Bautzen als einziges ostsächsisches Zentrum

Bautzen / Budyšin. Etwa hundert Bürgerinnen und Bürger versammelten sich am Montag, dem 15. November 2010, im Stadtratssaal im Gewandhaus, um sich über den aktuellen Stand der Innenstadtpläne zu informieren. Zwei detaillierte Studien zum Handel, der Wirtschaftslage und dem Tourismus hatten dem Bautzener Stadtzentrum ein großes Entwicklungspotential zugeordnet. Dabei ging es um die Entwicklung der Stadt als einziges ostsächsisches Zentrum und die aus dem demografischen Wandel resultierenden Chancen. Dazu sind zwei Bebauungsvarianten an der Äußeren Lauenstraße und am ehemaligen Hochhausstandort am Kornmarkt im Gespräch.

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Verwaltung informiert über Innenstadtentwicklung

Der Bautzener Oberbürgermeister Christian Schramm machte eingangs Ausführungen zu den grundsätzlichen Überlegungen, die aus städtebaulichen Erwägungen, der Versorgungslage im Stadtzentrum und dem Zentralitätsanspruch entstanden.

Kaufkraftzuflüsse sollen gesteigert werden

Bürgermeister Michael Böhmer und Dr. Ulrich Kollatz von der BBE Retail Experts Leipzig (BBE) machten anschließend Ausführungen zu den beiden Studien. Hintergrund: Die Stadt Bautzen hatte 2008 ein Branchen- und Standortgutachten für den Einzelhandel durch die GMA Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung, Erfurt, und 2009 eine Entwicklungsuntersuchung zur Stärkung der zentralörtlichen Funktionen durch die BBE erarbeiten lassen. Beide Gutachten liefern Aussagen zur Stärkung der zentralörtlichen Funktionen der Stadt Bautzen. Sie gehen der Frage nach, wie die Innenstadt entwickelt werden muss, um bei Käufern in und um Bautzen interessant und im ostsächsischen Raum konkurrenzfähig zu bleiben. Beide Studien empfehlen eine Erweiterung der Handelsflächen im Stadtzentrum. Ziel für den Bautzener Einzelhandel ist dabei nicht nur die Stabilisierung der aktuellen Kaufkraftzuflüsse, sondern deren Steigerung.

Zusätzlich 9.500 Quadratmeter Ladenfläche

Bürgermeister Peter Hesse stellte den Stand der Planungen dar und verwies darauf, dass sich die Entwicklung der beiden Flächen erst am Anfang befindet. Eventuelle Fragen nach der Verkehrsführung, Emissionen oder der Anordnung des Parkhauses können erst beantwortet werden, wenn die Investoren mit ihren zukünftigen Nutzern die Bedürfnisse aller Beteiligten abstimmen.

Erik Sassenscheidt von der Sassenscheidt GmbH & Co. KG plant zwischen Lauengraben und Bauerngasse auf einer Fläche von rund 14.000 Quadratmetern ein neues Einkaufszentrum mit einer Ladenfläche von maximal 9.500 Quadratmetern. Mindestens 80 Prozent der Fläche soll mit Geschäften aus den Branchen „Bekleidung“ und „Unterhaltungselektronik“ belegt werden. Mit dem neuen Einkaufscenter in zentraler Lage der Innenstadt sollen vor allem Kunden aus der Region gewonnen werden.

Die Attraktivität der Innenstadt sowie die überregionale Bedeutung der Stadt sollen dadurch wachsen und die zentralörtliche Funktion Bautzens soll gestärkt werden, so die Stadtverwaltung Bautzen in einer Pressemitteilung. Das Planvorhaben bietet Potentiale für großflächige Anbieter mit Mindestverkaufsflächen von 300 Quadratmetern. Sassenscheidt bekräftigte, dass damit kein konkurrierendes Angebot zum Kornmarkt-Center, sondern ein Bindeglied in der Einzelhandelslandschaft der Stadt Bautzen entstehen soll. Das Unternehmen hat in Bautzen bereits Erfahrungen mit der Entwicklung des Husarenhofes.

Dr. Regine Rohark vertrat als Geschäftsführerin der Bautzener Wohnungsbaugesellschaft mbH den zweiten Investor. Sie möchte auf dem 5.100 Quadratmeter großen Areal zwischen Tuchmacher- und Steinstraße ein Wohn- und Geschäftshaus errichten lassen, dass sich mit Stellplätzen, altengerechtem Wohnraum und einem Gesundheitszentrum am Bedarf orientieren wird. Die beiden Vorhaben sollen in etwa parallel abgeschlossen werden.

Offene Diskussion

Den Ausführungen schloss sich eine sehr offene, aber weitgehend sachliche Diskussion an. Im Mittepunkt standen Fragen nach den Verkaufsflächen, die öffentliche Beteiligung an Gestaltungsfragen und dem Konkurrenzverhalten innerhalb der Stadt. In allen Fällen konnten die Gemüter beruhigt werden.

Zunächst müssen Gespräche mit Interessenten geführt werden, in denen über Flächenbedarf und Logistik entschieden wird. Dann geben Gesetze eine klare Linie vor, wie Verkehrs- und Emissionsfragen beantwortet werden müssen. Erst dann rücken Gestaltungsfragen in den Mittelpunkt. Schließlich bekräftigten alle Beteiligten, dass die neuen Handelsflächen eine andere Struktur haben, als man sie momentan im Stadtzentrum vorfindet. Die Bebauungen sollen nicht für Konkurrenz, sondern für Belebung sogen. "Letztlich binden sie den Bereich zwischen Goschwitzstraße, Karl-Marx-Straße, Steinstraße und Reichenstraße wieder zu einer Gesamtheit", so die Stadtverwaltung. Entsprechende Verkehrskonzepte, die dieses Anliegen unterstützen, lässt die Stadt zu gegebener Zeit vom Dresdener Ingenieurbüro für Verkehrsanlagen und -systeme (IVAS) erarbeiten.

Der offene Umgang mit dem Thema wurde von den Besuchern begrüßt. Sorgen und Überlegungen nahmen alle Verantwortlichen zur Kenntnis und werden sie bei der weiteren Arbeit entsprechend berücksichtigen.

Sobald es Neuigkeiten gibt, will die Verwaltung entsprechend informieren.

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  • Quelle: red
  • Erstellt am 16.11.2010 - 23:13Uhr | Zuletzt geändert am 16.11.2010 - 23:22Uhr
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