Erfolge im REVIVAL! Projekt für niederschlesische Städte

Erfolge im REVIVAL! Projekt für niederschlesische StädteGörlitz / Dresden, 14. Oktober 2020. Es gibt Bereiche, das geht es ohne die Wissenschaft nicht. Sio haben sich unter der Projektleitung des Leibniz-Instituts für ökologische Raumentwicklung (IÖR) das Internationale Hochschulinstitut (IHI) in Zittau, die Technische Universität Dresden und das Institut für Territoriale Entwicklung (IRT) der Wojewodschaft Niederschlesien vor zwei Jahren zusammengetan, um mit dem Projekt "REVIVAL! – Revitalisierung der historischen Städte in Niederschlesien und Sachsen" Klein- und Mittelstädten im ländlichen Raum zu zeigen, wie sie ihren historischen Baubestand besser nutzen können, um auf diese Weise die Attraktivität ihrer Innenstädte zu steigern.

Abb.: Als an REVIVAL!-Projekte noch nicht zu denken war wurde in Sorau anlässlich des 750. Stadtjubiläums im Jahr 2010 dieses Denkmal für Georg Philipp Teleman, der dort von 1704 bis 1708 Hofkapellmeister war, aufgestellt. In seinen in Sorau entstandenen Kompositionen hatte Telemann Einflüsse der sorbischen Volksmusik verarbeitet
Foto: Romuald Gałęcki, Pixabay License
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Tolle Pilotmaßnahmen in den Teilnehmerstädten

Am 9. Oktober 2020 hat nun eine digitale abgehaltene Abschlusskonferenz, die unter dem Titel Titel "Kulturerbe als Baustein städtischer Lebensqualität" stattfand, die letzte Forschungsphase des Projektes eingeleitet. Dabei blieb das Fachpublikum unter sich und bekam erste bedeutsame Projektergebnisse vorgestellt.

Betroffen von REVIVAL! sind Bautzen, Bunzlau (Bolesławiec), Görlitz, Greiffenberg (Gryfów Śląski), Landeshut (Kamienna Góra), Liebau in Schlesien (Lubawka), Liebenthal (Lubomierz), Reichenbach/O.L., Sorau (Żary) und Zittau und Żary – wobei anzumerken ist: Bautzen und Zittau zählen nicht zu Niederschlesien. Neben der wissenschaftlichen Studie und daraus abgeleiteten Empfehlungen sowie Pilotmaßnahmen zur Belebung der Innenstädte der beteiligten Partnerstädte ist unter anderem eine Wanderausstellung entstanden. Auch sollen die Ergebnisse in eine Broschüre einfließen.

Prof. Dr. Robert Knippschild vom IÖR, der das deutsch-polnische Forschungsprojekt leitet, ist zur Erkenntnis gelangt: "Die Existenz historischer Gebäude oder immaterieller Kulturgüter wie besonderer handwerklicher Traditionen machen eine Kleinstadt nicht automatisch attraktiver. Die Kommunen müssen stattdessen genau überlegen, wie sie ihre kulturellen Besonderheiten auch sichtbar und nutzbar machen." Eines der Pilotprojekte ist die dank des wissenschaftlichen Entwicklungsengagements fertiggestellte Restaurierung eines mittelalterlichen Wachturms in Sorau, in dem sogar bereits eine Ausstellung gezeigt wurde. In Görlitz wurden leere Schaufenster in der Innenstadt – deren bloße Existenz viel über Kaufkraft und Unternehmertum erzählt – mit Inhalten dekoriert und zum "Walk of Görliwood" vernetzt; sie berichten nun jenen, die durch die Stadt walken, von den vielen Filmproduktionen, für die Görlitz die Kulissen, die Statisten und nicht zuletzt eine perfekt darauf eingespielte Verwaltung und Infrastruktur bereitstellte.

Bautzen, Reichenbach/O.L. und Zittau haben – Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste – angesichts des REVIVAL!-Engagements erst einmal auf Studien gesetzt, die Klarheit darüber schaffen sollen, wie sich öffentliche Räume in den Innenstädten attraktiver gestalten lassen, auch für Handwerksbetriebe. Das aufzuzeigen war ja schließlich Zweck Sinn und Zweck des REVIVAL!-Projekts. Bunzlau, die Keramikerstadt, hat dank REVIVAL! ein bedeutsames Zeichen gesetzt und zwei neue Sitzgelegenheiten aus Keramik aufgestellt. Die sollen nun "Bewohner*innen und Gäste der Stadt auf diese Tradition aufmerksam machen", wie das IÖR mitteilte. Damit erhielt der Kampf gegen den vermutlich zugrundeliegenden Mangel an Traditionsbewusstsein der Bewohner und selbstredend auch der Bewohnerinnen und Gästinnen einen neuen Impuls und bei den Gästen der Stadt wird das Sicherheitsbedürfnis, hier richtig verortet zu sein, weiter gestärkt.

Das IÖR kommt in seinem "Flaggschiffprojekt deutsch-polnischer Verflechtungsraum" zu einem für viele überraschenden Schluss: "Die Untersuchungen im Projekt REVIVAL! – Revitalisierung historischer Städte in Niederschlesien und Sachsen lassen keinen Zweifel am Potenzial des baukulturellen Erbes für Klein- und Mittelstädte im ländlichen Raum. Deutlich wurde im Projekt aber auch, dass die Kommunen dieses Potenzial durch eine gezielte Stadt- und Regionalplanung aktivieren müssen, damit es wirksam zur Attraktivität und Lebensqualität der Stadt beitragen kann."

Für ein Millionenprojekt können sich die Ergebnisse sehen lassen: Finanziell bezuschusst wird REVIVAL! auf Grundlage des Kooperationsprogrammes INTERREG Polen-Sachsen 2014-2020. Das projekt erhält aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) 877.544 Euro, was 85 Prozent des Gesamtvolumens entspricht. Die restlichen Mittel bringen die Projektpartner selbst auf.

Mehr:
http://revival.ioer.eu/

Hintergrund:
Das IÖR ist eine außeruniversitäre Forschungseinrichtung im Bereich der Raumwissenschaften und Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. Es befasst sich mit der "nachhaltigen Entwicklung und Transformation von Städten und Regionen im Kontext der globalen human-ökologischen Krise".

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  • Quelle: red | Foto: Romuald Gałęcki, Pixabay License
  • Erstellt am 14.10.2020 - 07:33Uhr | Zuletzt geändert am 14.10.2020 - 08:52Uhr
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