Kulturinsel Einsiedel - auf nach Amerika!
Kulturinsel Einsiedel | Santiago des Chile | Santo Domingo, 3. November 2008. Bereits am vorletzten Wochenende ist Jürgen Bergmann, Inhaber der gleichnamigen Künstlerischen Holzgestaltungsfirma, von einer vierzehntägigen Geschäftsreise nach Chile und in die Dominikanische Republik zurückgekehrt. Es hatte sich herumgesprochen, dass in der ZentralLausitz im äußersten Osten Deutschlands Spezialisten für die Anlage und den Betrieb von Freizeitparks am Werke sind.
Kulturinsel-Know-how weltweit gefragt
„Schon vor längerer Zeit gab es die ersten Anfragen. Unter anderem gab es im Frühling diesen Jahres eine konkrete Anfrage aus Boston. Allerdings kam das Geschäft damals wegen der amerikanischen Währungsprobleme nicht zustande“, berichtet Bergmann. „Unsere entferntesten Projekte waren bisher an der Algarve, auf Mallorca und im Sherwood Forrest.“ Dass die Engländer für den Abenteuerspielplatz inmitten ihres Robin-Hood-Waldes ausgerechnet die Zentendorfer Holzgestalter aus Deutschland holten, unterstreicht deren internationalen Ruf. Und der ist nun auch in Südamerika und der Karibik angekommen.
In Chile wurden Jürgen Bergmann und seine Partnerin Doreen, die für die Planungs- und Modellbauabteilung zuständig ist, von Oscar Knust schon sehnsüchtig erwartet. Der Sohn einer Chilenin und eines Deutschen betreibt mit seiner Frau Gisela in der Nähe von Santiago de Chile den bäuerlich orientierten Erlebnispark „Granjaventura“.
Mit etwa zwei Hektar Fläche handelt es sich nach den Maßstäben der mehr als doppelt so großen Zentendorfer Kulturinsel um ein überschaubares Projekt. „Toll ist die Lage zwischen Santiago de Chile, welches sich nachts als Lichtermeer präsentiert, und den Anden als Kulisse der Erlebnislandschaft! Wie so oft aber sind bei diesem Projekt viel guter Wille und Engagement vorhanden, doch es mangelt am wirtschaftlichen Erfolg“, fasst Bergmann die vorgefundene Situation zusammen. Doch die Schlussfolgerung, hier sei „nichts zu holen“, wäre falsch: „Wenn wir gute Aufträge in die ZentralLausitz holen wollen, müssen wir helfen, dass es unseren potenziellen Auftraggebern gut geht. Nur dann können sie investieren!“
Durch den Betrieb der Kulturinsel Einsiedel bei Zentendorf ist aus Jürgen Bergmann auch ein gefragter und vor allem glaubwürdiger Berater geworden. „Wir verstehen uns als Spezialisten für Attraktionen, welche Menschen anziehen. Vermarkten können wir das aber nur, wenn wir unseren Kunden helfen, Einnahmen zu erzielen. Zudem achten wir auf die Folgekosten, die wir im Vergleich zu anderen Alternativen für den Betreiber günstiger halten wollen“, erläutert der Holzgestalter und Freizeitpark-Experte, der auf mehr als zwanzig Jahre Berufserfahrung in der Selbständigkeit verweisen kann.
So versteht sich auch die jüngste geschäftliche Weltreise als Entwicklungsprojekt auf Gegenseitigkeit: Die Partner bezahlen die Flugkosten, die Zentendorfer geben Know-how weiter und sammeln nebenbei viele neue Eindrücke.
„Im Granjaventura-Park haben wir viele Projektideen und konzeptionelle Überlegungen hinterlassen. Der Kontakt mit einer örtlichen Kunstwerkstatt wird helfen, einiges vor 0rt umzusetzen“, zieht Bergmann eine erste Bilanz. Der Gegenbesuch steht schon im Programm: Ab Mai 2009 werden Oscar Knust und ein Mitarbeiter zu einem Praktikum auf der Kulturinsel erwartet.
Ganz anders das Projekt in der Dominikanischen Republik. Hier will eine Kooperative einen Edutainment-Park für Kinder errichten, in dem erlebnisorientiertes Lernen und Unterhaltung verknüpft werden. Eingeladen hatte Annegret Zimmermann, die für die deutsche Gesellschaft für technische Zusammenarbeit (GTZ) tätig ist.
Sie hatte für die vier Tage Aufenthalt ein Non-Stop-Programm organisiert. Für das nötige Hintergrundwissen standen ein Besuch im Kindermuseum in Santo Domingo und die Besichtigung von Kinderspielplätzen ganz oben auf dem Programm. „Lieblos und konzeptionslos, noch unter DDR-Standard“, so das Urteil des Spielweltexperten.
