Atommüll in der Oberlausitz?

Atommüll in der Oberlausitz?Landkreis Bautzen | Landkreis Görlitz, 25. Juli 2021. Im Zuge der Suche nach einem Atommüll-Endlager sind sowohl der Landkreis Görlitz als auch der Landkreis Bautzen bei der aktuell vorliegenden Auswahl der Teilgebiete betroffen. betroffen. Das geht aus dem Zwischenbericht "Teilgebiete" der Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) hervor.

Abb.: So neu ist der Slogan nicht, aber nur nach und nach versteht ihn jeder
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Gemeinsame Stellungnahme der Oberlausitzer Landkreise zur Atommüll-Endlagersuche

Gemeinsame Stellungnahme der Oberlausitzer Landkreise zur Atommüll-Endlagersuche
Wenigstens die Radwege sollten freigehalten werden, um die Touristen nicht zu vergraulen
Bildquelle: Dirk Rabe, Pixabay License

Thema: Atomwirtschaft in der Dreiländerregion

Atomwirtschaft in der Dreiländerregion

Die sächsische CDU hatte im Jahr 2005 über ein Atomkraftwerk in Hirschfelde bei Zittau diskutiert, im Jahr 2011 wurde ein mögliches polnisches Atomkraftwerk an der Neiße zum Thema. Zehn Jahre später steht die Suche nach einem Standort für ein Atommüll-Endlager im Fokus.

Die Landräte der Landkreise Bautzen und Görlitz, Michael Harig (CDU) und Bernd Lange (CDU) haben am 23. Juli 2021 eine gemeinsame Stellungnahme zu den im bericht ausgewiesenen Teilgebieten für die Atommüll-Endlagersuche in der Oberlausitz unterzeichnet und online beim Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung veröffentlicht.

Landrat Bernd Lange hat ein Gremium aus Vertretern des Regionalen Planungsverbandes Oberlausitz sowie der Landkreise Görlitz und Bautzen ins Leben gerufen, das die Endlagersuche in der Oberlausitz im Auge behält und sich mit dem Thema insgesamt beschäftigt. Es berät zu aktuellen Sachständen, stimmt die Vorbereitung der Fachtagungen der "Fachkonferenz Teilgebiete" ab und lädt konsultierend Sachverständige ein. Die Landkreise haben sich nun entschieden, bereits frühzeitig eine gemeinsame Stellungnahme auch schriftlich zu den sie betreffenden Teilgebieten in die "Fachkonferenz Teilgebiete" einzubringen.

In der Stellungnahme bringen beide Landkreise schwerwiegende Vorbehalte gegen die Eignung des Kristallingesteins des Lausitzer Granits bzw. Granodiorits auf ostsächsischem Gebiet der Landkreise Görlitz und Bautzen und des Tongesteins im sächsischen Teil Niederschlesiens als mögliche Wirtsgesteine gemäß § 23 (1) Standortauswahlgesetz (StandAG) für die Endlagerung wärmeentwickelnder radioaktiver Abfälle vor. "Die Betrachtung und mögliche gleichwertige Berücksichtigung der drei Wirtsgesteine Tongestein, Steinsalz und Kristallingestein gemäß § 23 (1) StandAG führt international unter Wissenschaftlern zu Verwunderung, da sie sehr unterschiedliche lsolationseigenschaften und langzeitsicherheitsrelevante Kriterien für die Endlagerung wärmeentwickelnder hochradioaktiver Abfälle (HAW= High Active Waste) aufweisen", ist zu lesen um dann den Diplom-Geologen und Experten für die Migration von Radionukliden im Deckgebirge möglicher HAW-Endlager, Prof. Dr. rer. nat. Bernd Delakowitz, zu zitieren, der für die Endlagerung in Salzstöcken plädiert und im Zitat fragt: "Und nun soll gerade dieses, von vielen Wissenschaftlern als bestes Wirtsgestein für die Langzeitsicherheit gefährlicher Abfälle anerkannte Medium bei der Standortauswahl und Langzeitsicherheitsbewertung für die Endlagerung hochradioaktiver Abfälle gleich behandelt werden mit Tongestein und Kristallingestein?"

Mehr als die Hälfte der Bundesrepublik endlagergeeignet?

Zusätzlich dazu kritisieren die Landräte zunächst einmal die große Zahl der im Zwischenbericht Teilgebiete genannten Teilgebiete: 90 sind es an der Zahl, sie bedecken ein Fläche von 54 Prozent der Bundesrepublik Deutschlands. Soll damit ein Gefühl "Uns wird es schon nicht treffen?" erzeugt und so lange vorgehalten werden, bis Nägel mit Köpfen gemacht werden?

Koordiniert wurde die Stellungnahme über das gemeinsame Gremium. Maßgebend mitgewirkt haben der emeritierte Professor Dr. rer. nat. Bernd Delakowitz der Hochschule Zittau-Görlitz, Diplom-Geologe und langjähriger Experte für die Migration von Radionukliden im Deckgebirge möglicher HAW-Endlager, sowie die beiden Mitarbeiter des Senckenberg Museums für Naturkunde in Görlitz Dr. Olaf Tietz und Dipl.-Geologe Jörg Büchner.

Landrat Bernd Lange zeigt sich angesichts der eingereichten Stellungnahme zuversichtlich. Er hält Ostsachsen nach wie vor nicht für ein Endlager radioaktiver Abfälle geeignet, was die nun vorgelegte Stellungnahme deutlich zeige. Und Lange hat weitere Argumente: "Daneben haben wir in den nächsten Jahren einen strukturellen Wandel zu bewältigen und wollen uns als innovative Wirtschaftsregion weiterentwickeln. Die Errichtung eines Endlagers wäre dazu völlig konträr. Auch unsere Lage im Dreiländereck muss berücksichtigt werden, denn auch die nationale Interessen von Polen und Tschechien spielen bei der Standortauswahl eine Rolle."

Mehr:
Auch Bayern, Kernkraftswerksland mit sechs Reaktoren an vier Standorten, will kein Atommüll-Endlager, auch nicht im Granit unter dem Bayerischen Wald. Doch ausgerechnet die Bündnisgrünen widersprechen und verweisen auf Wissenschaft und Transparenz.

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  • Quelle: red | Foto Schild: ID 239652, Pixabay License; Foto Fässer: rabedirkwennigsen / Dirk Rabe, Pixabay License
  • Erstellt am 25.07.2021 - 09:06Uhr | Zuletzt geändert am 25.07.2021 - 10:27Uhr
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