Entdeckung im Kulturhistorischen Museum Görlitz
Görlitz, 15. August 2016. In aller Regel schlummert in Museumsdepots mehr, als in den Ausstellungen der Häuser gezeigt werden kann. Auch wenn die Bestände geordnet und katalogisiert sind, können sie bei näherer Betrachtung mehr preisgeben als bisher bekannt. So geschehen neulich auch, als die tausende Bilder umfassende Fotosammlung des Kulturhistorischen Museums der Neißestadt gesichtet wurde: Entdeckt wurde die bislang älteste datierte Fotografie mit einem Motiv der Stadt Görlitz.
Abbildung: Hier im Görlitzer Kaisertrutz ist das auf das Jahr 1862 datierte älteste Görlitz-Foto noch bis zum 23. Oktober 2016 zu sehen.
Ältestes Foto von Görlitz ab sofort ausgestellt
Die sepiabraune Fotografie zeigt das linke Eckgebäude an der Einmündung der Fleischerstraße auf den Obermarkt. Gerahmt ist es mit einem mit Goldschnitt versehenen Passepartout, auf der Rückseite wurde aufgeklebt "Photographisches Atelier von E. Deplanque in Görlitz Schützenweg Nr. 1". Die eigentliche kleine Situation stellt aber ein ebenfalls aufgeklebter kleiner Zettel mit dem handschriftlichen Hinweis "Apotheke in Görlitz 1862" dar.
E. Deplanque zählte in Görlitz - neben beispielsweise dem "Atelier für Photographie und Panotypie" von M. Ackermann auf dem Schützenweg 2 und der gleichnamigen Anstalt von E. Böhme auf der Steinstraße 15 - zu den ersten gewerblichen Fotografen. Er wohnte und arbeitete zunächst im Haus Postplatz 4. Am 14. Dezember 1859 schaltete er in der Lokalpresse eine Anzeige über sein Angebot: "Außer der Anfertigung von Portraits, sowie Gruppen in den verschiedensten Größen, nehme ich Landschaften und architektonische Gegenstände nach der Natur auf, kopiere Ölgemälde, Kupferstiche, Photographien, Daguerrotypen und Panotypen". 1864 oder im Jahr darauf verließ Deplanque Görlitz. Seine Rolle übernahm ab 1867 der berühmt gewordene Robert Scholz, der von 1843 bis 1926.
Dass es zwischen E. Deplanque und dem im April 1842 in Preußen geborenen und 1864 im amerikanischen Bürgerkrieg angekommenen Fotografen Louis de Planque, der bis 1898 lebte und in Texas und Mexico wirkte, eine Verbindung gibt, scheint naheliegend, ist aber aus der Online Nachforschung des Görlitzer Anzeigers nicht belegbar. Sicher scheint nur, dass de Planque gemeinsam mit seiner Frau Eugenia über Frankreich mit einer französischen Expeditionstruppe, die Kaiser Maximilian (Erzherzog Ferdinand Maximilian Joseph Maria von Österreich, geboren 1832 bei Wien, auf Betreiben Napoleons III. seit 1864 Herrscher des Zweiten Mexikanischen Reichs, 1867 in Mexiko nach nach abgelehnter Chance zur Flucht erschossen) schützen sollte, ankam und in Matamoros/Mexiko sein erstes Fotostudio eröffnete.
Ansehen!
Das Foto kann in der Sonderausstellung "Blickfang Görlitz. Bilder meiner Stadt" angesehen werden.
Bis Sonntag, 23. Oktober 2016,
Museum Kaisertrutz, Platz des 17. Juni 1, 02826 Görlitz.
Tipp für Großeltern und Ferienkinder:
Das Kulturhistorische Museum Görlitz bietet am Dienstag, dem 16. August 2016, um 15 Uhr im Kaisertrutz noch eine Familienführung "Meine Stadt in klein. Görlitz in Bildern" an. Die Museumspädagogin Daniela Schüler lädt ein, nicht nur die Bilder der Sonderausstellung zu entdecken, sondern auch was sie erzählen. Nach der Führung können die Teilnehmer ein Andenken gestalten.
Weitere Kulturgeschichtliche Spaziergänge und Vorträge zum "Blickfang Görlitz" werden für September 2016 im Görlitzer Anzeiger rechtzeitig angekündigt.



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- Quelle: red | Foto Kaisertrutz: © Görlitzer Anzeiger, Foto Innenansicht mit Ines Hasser: © Kulturhistorisches Museum, Fotograf Matthias Franke
- Erstellt am 14.08.2016 - 11:37Uhr | Zuletzt geändert am 14.08.2016 - 23:04Uhr
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