Analphabeten in Sachsen
Dresden. Nach Schätzungen der UNESCO gibt es in Sachsen derzeit rund 220.000 Analphabeten. Sachsen will sich jetzt stärler den Bildungsschwachen hinwenden.
Sachsen bekämpft Analphabetismus stärker als bisher
Sachsen will noch mehr in die Bekämpfung des Analphabetismus investieren. Für die kommende EU-Förderperiode 2007 bis 2013 hat das Kultusministerium 4,6 Millionen Euro ESF-Mittel beantragt. Der Freistaat steuert dazu rund eine Million bei. Für den Vergleichszeitraum 2000-2006 standen 500.000 Euro ESF-Mittel zur Verfügung. Mit den Geldern fördert Sachsen Alphabetisierungskurse an nicht-institutionellen Weiterbildungseinrichtungen. "Wir müssen uns stärker den Bildungsschwachen hinwenden. Analphabeten sollen eine zweite Chance erhalten, sich in die Arbeitswelt zu integrieren", sagte der sächsische Kultusminister Steffen Flath heute in Dresden. Neben den ESF-Mitteln fördert auch das Land die Weiterbildungseinrichtungen weiterhin mit jährlich rund 6,5 Millionen Euro für 2007 und 2008.
Um Analphabetismus in Sachsen besser zu bekämpfen, hatte das Kultusministerium 2003 die Evangelische Hochschule für Soziale Arbeit in Dresden mit einer Studie beauftragt. Die Zwischenergebnisse der Untersuchung zeigen, dass Weiterbildungseinrichtungen stärker mit Institutionen wie Arbeitsämtern, Schuldner-Beratung, Jugendämtern und Strafvollzugsanstalten kooperieren müssen. "Der Gesamtprozess der Alphabetisierung muss neu konzipiert werden. Der Schwerpunkt liegt bei lokalen Bündnissen", so Prof. Harald Wagner von der Evangelischen Hochschule. "Alphabetisierung gelingt nur, wenn die Institutionen vor Ort mit den Weiterbildungseinrichtungen eng zusammen arbeiten." Die Studie wird Ende dieses Jahres abgeschlossen werden. Die Ergebnisse fließen dann in die Alphabetisierungsarbeit ein.
Nach Schätzungen der UNESCO gibt es in Sachsen derzeit rund 220.000 Analphabeten. Damit ist der Anteil der Analphabeten an der Gesamtbevölkerung mit den übrigen Bundesländern vergleichbar.
Warum fallen Analphabeten im Alltag so wenig auf? Die sogenannten funktionalen Analphabeten sind zwar in Grundzügen des Lesens und Schreibens mächtig, unterschreiten jedoch die gesellschaftlichen Mindestanforderungen an die Beherrschung der Schriftsprache. Alltagsanforderungen wie Lesen von Fahrplänen und Kinoplakaten können sie nicht erfüllen. Sie haben beispielsweise Schwierigkeiten beim Lesen von Gesetzestexten oder Beipackzetteln. Sie können außerdem Medien wie Fax oder Internet nicht nutzen. Werden diese Standards nicht erfüllt, bedeutet das oftmals Arbeitsplatzverlust oder gesellschaftliche Ausgrenzung. Betroffen sind außer Kindern, Migranten und geistig Behinderten, auch deutsch-sprachige Jugendliche und Erwachsene, die trotz Schulbesuch die Schriftsprache nicht beherrschen. Meist sind ungünstige familiäre und soziale Verhältnisse eine wesentliche Ursache.
Während der Studie hat sich die Anzahl der Bildungseinrichtungen mit Alphabetisierungskursen von 11 auf 33 mehr als verdoppelt. Gegenwärtig nehmen 292 Personen an Kursen teil, 2005 waren es lediglich 190. Dies ist auf Veranstaltungen im Rahmen der Studie mit Jugendämtern, Arbeitsagenturen und Volkshochschulen zurückzuführen.
Kommentar:
Die Dunkelziffer der sächsischen Analphabeten dürfte wesentlich höher liegen. Wer ein Kinoplakat nicht kapiert - so einer ist mir tatsächlich noch nicht begegnet. Man bedenke aber die analphabetischen Massen, die unfähig sind, Steuererklärungen, Hartz IV-Anträge oder anderen Behördenkram auszufüllen. Da outet sich zwangsläufig manch Hochstudierter ganz schnell als Analphabet.
Oder ist das Alphabetisierungsprogramm nur ein verzweifelter Versuch der Regierung, das Volk doch noch für das Formularwesen und verquaste Gesetzestexte tauglich zu machen?
Ich kann Sie beruhigen: Wenn Sie das alles lesen konnten, dann sind Sie kein Analphabet, bestätigt
/Fritz Stänker


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- Quelle: /SMK
- Erstellt am 30.08.2006 - 22:30Uhr | Zuletzt geändert am 30.08.2006 - 22:44Uhr
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