Von üblichen Berufen und Integration
Görlitz, 31. Januar 2014. Der Wahlkampf nimmt auch in Görlitz langsam an Fahrt auf. So muss es für die Görlitzer Linken eine Steilvorlage gewesen sein, als Octavian Ursu - in der Stadt CDU-Vorsitzender mit Landtags-Ambitionen - sich am 30. Januar 2014 in der Lokalausgabe der Sächsischen Zeitung (SäZ) im Zusammenhang mit Einwanderern aus Rumänien, wo er selbst herstammt, über "Roma, die man früher 'Zigeuner' nannte", äußerte. Die hätten "zwar" einen rumänischen Pass, seien aber "eine eigene ethnische Gruppe mit eigenen Regeln und Wertvorstellungen." An dieser Feststellung wäre nichts auszusetzen, wenn das Wörtchen "zwar" nicht wäre. Die Görlitzer Linken kommentieren das im Gesamtzusammenhang des Artikels in einer Mitteilung so: "Die pauschale Abgrenzung von guten Rumänen, die sich integrieren wollen und hier Leben um zu Arbeiten und ihr Wissen einbringen und von 'Zigeunern', welche zwar einen rumänischen Pass haben, aber nicht dazu gehören, wie sie in weiteren Äußerungen in dem Artikel angedeutet wird, nennen wir Rassismus."
Kommentar: Wer hat zwar einen deutschen Pass?
Laut Ursu würden sich die Roma "keinen der üblichen Berufe" suchen und sich "auch sonst nicht wirklich in die moderne Gesellschaft integrieren wollen", erfährt man in der SäZ.
Was ist ein "üblicher Beruf"? Wohlbestallter Orchestermusiker sein - ja, Straßenmusiker sein - nein? Gerade wir in Deutschland sollten sensibel sein. Es ist noch nicht lange her, dass man als "Arbeitsscheuer" ins KZ kam, und noch kürzer ist es her, dass das vermeintliche "Recht auf Arbeit" eigentlich eine "Pflicht zur Arbeit" war, deren Nichtbefolgung als "asoziales Verhalten" in den Jugendwerkhof oder ins Gefängnis führte.
Hinterfragt werden muss ebenfalls, ob denn die "Integration in die moderne Gesellschaft" immer ein erstrebenswertes Ziel ist. Das riecht mir persönlich zu sehr nach einer "Volksgemeinschaft", in der jeder "Fremde", jeder, der sein Leben "unüblich" gestaltet, argwöhnisch beäugt wird. Nein, Integration kann doch nicht durch die bedingungslose Übernahme von Werten und Normen erfolgen - sonst gäbe es heute weder Sinti und Roma noch Sorben und die vielen anderen Volksgruppen auf der Welt.
Wer für eine freiheitliche Gesellschaft eintreten will, darf die Welt nicht nur aus dem Blickwinkel seines eigenen Weltbildes allein sehen. Jedes Volk hat seine Eigenheiten, die sich aus überheblicher Sicht anderer Völker gar zu leicht zu ärgerlichen Klischeebildern formen. Dafür sollten die deutschen Staatsbürger, die Boches, die Krauts, die Fritzen, gleich ihrer Herkunft, eigentlich ein gutes Gespür haben.
Sonst hätten sie ihren Pass nur "zwar",
meint Ihr Thomas E. Beier



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- Quelle: red | Kommentar: Thomas E. Beier | Fotos: www.goerlitzer-anzeiger.de
- Erstellt am 31.01.2014 - 16:01Uhr | Zuletzt geändert am 31.01.2014 - 17:55Uhr
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