Nach dreistündiger Autofahrt Ankunft auf dem zerklüfteten Gelände der Kooperative. Unterwegs sei ihm der Wert der Deutschen Straßenverkehrsordnung bewusst geworden, so Bergmann: „Der Straßenverkehr auf der Insel ist wirklich verrückt. Viele Autos haben keine Blinker, Verkehrsampeln haben höchstens Empfehlungscharakter, aber wir haben keinen einzigen Unfall gesehen. Man achtet aufeinander.“
Auf einer großen Versammlung der Kooperative zeigte Bergmann Bilder von Arbeiten seiner Firma. Dieser Kompetenzbeweis beeindruckte nachhaltig und schaffte die Bereitschaft, das Konzept des Edutainment-Parks zu überdenken. Viele grundsätzliche Dinge, die für das Funktionieren einer Freizeitanlage unentbehrlich sind, waren den Akteuren in der Dominikanischen Republik gänzlich fremd.
„Die Kooperative ist sehr bemüht, das Handwerk zu entwickeln und bildet vor allem Erwachsene aus. Wir helfen nun, das Handwerk auch anzuwenden, um kreative Produkte und Angebote zu schaffen“, schildert Bergmann seinen Ansatz in diesem Projekt, den er in einem Meeting mit Schulvertretern einführte.
Holz ist in Südamerika mit ähnlichem Klima wie in Europa gut verfügbar. Neben der auch in Einsiedel verarbeiteten Robinie spielt der Eukalyptusbaum mit seinem ebenfalls sehr haltbaren Holz in Chile eine wichtige Rolle. In der Dominikanischen Republik sieht es dagegen gänzlich anders aus. Im tropischen Klima wachsen hier eine Unzahl verschiedenster Hölzer. Angefangen von einer nur hier wachsenden Kiefernart bis hin zu extrem haltbaren Mahagonibäumen. Zu den interessantesten Begegnungen gehörte daher ein Treffen mit dem Diplom-Forstwirt Bernhard Schmidt, der ein Kenner der lokalen Wald- und Forstsituation ist und sich mit dem Züchten von „Obstwäldern“ beschäftigt.
Das Projekt in der Dominikanischen Republik hat aus Sicht der Zentendorfer eine besonders deutliche Komponente im Sinne der Entwicklungshilfe, allerdings sei die Finanzierung noch völlig offen. Die Kooperative sei zwar wirtschaftlich-ökologisch orientiert, verzinse Einlagen überdurchschnittlich gut und helfe in Not geratenen. Für Anfangsinvestitionen im Sinne einer Initialzündung für den geplanten Freizeitpark scheint es aber nicht auszureichen.
Den weltweiten Erfolg der Spielplatz- und Erlebniskonzepte von der Kulturinsel Einsiedel möchte Jürgen Bergmann noch stärker im heimischen Landkreis Görlitz einbringen: „Bereits zum 13. Mal haben wir im September die hochkarätig besetzte ‚Fachtagung Freizeitwelten’ durchgeführt, diesmal zum Thema ‚Innovation oder Investition’. Internationale Besucher und Dozenten geben sich bei uns die Klinke in die Hand. Doch aus unserer Region, die angeblich stark auf Tourismus setzt, nimmt kaum jemand teil.“ Dabei bringen Kooperationen - international wie vor Ort - alle Beteiligten voran.
Vor Ort wollen Bergmann und seine Mitstreiter mit dem ZentralLausitz-Projekt die Verweildauer von Touristen zum Nutzen aller touristischen Anbieter erhöhen - allerdings scheiden sich daran die Geister: Während die einen die Marketing-Idee und das Potenzial erkennen, halten sich andere an Begriffen und Kirchturm-Perspektiven fest. Zum Glück ist Jürgen Bergmann Unternehmer genug, um zu wissen, wen das Leben bestraft. Er treibt seine Projekte ohne Rücksicht auf Eitelkeiten und Förderstrukturen voran. Der nun auch weltweite Erfolg gibt ihm recht.
Mehr:
www.kulturinsel.com
Jürgen Bergmann hat dem Regional Magazin freundlicherweise einige seiner Reiseimpressionen zur Veröffentlichung zur Verfügung gestellt.
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- Quelle: /TEB | Fotos: /Kulturinsel Einsiedel, kleines Bild: /BeierMedia.de
- Erstellt am 03.11.2008 - 22:55Uhr | Zuletzt geändert am 31.08.2020 - 15:13Uhr
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