Unterwegs im Gebirge

Zittau. "Unterwegs im Gebirge - Romantische Landschaftsbilder aus den Zittauer Sammlungen" heißt eine Ausstellung, die seit Ende Juli 2010 in den Städtischen Museen Zittau gezeigt wird.

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...diese Hoffnungen, die ich Ihnen mache, werden nicht vergebens seyn...

In der Barockzeit entdeckten die ersten Maler die Reize der abwechslungsreichen Gegenden um Zittau. Das große Panorama des böhmischen Künstlers Franz Anton Brosch und die majestätischen Ansichten Johann Alexander Thieles vom Berg Oybin bilden den Anfang einer großen Zahl von herausragenden künstlerischen Wiedergaben der Lausitzer Gebirgslandschaft. Die kleinteiligen Felsformationen, die herrlichen Ausblicke südwärts zu den böhmischen Kegelbergen und die hoch aufragenden gotischen Ruinen von Burg und Kloster Oybin faszinieren bis heute zahlreiche Maler und Zeichner.

Auch Caspar David Friedrich und Carl Gustav Carus haben hier ihre Spuren hinterlassen und sich wiederholt Motiven aus den Zittauer Bergen, dem Lausitzer und dem Isergebirge gewidmet. Am 4. Juli 1810 bestieg Caspar David Friedrich den Oybin, danach entstanden einige seiner wichtigsten Werke. In der Zeit der Romantik wurden neben dem Oybin aber auch der Hochwald, die Lausche, Waldlichtungen und Täler für Künstler aus Dresden und weiter entfernten Metropolen beliebte Ziele. Einige der schönsten Landschaftseindrücke hielt Adolph Thomas aus Zittau fest - einer der bedeutendsten Maler des 19. Jahrhunderts aus der südlichen Lausitz.

Aus den Sammlungen der Städtischen Museen Zittau wird aktuell in einer Ausstellung zum „Lausitzer Musiksommer 2010“ eine Auswahl der schönsten Landschaftsbilder des späten 18. und 19. Jahrhunderts präsentiert. Gemälde und Zeichnungen bieten Einblicke in den kostbaren Bestand an Darstellungen der Lausitzer Gebirgslandschaften. Ergänzend gesellen sich Bergbilder aus der Sächsischen Schweiz, aus den Alpen sowie aus Italien dazu. Unter anderen sind Thiele, Brosch, Caspar David Friedrich, Carus und Thomas vertreten. Besondere Schwerpunkte setzen zudem Werke von Johann Gottlieb Schön, Christoph Nathe, Carl Pescheck, Carl Wagner, Michael Wentzel, August Heinrich, Ernst Ferdinand und Ernst Erwin Oehme, Ludwig Friedrich, Franz Wilhelm Leuteritz, Albert Venus sowie von August Albert und August Richard Zimmermann. Etliche davon waren noch nie oder seit Jahrzehnten nicht mehr ausgestellt und konnten für die Ausstellung restauriert werden.

Teil des Lausitzer Musiksommers

Der „Lausitzer Musiksommer 2010“ steht unter dem Titel „Wege / Puće“. Ein besonderer Programmpunkt gilt der 200. Wiederkehr von Caspar David Friedrichs Wanderung von der Oberlausitz ins Riesengebirge. Am 4. Juli 1810 zeichnete er auf dem Oybin. Die damals entstandenen Skizzen befinden sich heute in Hamburg, Oslo und andernorts. Noch Jahre lang zehrte der Maler von den damaligen Reiseeindrücken. Gemälde mit Reminiszenzen an den Oybin und die umgebende Landschaft gehören dazu. So malte er 1823 eines seiner Hauptwerke „Einsamer Baum“ oder „Dorflandschaft bei Morgenbeleuchtung“ - heute in der Berliner Nationalgalerie: Es zeigt eine Eiche mit Blick ins Jeschkengebirge, ungefähr vom heutigen polnisch-tschechischen Grenzübergang zwischen Zittau und Grottau (Hrádek) aus.

