Claudia Eisinger). Anna will sich in Polen ihr Auto klauen lassen – und siehe da, zusammen schlittern sie als Reisegruppe wider Willen hinein mitten in den polnischen Provinz-Alltag. Es es Weihnachten, die Zeit steht still und ein Hauch von Magie weht durch die matschige Realität.

    Bei reichlich Wodka marschiert ein skurriles Typen-Ensemble auf (in einer Nebenrolle Katharina Wackernagel als hochschwangere Schmugglerin) und zelebriert die Nachbarschaft an Oder und Neiße auf ganz eigene, geistreiche Weise. Der TV-Sender arte, eher deutsch-französisch geprägt, kündigte den Film einst sogar irrtümlich und doch irgendwie korrekt als "Wodka Love Serenade" an. Vorurteile kommen nicht von ungefähr.

  • Mittwoch, 28. November 2018, 20 Uhr:
    Kurzfilmabend

    • Najbrzydszy samochód świata / The Ugliest Car
      (deutsch: Das hässlichste Auto der Welt)
      Dokumentarfilm, Regie: Grzegorz Szczepaniak, PL 2017, 47 min, Original mit englischen Untertiteln
      Dass auch in Polen sind Autos – oft unabhängig von ihrem Alter – Statussymbole sind, ist nicht zu übersehen. Das gilt sogar für Bogdans mehr als 50 Jahre alten legendären Wartburg – weil er den Ruf hat, das hässlichste Auto der Welt zu sein. Aber er rollt aus eigener Kraft, so gut, dass Bogdan seine 91-jährige Mutter auf den Beifahrersitz setzt und mit ihr nach Deutschland fährt. Mehr dazu im Nachspiel zum 15. Neiße Filmfestival.

    • Pan Rudnicki i samochody / Herr Rudnicki und die Autos
      Spielfilm, Regie: Andrzej Mańkowski, PL 2016, 30 min, Original mit deutschen Untertiteln
      Herr Rudnicki und das große Abenteuer, das passt eigentlich nicht, denn er fahndet am Schreibtisch nach Tippfehlern und fehlenden Kommata. Aber seine hochschwangere Frau macht unerbittlich Druck: Für die Familie muss schnellstens ein geräumiges Auto her – und zwar unbedingt in Orange! Also muss Herr Rudnicki sein Ränzlein schnüren, um in Deutschland den Verkaufserlös des geliebten Oldtimers in ein größeres Auto zu investieren. Doch überm Fluss herrscht der wilde Westen: Zwielichtige Geschäftsleute, Autodiebe und sogar Leichenschmuggler an jeder Ecke (Trailer). Der Film basiert auf einer Kurzgeschichte des aus Polen stammenden Wahl-Hamburgers Janusz Rudnicki, desssen Erzählungen intelligent, frech und humorvoll mit deutsch-polnischen Ressentiments jonglieren.

  • Donnerstag, 29. November 2018, 20 Uhr:
    Pan Tadeusz / Herr Thaddäus
    Stummfilm, Regie: Ryszard Ordyński, PL 1928, 128 min, polnische Originalfassung, mit Einführung und deutscher Live-Übersetzung
    "Der Film-Tadeusz ist nicht für Professoren bestimmt, sondern für die breite Masse, der das Kino zum täglich Brot geworden ist", schrieb die Gazeta Warszawska im Jahrt 1928. Wie überall in Europa produzierte man in den Zwanzigerjahren in Polen nicht nur exotische Stoffe und Gegenwartsgeschichten, sondern griff auch auf Literaturklassiker zurück, so auch auf das Hauptwerk der polnischen Romantik, Adam Mickiewiczs "Pan Tadeusz", entsprechend mit riesigem Aufwand gedreht (für das Budget hätte man damals 200.000 Autos kaufen können).
    Dieser Meilenstein des polnischen Stummfilmkinos ging gemeinsam mit unzähligen anderen Filmschätzen während des Zweiten Weltkriegs verloren – war man sich sicher. Doch dann die Sensation: 2006 wurden in Breslau (Wrocław) Filmrollen entdeckt, die eine nahezu vollständige Rekonstruktion des mehr als zweistündigen Originals (Trailer) erlaubten. Experten der Warschauer Firma Nitrofilm restaurierten das Material jahrelang und schufen eine digitale Fassung.

    Jetzt ist , vergleichbar mit der Wiederherstellung von "Metropolis" im Jahr 2010, wie die Premierengäste im November 1928 miterleben, wie sich der Dichter Adam Mickiewicz im Pariser Exil an seine Heimat erinnert, die napoleonischen Truppen und mit ihnen die Hoffnung auf Freiheit und Unabhängigkeit aufziehen sieht und im Mikrokosmos Soplicowo eine Reihe von tragischen und komischen Figuren aufmarschieren lässt, die jede Menge Zeitkolorit transportieren.

  • Sonntag, 30 . November 2018, 20 Uhr:
    Hiszpanka / Spanische Grippe
    Geschichtsphantasie, Regie: Łukasz Barczyk, PL 2015, 121 min, Original mit deutschen Untertiteln
    Kurz nach dem Ende des Ersten Weltkriegs versucht im sogenannten Posener Aufstand 1919 eine Gruppe spirituell hochbegabter Verschwörer, mit metaphysischen Mitteln den Meisterpianisten und künftigen polnischen Ministerpräsidenten Ignacy Jan Paderewski aus dem Ausland zurückzulotsen. Hinderlkich ist, dass ihnen auf der deutschen Gegenseite mit dem zwielichtigen Medium Doktor M. Abuse ein nicht minder begabter Schurke gegenübersteht. Beide Seiten versuchen, einander auszuhebeln, um damit den Lauf der Geschichte an ihre Interessen anzupassen.

    Auf der Leinwand (Trailer) entwickelt sich ein opulente Steam-Punk-Version der Geschichte, die verwegene Kamerafahrten, aufwändige Tricks und liebevolle Details in Ausstattung, Kostümen und Architektur nutzt, um dem Geist einer Epoche Leben einzuhauchen. Auch dem Film der Zwischenkriegszeit wird hemmungslos gehuldigt, allen voran Fritz Lang, dem deutsch-amerikanischen Meister der Leinwandverschwörung.

Aber wo nur, wo?
Thalia. Cinema, Coffee and Cigarettes, Görlitzer Straße 6, 01099 Dresden

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  • Quelle: red | Foto Vorhang: CchrisS, Foto Publikum: Free-Photos, beide Pixabay und Lizenz CC0 Public Domain
  • Erstellt am 25.11.2018 - 08:04Uhr | Zuletzt geändert am 25.11.2018 - 09:37Uhr
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