Dieses Gemälde und die 1810 entstandenen Skizzen Caspar David Friedrichs konnten nicht nach Zittau ausgeliehen werden. Doch waren das Jubiläum und der Lausitzer Musiksommer Anlass genug, die Zittauer Sammlungen nach Landschaftseindrücken, Zeichnungen und Gemälden aus der Romantik zu durchforsten. Dabei konnten verschiedene bedeutende Entdeckungen gemacht werden: So kann nun eine schon 1932 erworbene Zeichnung Caspar David Friedrich zugeschrieben werden; sie zeigt eine Küstenlandschaft auf Rügen bei Gewitter, ist unvollendet geblieben und lässt sich ins Jahr 1803 datieren, das einen Umbruch im Schaffen des großen Romantikers mit sich brachte. Ein kleines Gemälde, das bislang kaum Beachtung fand, offenbart nach der jetzt erfolgten Reinigung seine besondere Qualität und zeigt – entstanden 1859 im Dresdner Umkreis - die nachhaltige Prägung der Landschaftsmalerei durch Friedrich. Einem seiner wichtigsten Schüler, dem jung verstorbenen Dresdner August Heinrich kann zudem eine bisher anonyme, 1817 datierte Landschaftszeichnung aus dem Höllental in Niederösterreich zugeordnet werden – es handelt sich dabei um ein herausragendes Zeugnis der romantischen Landschaftszeichnung.

In der Ausstellung sind diese und über 70 weitere Kunstwerke zu sehen. Dabei wird deutlich, dass die Zittauer Kunstsammlung noch zahlreiche Schätze birgt, die noch völlig unbekannt und nahezu unerschlossen sind. In diesem Sinn soll die vorliegende kleine Auswahl von Landschaftsdarstellungen, die immer wieder um Berge und Gebirge kreisen, neugierig machen auf mehr und zu eigenen Entdeckungen einladen.

Besondere Erwähnung verdienen die Künstler, die biografisch mit Zittau und seiner engeren Umgebung verbunden sind, da sie hier geboren wurden und Zeit Lebens auch mit ihrer Heimat verbunden blieben: Carl Pescheck, Adolph Thomas, Michael Wentzel, die Gebrüder Albert und Richard Zimmermann. Einige ihrer schönsten Werke gelangten in langjähriger Sammeltätigkeit in den letzten 100 Jahren in die Zittauer Sammlungen. Vor allem im Nachgang zu der vor genau 75 Jahren gezeigten großen Ausstellung „Oberlausitzer Kunst des 19. Jahrhunderts“, die als Zittauer Beitrag zur 1000-Jahrfeier der Oberlausitz vom Stadtmuseum vorbereitet worden war, konnten immer wieder Arbeiten Oberlausitzer Künstler erworben werden. Bis heute gilt ihnen besondere Aufmerksamkeit, so dass aktuell auch zwei Gemälde der Öffentlichkeit vorgestellt werden können, die erst 2009 und 2010 aus dem Kunsthandel nach Zittau gelangten.

Damit verbindet die Schau Aspekte der Kunst- und Kulturgeschichte, der eigenen Sammlungstradition mit der Hommage an schöne Gebirgslandschaften und rückt dabei ganz besonders das Zittauer Gebirge in den Blickpunkt, dessen älteste künstlerische Wiedergaben aus der Zeit um 1730–1740 ebenso vertreten sind wie erste impressionistische Eindrücke aus dem späten 19. Jahrhundert.

„Dieser Anblick, den ich Ihnen versprach, ist der schönste seiner Art; diese Hoffnungen, die ich Ihnen mache, werden nicht vergebens seyn; und sie würden gewiß noch mehr bestätigt finden, wenn Sie diese Gegend einmal selbst sehen sollten, lebhafte Darstellung mein Talent wäre, und Sie nicht jetzt auf dem Papier durch meine Beschreibung matt würde. - Bey dieser Beschreibung wünsche ich mir, ein Dichter zu seyn, weil ich gewiß überzeugt bin, dass aller Reiz unter meiner Feder verloren gehen wird. Die Gegend, von welcher ich spreche, ist ein Thal, worinnen ein Berg liegt, der der Oybin heißt.“
Aus: Neue Reisebeschreibung in und über Deutschland, Halle 1788, S. 79 (anonym)



Prädikat: Unbedingt hingehen!
Städtische Museen Zittau, Klosterstraße 3, 02763 Zittau
Die Ausstellung ist vom 31. Juli bis 31. Oktober 2010 täglich geöffnet von 10 bis 17 Uhr.
Öffentliche Führungen: 05.08. 17 Uhr / 29.08. 15 Uhr / 04.09. 14 Uhr / 23.09. 17 Uhr / 26.10. 16 Uhr

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  • Quelle: red
  • Erstellt am 07.08.2010 - 00:29Uhr | Zuletzt geändert am 30.04.2020 - 17:11Uhr
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